Weimer und Lang im ntv-Talk "Kann das sein, dass es für euch ein Fetisch ist?"
13.10.2025, 20:12 Uhr Artikel anhören
Premiere bei "Blome & Pfeffer": Grünen-Politikerin Ricarda Lang und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer liefern sich einen Schlagabtausch zu Klima, Trump und Veggie-Wurst. Beim Thema Verbrenner-Aus wird es emotional: "Ist das ein Fetisch?", fragt Weimer – und bringt Lang zum Lachen.
Was passiert, wenn Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer in einem Politik-Talk zusammenkommen? Unterschiedliche Meinungen sind vorprogrammiert. Genau das ist im neuen ntv-Talk "Blome & Pfeffer - der Hauptstadttalk" gewollt. Zusammen mit den Talk-Hosts Nikolaus Blome und Clara Pfeffer diskutieren Lang und Weimer über vier Themen, die jeder selbst mitbringt. Den Auftakt macht Blome mit der Meinung: US-Präsident Donald Trump hätte den Friedensnobelpreis bekommen sollen.
Eine These, die in den vergangenen Tagen zwar viel in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, aber auch starke Gegner findet. Zwar attackiere Trump fast jeden Tag Amerikas Demokratie, argumentiert Blome, findet aber auch: "Trump macht Politik mit der Brechstange, aber das hat mehr bewirkt als alle klassische Diplomatie seines Vorgängers oder der Europäer." Grünen-Politikerin Lang widerspricht: "Ich bin froh darüber, dass Trump den Nobelpreis nicht bekommen hat. Und nicht aus Missgunst, sondern aus zwei Gründen: Zum einen, weil die Trennung, die Sie vorschlagen, zwischen dem innenpolitischen Trump und dem außenpolitischen Trump so nicht funktioniert." Zum anderen sollte die Auszeichnung "grundsätzlich nicht an aktive Politiker vergeben werden".
Kulturstaatsminister Weimer ist gespalten. Die Freilassung der israelischen Geiseln und der Friedenstal mit der Hamas seien zunächst mal ein "Tag der Freude". "Ohne Trump wäre es nicht dazu gekommen", glaubt Weimer. "Hätte er dafür den Nobelpreis verdient? Da würde ich sagen: Nein. Für mich gehört zum Nobelpreis auch ein Stück Integrität in der Persönlichkeit." Journalistin Pfeffer sieht es ähnlich: "Wir wissen doch noch überhaupt nicht, ob er wirklich was geleistet hat." Natürlich sei es ein riesiges Vermächtnis, dass die Geiseln freigekommen sind. "Aber ob er da wirklich Frieden gestiftet hat? Ich glaube, davon sind wir noch weit entfernt."
Weimer ist gegen Veggie-Wurst-Verbot
Kulturstaatsminister Weimer lenkt mit seinem gewählten Thema den Blick auf das geplante EU-Verbot des Namens "Veggie-Wurst". In einem kurz eingeblendeten Video widerspricht der parteilose Politiker der Entscheidung. "Die Parlamentarier wollen verhindern, dass Fleischersatzprodukte Schnitzel oder Wurst heißen. Ich denke da liberaler", so Weimer. "Das sollen die Verbraucher entscheiden. Und wenn ein Hersteller sein Getreideschnitzel Witzel nennt und es verkaufen will, soll er das versuchen."
Weimer, der sonst eher für seine strengen Regeln in Bezug auf Sprache bekannt ist, begründet seine Ablehnung mit mehr Freiheit: "Wir haben sowieso zu viele Regularien und Vorschriften und Regeln aus Europa", so Weimer. "Wir brauchen viel mehr Europa, aber viel weniger Bürokratie." Damit widerspricht er großen Teilen der konservativen EVP-Fraktion, die am vergangenen Mittwoch im Europaparlament für eine entsprechende Gesetzesänderung gestimmt hatten. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz hatte die Pläne befürwortet. Zur EVP gehören auch CDU und CSU, die 23 Abgeordnete stellen. Von ihnen hatten aber 18 gegen das Vorhaben votiert.
