"Verletzung russischer Normen" Moskau findet Pestizide in türkischer Ware
26.11.2015, 10:33 Uhr
"Gesucht": Ein Erdogan-Plakat hängt an der türkischen Botschaft in Moskau, deren Fenster Demonstranten mit Steinen eingeschmissen haben.
(Foto: AP)
Alles nur Zufall? Ausgerechnet nach dem Abschuss eines Kampfjets durch die türkische Armee stellt der russische Landwirtschaftsminister fest: Türkische Lebensmittel sind mit Schadstoffen verseucht. Und er zieht Konsequenzen.
Vor dem Hintergrund der Spannungen mit der Türkei nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets will Russland die Kontrollen über Lebensmittelimporte aus der Türkei verschärfen. Der russische Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschew begründete dies mit "wiederholten Verletzungen russischer Normen durch türkische Hersteller". Er verwies dabei etwa auf "verbotene und schädliche Substanzen" sowie stark erhöhte Pestizid- und Nitratwerte.
Die russische Regierung habe die Behörde für Lebensmittelsicherheit deshalb aufgefordert, die Kontrollen über landwirtschaftliche Produkte aus der Türkei zu verschärfen. Außerdem seien zusätzliche Überprüfungen an der Grenze und an Produktionsstätten in der Türkei geplant. Von den Maßnahmen könnten 15 Prozent der landwirtschaftlichen Importprodukte in Russland betroffen sein.
Türkische F-16-Kampfflugzeuge hatten am Dienstag einen russischen Bomber vom Typ Su-24 im türkisch-syrischen Grenzgebiet abgeschossen, weil das Flugzeug nach Angaben der türkischen Armee trotz wiederholter Warnungen in den türkischen Luftraum eingedrungen war. Das russische Verteidigungsministerium erklärte dagegen, die Su-24 sei über syrischem Gebiet geflogen. Der Abschuss führte zu erheblichen Spannungen zwischen Russland und Türkei.
Zur Beilegung der Krise bemüht nun sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan offenbar um direkten Kontakt zu seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Angedacht sei ein Gespräch der beiden Präsidenten am Rande des UN-Klimagipfels in Paris am 30. November, berichtet die regierungsnahe türkische Zeitung "Yeni Safak". Vor dem Treffen wolle Erdogan mit Putin telefonieren.
Russland wird bereits seit Jahren vorgeworfen, gesundheitspolitische Entscheidungen entsprechend seiner geopolitischen Positionen zu treffen, etwa auch im Fall der Ukraine und Georgiens. Seit Sommer 2014 besteht ein Embargo auf die meisten Lebensmittel aus westlichen Ländern, die Russland wegen seiner mutmaßlichen Verwicklung in den Ukraine-Konflikt mit Sanktionen belegt haben.
Erst vor wenigen Tagen hatte Russland erklärt, ab dem 1. Januar Lebensmittelimporte aus der Ukraine zu verbieten. Als Grund nannte der russische Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew das Inkrafttreten des Assoziierungsabkommens zwischen der Ukraine und der Europäischen Union (EU). In Kiew bezifferte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk die möglichen Verluste der Ukraine durch das Embargo auf 600 Millionen US-Dollar (562 Millionen Euro).
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP