"Rückführung" soll auf Agenda Kommunen warnen: Kapazitäten für Flüchtlinge am Limit
30.04.2023, 16:22 Uhr Artikel anhören
Flüchtlingsheim in Freiburg. Laut dem Deutschen Städtetag sind bei vielen Kommunen die Unterbringungsmöglichkeiten fast erschöpft.
(Foto: picture alliance / Winfried Rothermel)
Vor dem Flüchtlingsgipfel mit Kanzler Scholz erhöhen die Kommunen den Druck: Ein Neustart in der Flüchtlingspolitik sei unumgänglich, heißt es vom Deutschen Städtetag. Vor einem Ende der Kapazität wird gewarnt. Gleichzeitig werden Forderungen nach Gegenmaßnahmen laut.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat Bund und Länder aufgefordert, beim Flüchtlingsgipfel am 10. Mai einen Neustart in der Migrationspolitik einzuleiten. "Ein "Weiter so" darf es nicht geben. Viele Kommunen sind bei Unterbringung, Integration, Schaffung von Kita und Schulplätzen längst an ihren Kapazitätsgrenzen. Auch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind erschöpft", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Funke Mediengruppe.
Die Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz von der SPD und die Regierungschefs und -chefinnen der Bundesländer wollen am 10. Mai über die Aufteilung der Kosten für die Flüchtlingsaufnahme beraten. Kommunen und Kreise tun sich vor allem mit der Unterbringung bei hohen Flüchtlingszahlen schwer.
"Steuerung", "Begrenzung", "Rückführung"
Es gehe längst nicht mehr nur um finanzielle Unterstützung, sagte der Essener Oberbürgermeister und Vorsitzende des Städtetages NRW, Thomas Kufen von der CDU gegenüber der Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ): "Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung und auch die Rückführung von Menschen ohne Bleibeperspektive muss prominenter auf die politische Agenda gesetzt werden. Diese Erwartungshaltung gibt es bei vielen, die in der Kommunalpolitik Verantwortung tragen."
In einem Präsidiumsbeschluss des Deutschen Städtetages, aus dem die WAZ zitiert, heißt es: "Die kommunalen Aufnahmekapazitäten für Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Ländern sind vielerorts erschöpft. Es fehlt an Wohnraum, Kita- und Schulplätzen sowie an kommunalem Personal." Die gesellschaftliche Akzeptanz werde "brüchiger", warnen die Kommunalvertreter.
Forderung: Grenzen besser schützen
Die Verteilung von Geflüchteten und Asylsuchenden innerhalb der EU sei ungleich, zitiert die Zeitung aus dem Präsidiumsbeschluss. Der Bund müsse die Rückführung von ausreisepflichtigen Asylsuchenden ohne Bleibeperspektive "konsequent unterstützen und dazu die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen", heißt es in dem Papier des Deutschen Städtetages. Ebenso werden "mehr Anstrengungen zur Kontrolle und zum Schutz der EU-Außengrenzen" eingefordert.
Oberbürgermeister Kufen erwartet ein entschiedeneres Auftreten der Bundesregierung in Brüssel: "Die Aufnahmewilligkeit und Integrationslast darf nicht bei einigen wenigen Ländern in Europa liegen. Es muss auch stärker gegen eine irreguläre Migration vorgegangen werden."
Hoffnung auf "abgestimmtes Konzept"
Die Städte pochen zudem darauf, dass die finanziellen Unterstützungsleistungen von Bund und Ländern "dynamisch an die steigenden Flüchtlingszahlen angepasst und verstetigt werden". Das Präsidium des Deutschen Städtetages sieht die Länder, aber auch den Bund überdies in der Verantwortung, eigene Aufnahmekapazitäten für Geflüchtete aufzubauen. In vielen Rathäusern ärgere man sich, dass die schwarz-grüne Landesregierung seit Monaten nicht die versprochenen Plätze für die Erstunterbringung liefert. So könne es nicht weitergehen. Nun erwartet man ein "abgestimmtes Konzept zwischen den Ebenen", damit es bei den hohen Zugangszahlen in den Städten endlich Entlastung gebe.
Mehr Pragmatismus wünschen sich die Kommunen auch bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen. "Die Integrationsangebote und das Integrationsrecht sind dahingehend zu ändern, dass den Städten zugewiesene Geflüchtete unabhängig vom Aufenthaltsstatus grundsätzlich schnellstmöglich Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten", so der Städtetag. Häufig wird Geflüchteten das Leben unnötig schwer gemacht, weil Plätze in Sprachkursen fehlen oder berufliche Vorerfahrungen nicht anerkannt werden.
Quelle: ntv.de, kst