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Nach Zerstörung des Damms Pegelstand des Kachowka-Stausees sinkt rapide

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Die Wasserkraftanlagen arbeiten nach Angaben des Betreibers mit halber Kraft. 

Die Wasserkraftanlagen arbeiten nach Angaben des Betreibers mit halber Kraft. 

(Foto: dpa)

Anfang dieser Woche wird der Kachowka-Damm zerstört. Seitdem stehen große Landstriche in der Region Cherson im Süden der Ukraine unter Wasser, und der Stausee verliert weiter an Wasser. Der ukrainische Botschafter in Deutschland rechnet mit Schäden in Milliardenhöhe.

Der Stausee des Dnipro im Süden der Ukraine hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms laut Behördenangaben inzwischen mehr als ein Drittel des im Frühjahr angesammelten Hochwassers verloren. "Stand 12.00 Uhr am 10. Juni ist das Niveau des Kachowka-Stausees im Raum Nikopol auf 10,2 Meter gesunken", teilte der ukrainische Wasserkraftversorger Ukrhidroenerho auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Wasserkraftanlagen arbeiten nach Angaben des Betreibers mit halber Kraft.

Zugleich teilte Ukrhidroenergo mit, dass am Oberlauf des Dnipro nun stärker Wasser angestaut werde, um im Sommer Strom generieren zu können. Der Dnipro ist als drittgrößter Fluss Europas in der Ukraine an sechs Stellen für die Stromproduktion aufgestaut.

Schäden in Milliardenhöhe

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, befürchtet Schäden für Menschen, Umwelt und Landwirtschaft in Milliardenhöhe. "Städte, Infrastruktur, ganze Industrien müssen wieder aufgebaut werden", sagte der Diplomat den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Die Gesamtschäden werden erst sichtbar, wenn das Wasser abgelaufen ist."

Nach der Explosion an dem ukrainischen Staudamm hatte die ukrainische Regierung laut dem Medienbericht einen Antrag auf Soforthilfe beim Bundesaußenministerium gestellt und unter anderem um Tanklaster für die Trinkwasserversorgung, Feuerwehrschläuche, Rettungsbojen, Motorpumpen für Schmutzwasser und Schwimmwesten gebeten.

Die Wiederaufbaukosten für die Ukraine allein in diesem Jahr betragen nach Angaben Makeievs 14,1 Milliarden Dollar (rund 13 Milliarden Euro). "Davon wurden 3,3 Milliarden Dollar bereits im Haushalt der Ukraine bereitgestellt. Gebraucht wird alles, von Trinkwasser-Filtern bis hin zu Schlauchbooten", sagte der Botschafter.

Fischsterben in der Region Cherson

Makeiev sorgt sich auch um die Fischerei und Landwirtschaft in der überschwemmten Region. "Die Verluste für die Fischerei durch den Verlust aller biologischen Ressourcen werden gravierend sein. In der Region Cherson wurde bereits ein Fischsterben registriert", bedauerte er.

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Vor allem die Getreideindustrie habe nun zu kämpfen. "Mehr als 20.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, auf der sich der ukrainische Gemüseanbau konzentrierte, wurden für viele Jahre außer Betrieb genommen", sagte Makeiev. "Die Getreidelager stehen unter Wasser. Nur wenige Schiffe in den Schwarzmeer-Häfen, die die ganze Welt mit Getreide beliefern, können beladen werden."

In der Nacht zum Dienstag ist der Kachowka-Staudamm zerstört worden. Im südukrainischen Gebiet Cherson stehen große Landstriche unter Wasser - sowohl auf der von Kiew kontrollierten rechten Flussseite als auch am russisch besetzten linksseitigen Dnipro-Ufer. Die Ukraine und der Westen werfen Russland die Zerstörung des Damms vor. Moskau bestreitet dies und gibt Kiew die Schuld für die Katastrophe. Allerdings hat die russische Führung gerade mit Blick auf die Ukraine in den vergangenen Jahren wiederholt die Unwahrheit gesagt.

Quelle: ntv.de, cls/AFP/dpa

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