Westen bezweifelt Kreml-Angaben Russland will US-Waffenlager bei Lwiw zerstört haben
19.04.2022, 16:33 Uhr
Der Westen der Ukraine gilt im Vergleich zum Osten als relativ sicher. Nun erreicht der Krieg aber auch Lwiw nahe der polnischen Grenze. Bei russischen Raketenangriffen sterben sieben Menschen. Die Russen behaupten, sie hätten ein Lager mit US-Waffen zerstört. Doch weder die Regionalverwaltung noch Washington bestätigen die Angaben.
Nach dem Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Lwiw gibt es Zweifel an der russischen Version der Ergebnisse der Attacke. Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptete, ein Logistikzentrum mit Waffen aus den USA und der EU sei zerstört worden. Das Pentagon teilte jedoch mit, den USA lägen keine Informationen vor, dass eine der in die Ukraine geschickten Lieferungen von Militärhilfe durch russische Angriffe getroffen worden sei.
Bei den Raketenangriffen auf Lwiw am Montag wurden mindestens sieben Menschen getötet. Für die Stadt in der Westukraine, die nur 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt, sind es die ersten bekannt gewordenen Todesfälle im Zusammenhang mit dem Krieg. Zahlreiche weitere Zivilisten wurden verletzt, darunter nach Angaben des Bürgermeisters der Stadt auch ein Kind. Getroffen wurden unter anderem zivile Gebäude wie ein Reifenservice und ein Hotel. Drei der insgesamt vier Raketen hätten nach Angaben des Gebietsgouverneurs Maxym Kosyzkyj Militärobjekte getroffen. Wie die regionale Militärverwaltung jedoch mitteilte, trafen die Geschosse Lagereinrichtungen, die derzeit nicht genutzt werden.
Der Kreml dagegen sprach von einem zerstörten Logistikzentrum mit Waffen aus dem Westen. "Am Morgen des 18. April trafen hochpräzise Flugkörper der russischen Luftwaffe das 124. gemeinsame Logistikzentrum des Logistikkommandos der ukrainischen Streitkräfte in der Nähe von Lwiw", erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Montag. "Das Logistikzentrum und große Mengen ausländischer Waffen, die in den vergangenen sechs Tagen aus den USA und europäischen Ländern in die Ukraine gelangt waren, wurden zerstört", hieß es weiter. Die Informationen über die Ziele habe das russische Militär über nachrichtendienstliche Kanäle erhalten, schrieb das Verteidigungsministerium auf Telegram.
"Fortsetzung der Terrorkampagne gegen das Volk der Ukraine"
Das Verteidigungsministerium der USA bestätigte die Worte Konaschenkows nicht. "Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir keine Hinweise darauf, dass westliche Hilfsgüter ins Visier genommen und/oder getroffen oder zerstört wurden", erklärte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, bei einem Briefing in Washington. Er verwies allerdings darauf, dass das Pentagon noch keine Möglichkeit zur Einschätzung der Schäden gehabt habe. Das US-Außenministerium bezeichnete die Angriffe auf Lwiw als Fortsetzung der "Terrorkampagne, der verabscheuungswürdigen Aggression gegen das Volk der Ukraine".
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar hat die US-Regierung der Ukraine bereits Waffen im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar geliefert. Am Mittwoch vergangener Woche hatte das Weiße Haus neue Militärhilfen im Volumen von 800 Millionen Dollar (rund 737 Millionen Euro) angekündigt, am Sonntag trafen die Lieferungen in der Ukraine ein.
Quelle: ntv.de, uzh