Der Kriegstag im Überblick Russland will sich Cherson einverleiben - Verliert der Kreml weiteres Kriegsschiff?
06.05.2022, 21:00 Uhr
Gekommen, um zu bleiben: Russische Truppen bereiten in Cherson die Feiern zum 9. Mai vor.
(Foto: IMAGO/SNA)
Eine Bestätigung steht noch aus, aber das russische Militär könnte eine weitere Fregatte eingebüßt haben: Ein Video zeigt ein brennendes Schiff. Während Moskau eine dauerhafte Besatzung der Region Cherson anstrebt, dementieren die USA eine Beteiligung an der Tötung ranghoher Befehlshaber der Kreml-Truppen. Der 72. Kriegstag im Überblick.
Neptun-Rakete soll Fregatte in Brand gesetzt haben
Ukrainischen Medienberichten zufolge ist eine russische Fregatte im Schwarzen Meer nach Raketenbeschuss in Brand geraten. Offiziell wurden die Berichte zunächst weder in Moskau noch in Kiew bestätigt. Der ukrainische Generalstab erhöhte die Zahl der angeblich versenkten russischen Schiffe allerdings bereits um ein weiteres auf nun insgesamt elf.
"Die Explosion mit anschließendem Brand ereignete sich an Bord der Fregatte des Projekts 11.356", die sich nahe der Schlangeninsel befand, berichtete das in Odessa beheimatete Medium Dumskaya.net. Die Fregatte sei von einer Antischiffsrakete des Typs "Neptun" getroffen worden. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte auf Nachfrage von Journalisten: "Wir haben keine Information dazu."
Cherson: "Wir wollen für immer bleiben"
Bei einem Besuch in der russisch besetzten südukrainischen Stadt Cherson äußerte sich erstmals ein hochrangiger russischer Politiker zu Moskaus weiteren Absichten. "An die Menschen in der Region Cherson gerichtet, möchte ich sagen, dass Russland hier ist, um für immer zu bleiben", sagte der hochrangige Funktionär der russischen Regierungspartei Geeintes Russland, Andrej Turtschak. Bislang hatte Moskau angegeben, als Hauptziel seines Militäreinsatzes im Nachbarland dessen "Entnazifizierung" anzustreben.
Laut dem Außenministerium in Moskau wird Russland in der Ukraine keine Atomwaffen einsetzen. Dies sei im Rahmen des speziellen Militäreinsatzes nicht vorgesehen, sagte der Sprecher des Ministeriums, Alexej Saizew. Die USA hatten angesichts der ausbleibenden Erfolge der russischen Armee gewarnt, Russland könnte taktische Atomwaffen einsetzen.
Putin-Entschuldigung: Kreml schweigt
Die russische Regierung will nicht bestätigen, dass Präsident Wladimir Putin sich bei Israel für Äußerungen seines Außenministers Sergej Lawrow entschuldigt haben soll. Lawrow hatte vor dem Hintergrund der jüdischen Abstammung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj behauptet, auch Adolf Hitler habe jüdische Wurzeln gehabt. Nach Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennett hat sich Putin bei ihm für die Bemerkungen Lawrows entschuldigt.
USA dementieren Hauptrolle bei versenktem Kriegsschiff und toten Generälen
Die US-Regierung wies einen Medienbericht zurück, amerikanische Geheimdienste hätten der Ukraine dabei geholfen, russische Generäle auszuschalten. Dies sei nicht zutreffend, sagte Präsidialamtssprecherin Jen Psaki. Die "New York Times" hatte berichtet, die Regierung in Washington habe der Ukraine unter anderem Einzelheiten über die erwarteten Truppenbewegungen sowie über Russlands mobile Kommandoposten zur Verfügung gestellt. Medienberichte, wonach Geheimdienstinformationen der USA dem ukrainischen Militär dabei geholfen hätten, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte "Moskwa" zu versenken, seien übertrieben. "Dies ist eine ungenaue Überbewertung unserer Rolle", sagte Psaki.
Ölembargo: EU kommt Ungarn weiter entgegen
Die EU-Kommission will die Übergangsfrist eines russischen Ölembargos für Ungarn und die Slowakei bis Ende 2024 verlängern. Für Tschechien soll laut Diplomaten die Frist bis Mitte 2024 gelten, es sei denn, die Transalpine-Pipeline wäre früher fertiggestellt, hieß es weiter. Die Ausnahmeregelungen sollen grundsätzlich nur für Pipeline-Öl gelten, hieß es weiter.
Selenskyj berichtet von Deportationen
Nach Angaben von Präsident Selenskyj sind bereits eine halbe Million Ukrainer in abgelegene Regionen Russlands verschleppt worden. "Mehr als 500.000 Bürgerinnen und Bürger wurden deportiert", sagte er in einer Ansprache an das isländische Parlament. "Sie wurden gezwungen. Ihnen wurde alles weggenommen. Ihre Ausweise wurden gestohlen. Sie können niemanden kontaktieren." Selenskyj zufolge wurden sie nach Sibirien und in die Region Ferner Osten an der Pazifikküste verschleppt.
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Quelle: ntv.de, mau/rts/AFP