Für Ukraine-Einsatz begnadigt Russische Schulen feiern pädophilen Mörder als Helden
12.03.2024, 17:37 Uhr Artikel anhören
Der verurteilte Mörder Nikita Semjanow (M.) posiert im Lyzeum Nr. 9 von Nowosibirsk mit Kindern. In dieser Schule lernte er auch seine künftige Frau kennen - als sie zehn Jahre alt war.
(Foto: vk.com/geroi_nso)
Jahrelang missbraucht Nikita Semjanow minderjährige Mädchen. 2021 tötet der Russe seinen Schwiegervater und wird zu langer Haft verurteilt. Schon ein Jahr später kommt der Mörder frei. Heute tritt er in Schulen vor Kindern als "Held der Spezialoperation" auf.
Immer wieder sorgen haarsträubende Geschichten über die für ihren Einsatz in der Ukraine begnadigten Schwerverbrecher für Aufregung in Russland. Der Fall Nikita Semjanows ist keine Ausnahme. Der Mann, dem mehrere Frauen sexuellen Missbrauch von Kindern vorwerfen, wurde 2022 wegen Mordes an seinem Schwiegervater zu neun Jahren Strafkolonie verurteilt. Nur ein Jahr später wurde er von Kremlchef Wladimir Putin begnadigt und in die Ukraine geschickt. Inzwischen ist Semjanow zurück in seiner Heimat Nowosibirsk - dort tritt er in Schulen als "Ehrengast" auf und betreibt Propaganda für die "Spezialoperation".
Über die Rückkehr Semjanows schrieb seine Ex-Frau Polina auf vk.com, dem russischen Facebook-Pendant. Russische Medien berichteten daraufhin unter Berufung auf die Frau sowie mehrere Bekannten des Paars über den Fall.
Demnach tötete Semjanow 2021 in einem Streit seinen Schwiegervater. Er habe ihren Vater zuerst gewürgt, schrieb Polina Semjanowa in ihrem Post. Als dieser keine Lebenszeichen mehr vor sich gegeben habe, habe Semjanow dem älteren Mann eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt und den Hals mit einem Draht umwickelt, um sicherzugehen, dass dieser tot sei. Die Leiche habe er im Fundament seines Hauses vergraben. "Während mein Vater als vermisst galt, lebte Nikita Semjanow ruhig in dem Haus, in dessen Fundament mein Vater vergraben wurde, beteiligte sich sogar an seiner Suche und sprach meiner Familie sein Beileid aus", schrieb Semjanowa in ihrem Post.
"Als sie 13 und er 21 war, schliefen sie zum ersten Mal miteinander"
Wie das unabhängige Nachrichtenportal "Sibir.Realii" berichtet, war Polina zehn Jahre alt, als sie ihren künftigen Mann kennenlernte. Demnach arbeitete Semjanow an ihrer Schule und war damals 18. "Als sie 13 und er 21 war, schliefen sie zum ersten Mal miteinander", erzählt eine Freundin Polinas "Sibir.Realii". Als Polina 15 war, zogen sie demnach zusammen. Mit 17 habe sie bereits eine Tochter zur Welt gebracht. "Und die ganze Zeit über schlug er sie regelmäßig, erniedrigte und vergewaltigte sie vor Fremden, auch vor Minderjährigen", sagt die Frau, die anonym bleiben wollte.
Diese Angaben bestätigt eine weitere Frau, die nach eigenen Worten als 13-Jährige zusammen mit einer gleichaltrigen Freundin einmal bei einer Party in Semjanows Haus gewesen war. "Zuerst bot er uns starken Alkohol an, dann zog er Polina vor unseren Augen aus und zwang sie, mit ihm Sex zu haben." Daraufhin habe der Mann versucht, die beiden 13-Jährigen zu überreden, mitzumachen. "Ich habe zum Glück nein gesagt", erklärt die Frau.
Eine weitere Frau erzählt "Sibir.Realii", sie kenne persönlich mehrere Mädchen, die im Alter von 13 bis 14 Jahren von Semjanow "verführt" worden waren. "Sie waren auf kindliche Art und Weise verliebt in ihn", erklärte sie. "Er verführte Schulmädchen, während er ihnen Gitarrenunterricht gab. An der Schule, wo auch Polina früher gelernt hatte."
Die Schule, Lyzeum Nummer 9 in Nowosibirsk, ist heute eine von mehreren Bildungseinrichtungen der Stadt, in denen Semjanow seit Februar als "Held der Spezialoperation" vor Kindern auftrat. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs laden Schulen in Russland oft Soldaten und Söldner zu Propagandazwecken ein. Es kommt immer wieder vor, dass es sich dabei um Schwerverbrecher handelt, die für ihren Einsatz im Kriegsgebiet in der Ukraine begnadigt wurden.
Quelle: ntv.de, uzh