Das Thema wird nicht nur in den sozialen Medien scharf diskutiert. Auch bei "Blome & Pfeffer" wird schnell deutlich: Es geht um mehr als nur einen Verpackungsnamen. "Was das ja aussagt, ist eine komplette Verdummung der Menschen", wirft Lang ein. "Wer ist denn dumm genug, nicht zu verstehen, dass ich hier gerade ein veganes Produkt kaufe? Ich glaube kaum jemand." Pfeffer sieht darin ein rechtes Narrativ und den Versuch, "einen ideologischen Kampf daraus zu machen". Weimer entgegnet: "Also wenn die Wurst jetzt schon Teil des Kulturkampfes ist zwischen links und rechts, bitte lasst doch die Räume der Freiheit aus. Die Politik soll sich gar nicht darum kümmern."
Lang gesteht Fehler in Klimadebatte ein
Weimer wirft Lang derweil vor, dass die Grünen das Thema Essen zuerst politisiert hätten. "Natürlich wurde politisiert, ob Fleischessen nicht schlecht fürs Klima ist." Für Blome wurde die Debatte zu oft von oben herab geführt. "Das Schweinenackensteak war nicht umsonst die Chiffre für den - wenn man so ehrlich sagen will - geistig limitierten Dorfbewohner, der immer noch Schweinenackensteaks auf den Grill wirft und immer noch einen Diesel fährt (...)", so Blome. "Der ist schon so von oben herab angesprochen worden, auch durch diese Politisierung."
Lang protestiert: Menschen dürften natürlich ihr "Nackensteak essen". "Es gibt ja manchmal diese Vorstellung, das wäre alles verboten. Das ist Unsinn." Sie gibt aber auch Fehltritte ihrer eigenen Partei zu: "Ich würde tatsächlich zugestehen, dass wir auch in meinem politischen Milieu diese Debatten oft nicht als strukturelle Debatte geführt haben, sondern sehr stark als individuelle und damit eher auf die moralische Distinktion gingen als auf: Wie kann ich es für alle bezahlbar machen, sich gesund zu ernähren?"
Verbrenner-Aus: ein Fetisch?
Auch beim Thema Autoindustrie gehen die Meinungen auseinander. Klimajournalistin Pfeffer sagt in ihrem eingespielten Clip, sie halte die Diskussion um das Verbrenner-Aus für einen Rettungsanker für Manager, "die jahrelange Innovation verschlafen haben". Pfeffer schimpft: "Während andere längst Milliarden in E-Mobilität stecken, wird hier noch der Diesel verteidigt, als wäre er ein Kulturgut und kein Auslaufmodell."
Weimer verteidigt die Autoindustrie prompt als "Schlüsselindustrie", die "Generationen von Wohlstand" geschaffen habe. "Wenn wir jetzt den Rückwärtsgang beim Klimaschutz einlegen, was leider Katherina Reiche schon an vielen Stellen tut, dann schaffen wir Planungsunsicherheit. Dann werden wir unsere Ziele nicht erreichen", erwidert Lang mit Blick auf die Bundeswirtschaftsministerin.
"Sag mal, kann das sein, dass es für euch ein Fetisch ist, dass ihr das einfach braucht?", fragt Weimer in Richtung Lang. "Die grüne Bewegung sozusagen im Abwärtstrend ist und ihr sagt aber, das Verbrenner-Aus wollen wir am Ende noch erhalten haben." Lang unterbricht lachend: "Ein Fetisch?" "Ja, das klingt für mich wie: Ich muss meinen alten Feind unbedingt auch im Nachgang noch bestrafen, weil die Sachargumente nicht überzeugen sind." Lang lacht: "Ach Quatsch, das ist kein Fetisch, sondern das ist eine Menschheitsaufgabe. Und es ist ein Gebot von ökonomischer Vernunft. Und ich will, dass Deutschland in Zukunft mitspielt."
Der ntv Talk "Blome & Pfeffer" läuft alle 14 Tage im Wechsel mit "Pinar Atalay" um 20.15 Uhr bei ntv. Sie können die Sendung auch auf dem Streamingportal RTL+ schauen.
Quelle: ntv.de, vmi