"Die Einsätze werden rauer" Gewerkschaft der Polizei sieht Belastungsprobe an Silvester
31.12.2023, 09:38 Uhr Artikel anhören
Polizisten stehen in der Silvesternacht 2022/23 in Berlin hinter explodierendem Feuerwerk.
(Foto: picture alliance/dpa/TNN)
Was manche als großen Spaß feiern, ist für Polizei und Rettungskräfte ein Albtraum: Wieder einmal steht eine Silvesternacht bevor. Die Gewerkschaft der Polizei warnt vor Gruppen, "für die schwere Gewalt etwas Normales ist". Immerhin verkündet die Barmer auch eine gute Nachricht.
Im Vorfeld der Silvesternacht hat der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, die Lage als "Belastungsprobe" bezeichnet und zugleich vor bestimmten "Tätergruppen" gewarnt. "Die Silvesternacht wird wie in der Vergangenheit eine Belastungsprobe für Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte", sagte Kopelke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zugleich warnte er vor "Alarmismus". Kopelke hob hervor: "Die Gesellschaft wird nicht immer brutaler." Feststellbar seien aber Gruppen, "für die schwere Gewalt etwas Normales ist".
Mit Blick auf gestiegene Fallzahlen zu Übergriffen gegen Einsatzkräfte sagte der GdP-Chef: "Wir hören von Beamtinnen und Beamten immer wieder von Gewalterfahrungen im Einsatz. Und viele sagen: Die Einsätze werden rauer." Polizisten würden "beschimpft und beleidigt, und immer wieder kommt es auch zu tätlichen Angriffen". Zugleich beobachte die Gewerkschaft eine wachsende Sensibilität bei Beamten, Vorfälle von Beleidigungen oder Übergriffen zu melden und auch anzuzeigen. Kopelke sagte: "Das ist gut, denn es zeigt, dass die Polizistinnen und Polizisten verbale oder körperliche Gewalt gegen sie ernst nehmen und nicht verschweigen."
Kopelke hob hervor, dass "nicht Verbote oder schärfere Strafen helfen" würden. Der GdP-Chef sagte: "Der Staat gewinnt nicht durch Repression. Und Gewalt gegen Uniformierte können nicht Uniformierte lösen - das ist eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, da müssen Schulen, Justiz, Sozialarbeit, die lokale Politik und Nachbarschaftsinitiativen gemeinsam an einem Strang ziehen."
Im vergangenen Jahr war es zum Jahreswechsel in mehreren Orten in Deutschland zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden auch Einsatzkräfte massiv angegriffen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD hatte daraufhin eine Verschärfung der Rechtslage vorgeschlagen.
Weniger Klinikbehandlungen in der Silvesternacht
Eine aktuelle Analyse der Krankenkasse Barmer zeigt indes, dass immer weniger Menschen wegen Verletzungen, Verbrennungen oder übermäßigem Alkoholkonsum in der Silvesternacht ins Krankenhaus müssen. Laut der Untersuchung, die auf hochgerechneten Abrechnungsdaten der zurückliegenden sechs Jahreswechsel beruht und dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt, sind diese Fälle bundesweit von 8950 zum Jahreswechsel 2018 auf 6050 zum Jahreswechsel 2023 gesunken. Das entspricht einem Minus von rund 32 Prozent.
Nach einem geringen Zuwachs zum Jahreswechsel 2020 (9210 Fälle) gab es den Daten der Barmer zufolge in der Zeit der Corona-Pandemie, in der Partys und Feuerwerke verboten oder begrenzt waren, einen besonders starken Rückgang um fast 3000 Fälle. Aber auch nach dem Auslaufen aller Schutzmaßnahmen sank die Zahl der Klinikbehandlungen zu Silvester 23 weiter, wenn auch nur leicht um 230 Fälle.
Untersucht wurden stationäre Behandlungen, die durch den Konsum von zu viel Alkohol oder durch den mutmaßlich unsachgemäßen Gebrauch von Feuerwerksköpern notwendig wurden. Dabei kann es sich zum Beispiel um Alkoholvergiftungen, Verletzungen an Kopf, Auge oder Hand sowie um Verbrennungen handeln.
Quelle: ntv.de, ghö