Kernkraftwerke gehen vom Netz Große Mehrheit gegen Atomausstieg
11.04.2023, 15:07 Uhr Artikel anhörenAm Samstag endet die Ära der Atomkraft in Deutschland, doch der Kurs der Bundesregierung trifft auf wenig Zustimmung. In einer Forsa-Umfrage sagen nur 28 Prozent der Befragten, sie fänden das Aus richtig. Unter den Wählern der Ampel-Parteien zweifeln vor allem FDP-Anhänger.
Die letzten drei in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke gehen am Samstag vom Netz. Doch das Ende der Atomenergie in Deutschland trifft in der Bevölkerung auf wenig Zustimmung. In einer Umfrage des Instituts Forsa bezeichnen nur 28 Prozent der Befragten die Abschaltung als richtig. 43 Prozent sind hingegen dafür, dass die Meiler noch länger Strom produzieren. Und 25 Prozent sprechen sich sogar dafür aus, bereits stillgelegte Werke wieder hochzufahren.
In den neuen Bundesländern liegt die Zustimmung nur bei 22 Prozent und im Westen bei 30 Prozent. Eine Mehrheit hat das AKW-Aus nur unter Grünen-Anhängern, die zu 65 Prozent einverstanden sind. Unter den Wählern der SPD liegt die Zustimmung bei 40 Prozent. Von den FDP-Wählern sind gerade einmal 20 Prozent einverstanden.
Unter Wählern von CDU und CSU halten die Entscheidung 15 Prozent für richtig, unter denen der AfD sind es 4 Prozent. Die Zustimmung zu der Entscheidung hängt auch mit der Einschätzung zusammen, ob die Stromversorgung in Deutschland ohne Strom aus der Kernenergie dauerhaft gesichert werden kann. 51 Prozent der Befragten glauben das nicht. Im Osten sind es sogar 60 Prozent.
Bei den Grünen-Anhängern hält mit 81 Prozent eine deutliche Mehrheit der Befragten die Stromversorgung auch ohne Kernkraftwerke für sicherbar, bei den SPD-Wählern immerhin 59 Prozent. Unter den FDP-Wählern sind zumindest 43 Prozent optimistisch. Unter den Anhängern der Union sind es nur 38 Prozent, und unter denen der AfD sogar nur 18 Prozent.
Noch weniger Zustimmung zu mehr als drei AKW
Zugleich sind nur 25 Prozent aller Befragten der Meinung, dass auch stillgelegte Atomkraftwerke wieder zur Stromproduktion genutzt werden sollten. Unter den Wählern der Union und FDP sind 28 Prozent für ein Wiederhochfahren, sowie 50 Prozent der AfD-Wähler.
Die Option, die noch laufenden drei AKW weiterzunutzen, findet dagegen die größte Zustimmung unter den Befragten: 43 Prozent halten diese Möglichkeit für richtig, im Osten gar 47 Prozent. Selbst unter den Grünen-Anhängern liegt die Zustimmung mit 28 Prozent relativ hoch. 38 Prozent der SPD-Wähler stimmen zu, sowie 49 Prozent der FDP-Anhänger. Bei den Unionswählern sind es 56 Prozent.
Spahn fordert verlängerte Nutzung
In der ntv-Sendung "Frühstart" kritisierte am Dienstag der Unionsfraktionsvize Jens Spahn den Ausstieg aus der Kernkraft scharf: Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, lasse "lieber Kohlekraftwerke laufen - den Klimakiller schlechthin, CO2-Dreckschleudern - als klimaneutrale Kernkraftwerke".
Als Ersatz für die wegfallenden vier Gigawatt Leistung aus der Kernenergie würden Kohlemeiler am Netz bleiben und Kohlendioxid ausstoßen. Der CDU-Politiker forderte die Laufzeitverlängerung der letzten drei AKW als Einsatzreserve bis mindestens Ende 2024, wie sie auch fast jeder Zweite in der Forsa-Umfrage als richtig erachtete.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland vom 5. bis 6. April 2023 erhoben. Datenbasis: 1001 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
Quelle: ntv.de, shu