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Der Kriegstag im Überblick Moskau weist 40 deutsche Diplomaten aus - USA liefern Panzer-Munition an Kiew

Ein zerstörter Wohnkomplex im ostukrainischen Charkiw.

Ein zerstörter Wohnkomplex im ostukrainischen Charkiw.

(Foto: dpa)

Nach eigenen Angaben kann die Ukraine die russische Armee im Osten des Landes teils zurückdrängen. In der West- und Zentralukraine setzt Russland derweil Eisenbahnstationen unter Beschuss. Der Kreml verweist 40 deutsche Diplomaten des Landes und die USA wollen Kiew mit Munition helfen.

Nach eigenen Angaben kann die Ukraine die russischen Streitkräfte im Osten des Landes teilweise zurückdrängen. In der West- und Zentralukraine setzt Russland derweil mehrere Eisenbahnstationen unter Beschuss. Dabei soll es auch Tote geben. Der Kreml verweist Dutzende deutsche Diplomaten des Landes und die USA wollen Kiew mit Munition russischer Bauart unterstützen. Der 61. Kriegstag im Überblick:

Russland greift Eisenbahnstationen an

Bei seiner Großoffensive in der Ostukraine hat Russland offenbar Rückschläge hinnehmen müssen. Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew russische Vorstöße im Osten des Landes zurückgedrängt. Ein Ministeriumssprecher sagte, russische Verbände hätten versucht, die Linien in den Gebieten von Rubischne, Popasna, Sjewjerodonezk, Marjinka und Awdijiwka zu durchbrechen. Zudem sei ein Vorstoß von Isjum in Richtung Barwenkowo und Slowjansk in Gang. Über russische Gebietsgewinne wurde im Laufe des Tages hingegen nichts bekannt.

In der West- und Zentralukraine schlugen nach ukrainischen Angaben am Morgen mehrere Raketen ein. Dabei seien auch fünf Eisenbahnstationen getroffen worden, teilte der Chef der ukrainischen Eisenbahn, Olexander Kamyschin, auf dem Telegram-Kanal des Unternehmens mit. "Die russischen Streitkräfte zerstören weiter systematisch die Infrastruktur der Eisenbahn", kommentierte Kamyschin. Demnach mussten aus Sicherheitsgründen die Route und der Fahrplan von mehreren Zügen geändert werden.

Nach Angaben aus Kiew sind bei den Angriffen auf die ukrainische Bahninfrastruktur mindestens fünf Menschen getötet worden. 18 weitere Menschen seien bei Raketenbeschuss in der Region Winnyzja im Zentrum des Landes verletzt worden, teilte das Büro des ukrainischen Generalstaatsanwalts mit.

Eine Feuerpause kündigte Moskau unterdessen für das belagerte Stahlwerk in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol an. Nach Angaben Kiews wurde aber keine Einigung über sichere Fluchtkorridore aus der Anlage erzielt. Berichten zufolge sollen sich Hunderte ukrainische Soldaten und Zivilisten in dem Stahlwerk verschanzt haben.

Russland übt Vergeltung an Deutschland

Als Vergeltungsmaßnahme zu verstehen ist die Ausweisung von 40 deutschen Diplomaten aus Russland. Die Regierung in Moskau erklärte sie zu "unerwünschten Personen". Dem deutschen Botschafter in Moskau sei ein Protestschreiben gegen die unfreundliche Politik Berlins und gegen die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten Anfang April übergeben worden, teilte das Außenministerium in Moskau mit.

Die Bundesregierung hatte Anfang April ebenfalls 40 Mitglieder des diplomatischen Personals der russischen Botschaft ausgewiesen, die mutmaßlich für russische Geheimdienste arbeiten. Außenminister Annalena Baerbock kritisierte die heutige Entscheidung Russlands mit deutlichen Worten.

London zählt 15.000 tote russische Soldaten

Die Zahl der im Ukraine-Krieg getöteten Zivilisten beläuft sich nach ukrainischen Angaben mittlerweile auf mindestens 3818. "Verletzte: mehr als 4000", teilte die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine mit. Die Statistik sei jedoch unvollständig, da die Behörden zu vielen Orten, darunter zur blockierten Hafenstadt Mariupol, keinen Zugang hätten. Aktuell geht die Staatsanwaltschaft dabei von mindestens 215 getöteten und 391 verletzten Kindern aus. Die Vereinten Nationen haben bisher rund 2500 zivile Tote erfasst, gehen aber ebenso wie Kiew von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus.

Russland war in den vergangenen Wochen sehr zurückhaltend bei der Veröffentlichung von eigenen Opferzahlen. Die britische Regierung geht davon aus, dass seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine etwa 15.000 russische Soldaten getötet worden sind. Diese Zahl nannte Verteidigungsminister Ben Wallace. "Außer der Zahl der Todesopfer gibt es Verluste an Ausrüstung, und insgesamt deuten mehrere Quellen darauf hin, dass bisher mehr als 2000 gepanzerte Fahrzeuge zerstört oder erbeutet wurden", sagte Wallace. In dieser Zahl seien mindestens 530 Panzer, 560 Schützenpanzer sowie 530 gepanzerte Mannschaftstransporter enthalten. "Russland hat zudem mehr als 60 Hubschrauber und Kampfjets verloren", betonte Wallace.

USA geben 165 Millionen US-Dollar für Munition

Derweil kündigten die USA nach dem Besuch ihrer Außen- und Verteidigungsminister in Kiew weitere militärische Unterstützung für die Ukraine an. Demnach will die US-Regierung für die schweren Waffen der ukrainischen Streitkräfte Munition russischer Bauart im Wert von 165 Millionen US-Dollar (153 Millionen Euro) kaufen. Dabei geht es unter anderem um Munition für Haubitzen, Granatwerfer, Kanonen, Panzer und Mörser, wie eine Behörde des US-Verteidigungsministeriums mitteilte. Das Außenministerium habe dem Verkauf zugestimmt, hieß es. Die Munition hat für die Ukraine große Bedeutung, um Nachschub für ihre bestehenden Waffensysteme zu bekommen, die teils noch sowjetischer oder russischer Bauart sind.

In der Debatte um deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine meldete sich SPD-Chefin Saskia Esken zu Wort. Sie wandte sich gegen die Lieferung von Panzern an die Ukraine durch die deutsche Industrie oder aus Beständen der Bundeswehr. Die Frage direkter Lieferungen durch die deutsche Industrie stehe derzeit nicht zur Debatte, weil die hergestellten Panzer nicht direkt eingesetzt werden könnten, so Esken. Die Soldatinnen und Soldaten in der Ukraine würden die Waffensysteme noch nicht kennen. Für Wartung und Reparatur gebraucht würden zudem Ersatzteile, "die wir nicht mitliefern können", sowie Monteure.

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Quelle: ntv.de, mbe/dpa/rts/AFP

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