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Kissinger macht Gebietsvorschlag Selenskyj beklagt Uneinigkeit des Westens

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Selenskyj war dem Publikum in Davos per Video zugeschaltet.

Selenskyj war dem Publikum in Davos per Video zugeschaltet.

(Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE)

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos beklagt der ukrainische Präsident Selenskyj, dass der Westen für die Ukraine nicht in einer Linie zusammensteht. Explizit nennt er zwei Länder. Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger legt der Ukraine unterdessen nahe, Gebiete abzutreten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den westlichen Ländern vorgeworfen, nicht vereint an der Seite der Ukraine zu stehen. "Meine Frage ist: Herrscht in der Praxis Einheit? Ich sehe sie nicht", sagte Selenskyj während einer Diskussionsveranstaltung des Weltwirtschaftsforums in Davos. Selenskyj warf insbesondere der Türkei und Ungarn vor, unsolidarisch mit seinem Land zu sein, das sich seit drei Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt.

Selenskyj, der per Video zugeschaltet war, bedankte sich ausdrücklich bei US-Präsident Joe Biden für die Unterstützung der USA. Als europäisches Land brauche die Ukraine aber vor allem "die Unterstützung eines vereinten Europas", sagte Selenskyj. "Wir werden einen riesigen Vorteil gegenüber Russland haben, wenn wir wirklich einig sind", sagte er.

Ausdrücklich kritisierte Selenskyj Ungarn, das seine Zustimmung zu einem EU-weiten Erdöl-Embargo gegen Russland verweigert. "Es ist etwas nicht in Ordnung mit Ungarn!", sagte er. Das Land sei in der Unterstützung der Ukraine "nicht so einig wie der Rest der EU".

"Ist der Westen also vereint? Nein"

Der Staatschef verwies zudem auf den Widerstand des NATO-Mitglieds Türkei gegen den Antrag der beiden nordischen Länder Finnland und Schweden, dem Verteidigungsbündnis beizutreten. "Herrscht Einheit zum NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands? Nein. Ist der Westen also vereint? Nein", sagte der ukrainische Präsident.

Aufsehen in Davos erregte bereits am Montag eine Einschätzung, die der frühere US-Außenminister Henry Kissinger auf dem Weltwirtschaftsforum traf. Zunächst legte er dar, dass Verhandlungen in den nächsten zwei Monaten beginnen müssten, "bevor es zu Umwälzungen und Spannungen kommt, die nicht leicht zu überwinden sind." Zum zentralen Streitpunkt des Territoriums sagte der 98-Jährige Berichten mehrerer englischsprachiger Medien zufolge: "Idealerweise sollte die Trennlinie eine Rückkehr zum Status quo ante sein." Bei einer Fortsetzung des Krieges über diesen Punkt hinaus würde es nicht um die Freiheit der Ukraine gehen, so Kissinger, sondern um einen neuen Krieg gegen Russland selbst.

Der von Kissinger erwähnte "Status quo ante" bezieht sich auf die Wiederherstellung einer Situation, in der Russland formell die Krim und informell die beiden östlichsten Regionen der Ukraine, Luhansk und Donezk, kontrollierte.

Mykhailo Podolyak, einer der Berater des ukrainischen Präsidenten, reagierte auf Twitter und schrieb: "So einfach, wie Herr Kissinger vorschlägt, Russland einen Teil der Ukraine zu geben, um den Krieg zu beenden, würde er auch erlauben, Litauen und Polen abzugeben."

Quelle: ntv.de, mpe/AFP

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