Politik

100.000 Teilnehmer Pro-Palästina-Großdemo zieht durch London

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Die Innenstadt von London am Nachmittag: Wieder wird das Existenzrecht Israels bestritten.

Die Innenstadt von London am Nachmittag: Wieder wird das Existenzrecht Israels bestritten.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

In der britischen Hauptstadt versammeln sich erneut 100.000 Menschen, um für die Rechte der Palästinenser zu demonstrieren. Auch die umstrittene Parole "From the river to the sea" wird skandiert. In Berlin kommt es zu einer deutlich kleineren Kundgebung.

Zehntausende pro-palästinensische Demonstranten haben auf einem erneuten Großprotest in London eine sofortige Waffenruhe im Gaza-Krieg und Solidarität mit den Palästinensern gefordert. Viele von ihnen trugen Banner und Schilder mit Botschaften, mit denen sie ihre Unterstützung für die Palästinenser bekundeten. Die Nachrichtenagentur PA sprach von schätzungsweise 100.000 Teilnehmern des Protests.

Fotos zeigten eine große Menschenmenge. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie sie langsam durch das Zentrum der britischen Hauptstadt zog. Auch in anderen britischen Städten wie Manchester und Glasgow fanden größere Kundgebungen statt. In mehreren deutschen Städten gab es ebenfalls pro-palästinensische Demonstrationen. In Paris demonstrierten trotz Verbots mehrere Tausende Menschen. An die Teilnehmerzahl in London reichten sie aber bei weitem nicht heran.

Bereits am vergangenen Samstag hatten sich nach Schätzungen der Polizei bis zu 100.000 Menschen an einer pro-palästinensischen Demonstration in London beteiligt. Die Polizei hatte vorab mit einer solchen Größenordnung gerechnet. Sie war deshalb mit einem Großaufgebot im Einsatz. Es kam zu vereinzelten Zusammenstößen mit Demonstranten. Ein Mann wurde nach Polizeiangaben nach einem Angriff auf einen Polizisten festgenommen, ein weiterer, weil er rassistische Bemerkungen und Todesdrohungen von sich gegeben haben soll. Zunächst war unklar, ob sich die beiden an der Demonstration oder an einer Gegendemonstration beteiligt hatten.

Mehrere Tausend in Berlin

Die Teilnehmer riefen nach PA-Angaben zudem erneut die umstrittene Parole "From the river to the sea, Palestine will be free". Innenministerin Suella Braverman hatte den Slogan als antisemitisch kritisiert und erklärt, er werde von vielen als Aufruf zur Zerstörung Israels verstanden. Der Slogan beziehe sich auf das Gebiet Israels vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer. Außenminister James Cleverly forderte die Protestteilnehmer vorab auf, sich Desinformation und Manipulation bewusst zu sein. Damit ging er auf Berichte ein, wonach der Iran versuche, die Stimmung auf den Kundgebungen anzuheizen und dadurch Zwietracht zu säen. Es sei absolut möglich, die palästinensische Bevölkerung zu unterstützen und gleichzeitig die islamistische Hamas zu verurteilen, so Cleverly.

Die größte Kundgebung neben London gab es in Berlin mit mehreren tausend Teilnehmern. Viele hatten Transparente dabei, auf denen sie die Angriffe Israels auf den von Palästinensern bewohnten Gazastreifen verurteilten. Auf einem Plakat wurde Israel "Völkermord" vorgeworfen. Kritik wurde auch daran geübt, dass die Bundesregierung Israel unterstützt. Zu sehen waren viele Palästinenser-Flaggen. Demonstranten riefen immer wieder "Viva, Viva Palästina" oder "Free Palestine". Angemeldet war die Demonstration laut Polizei von einer Privatperson unter dem Titel "Global South United!". Sie startete am späten Nachmittag am Oranienplatz mit laut Polizei etwa 3000 Teilnehmern und sollte rund drei Kilometer durch den Stadtteil Kreuzberg bis zum Festsaal an der Puschkinallee führen.

Demos in Hamburg aufgelöst

Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot vor Ort. Darunter waren auch Dolmetscher, um die mögliche Verbreitung strafbarer Inhalte durch Teilnehmer in Fremdsprachen, etwa Arabisch, zu unterbinden, wie es hieß.

In Hamburg löste die Polizei zwei nicht angemeldete pro-palästinensische Versammlungen auf. Bei Angriffen mit Flaschen und Steinen bei einem der beiden Einsätze im Stadtteil St. Georg seien mehrere Beamte verletzt worden, teilt die Polizei mit. Nach derzeitigem Stand gebe es drei verletzte Einsatzkräfte. Einer der Beamten habe im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Trotz Verbots versammelten sich Tausende auch in Paris zu einer pro-palästinensischen Demonstration. Die Polizei schätzt, dass etwa 3000 bis 4000 Menschen zum Ausgangsort der Demonstration kamen. Man habe sie eingekreist und begonnen, gebührenpflichtige Verwarnungen auszustellen, sagte der Pariser Polizeipräfekt Laurent Nuñez im Sender BFMTV. "Die Demonstration hat absolut nicht so stattgefunden wie sie angekündigt worden war." Der Polizeipräfekt hatte die Kundgebung untersagt, da sie seiner Einschätzung zufolge Gefahren für die öffentliche Ordnung birgt. Die Organisatoren hätten durch Äußerungen zu erkennen gegeben, dass sie mögliche Unterstützer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas seien, so Nuñez.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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