Politik

Sanktionen verhindern Nachschub NATO sieht Moskaus Raketenvorräte schwinden

Auch in Syrien setzte Russland 2017 Marschflugkörper vom Typ Kalibr ein.

Auch in Syrien setzte Russland 2017 Marschflugkörper vom Typ Kalibr ein.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Am Montag feuert Russland insgesamt 84 Marschflugkörper auf die Ukraine ab. Ein ebenso tödliches wie teures Unterfangen. Denn im Westen mehren sich die Stimmen, dass der russischen Armee allmählich die Munition ausgeht - und Nachschub ist nicht in Sicht.

Russland hat nach Angaben aus NATO-Kreisen inzwischen einen erheblichen Teil seiner präzisionsgelenkten Munition verbraucht. Aufgrund der westlichen Sanktionen könne die russische Industrie auch nicht alle Munitionsarten und Waffensysteme herstellen, sagte ein Insider. Er deutete ebenfalls an, dass es daher einige Monate dauern könnte, bis die von Russland eingeleitete Mobilisierung von 300.000 Soldaten erfolgt sei.

Der britische Geheimdienst hatte sich am Dienstag ähnlich geäußert. "Wir wissen, und das wissen auch russische Kommandeure im Krieg, dass ihnen die Ausrüstung und Munition ausgeht", sagte der Direktor des GCHQ, Jeremy Fleming. Der russische Präsident Wladimir Putin mache Fehleinschätzungen und strategische Fehler.

Das US-Verteidigungsministerium hatte bereits im Mai berichtet, dass die russischen Vorräte moderner Lenkwaffen dahinschmelzen. Demnach habe die russische Armee gerade am Anfang des Krieges viele präzisionsgelenkte Raketen "verbrannt". Deswegen müsse sie immer häufiger ältere, sogenannte "dumme Bomben" einsetzen, hieß es. Auch für moderne Raketen wie Marschflugkörper werden Bauteile wie Chips benötigt, damit sie zuverlässig ihr Ziel finden. Diesen stammen aber in vielen Fällen aus Europa oder den USA.

Teure Marschflugkörper

Dies soll auch der Grund dafür sein, dass sich Russland schwere Luftangriffe auf die Ukraine wie am Montag nur noch in Ausnahmefällen leisten kann. Wie die ukrainische Ausgabe des US-Magazins "Forbes" berichtet, hat die russische Armee bei dem Angriff 84 Marschflugkörper und 24 Drohnen eingesetzt, die einen Gesamtwert von 400 bis 700 Millionen US-Dollar gehabt hätten.

Welche Raketen im Einzelfall eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Allerdings wurde berichtet, dass Russland unter anderem Marschflugkörper des Typs Ch-101, Kalibr-Lenkwaffen und Iskander-Raketen auf die Ukraine gefeuert haben soll. Nach Angaben von "Forbes" kostet ein Ch-101-Marschflugkörper 13 Millionen US-Dollar in der Herstellung. Eine Kalibr-Lenkwaffe schlage demnach mit 6,5 Millionen US-Dollar zu Buche. Eine Iskander-Rakete koste etwa 3 Millionen US-Dollar - immer vorausgesetzt, die Bauteile sind verfügbar.

Waffen aus Teheran und Pjöngjang

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Aufgrund der schwindenden Munitionsvorräte soll Russland deshalb bereits im August unbemannte Drohnen für weitere Luftangriffe im Iran geordert haben. Sie sollen auch bei der russischen Attacke vom vergangenen Montag zum Einsatz gekommen sein. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums konnte insgesamt 43 Raketen und 13 Drohnen von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen werden.

Im September war ebenfalls berichtet worden, dass sich der Kreml für weitere Waffenlieferungen auch im international geächteten Nordkorea erkundigt haben soll. Aus der US-Regierung hieß es, dass Russland Millionen von Artilleriegeschossen und Raketen aus Nordkorea importieren könnte. Die nordkoreanische Führung widersprach: "Wir haben noch nie Waffen oder Munition nach Russland exportiert und werden dies auch nicht tun", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA einen ranghohen Mitarbeiter des nordkoreanischen Verteidigungsministeriums.

Quelle: ntv.de, chr/rts/dpa

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