Der Kriegstag im Überblick Ukrainische Truppen von Einschließung bedroht - Deutsche Panzerhaubitzen geliefert
21.06.2022, 21:59 Uhr
Die ukrainischen Truppen bei Solote sind wohl von denen in Lyssytschansk abgeschnitten.
(Foto: picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire)
Im Gebiet Luhansk sind offenbar ukrainische Einheiten bei Solote kurz davor, eingeschlossen zu werden. Die Bundesregierung vollzieht eine Kehrtwende und redet plötzlich offen über geplante Waffenlieferungen. Derweil kommen erste Panzerhaubitzen aus Deutschland in der Ukraine an. Der 118. Kriegstag im Überblick.
Ukrainische Truppen bei Solote von Einschließung bedroht
Im stark umkämpften ostukrainischen Gebiet Luhansk sind ukrainische Einheiten um die Ortschaften Solote und Hirske bedroht, von russischen Truppen eingeschlossen zu werden. "In der Richtung Toschkiwka - Pidlisne hat der Feind die Ortschaften Pidlisne und Myrna Dolyna erobert", hieß es in einem Bericht des ukrainischen Generalstabs bei Facebook. Damit wäre für die ukrainische Gruppierung um die Ortschaften Solote und Hirske die nördliche Straßenverbindung zu den übrigen ukrainischen Einheiten um Lyssytschansk südwestlich von Sjewjerodonezk gekappt worden. Vergangene Woche war bereits die Verbindung über das westlich von Hirske gelegene Wrubiwka unter russische Kontrolle geraten.
Deutsche Panzerhaubitzen in der Ukraine angekommen
Knapp vier Monate nach Kriegsbeginn sind die ersten schweren Artilleriegeschütze aus Deutschland in der Ukraine eingetroffen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bedankte sich auf Twitter bei Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht für die Lieferung der Panzerhaubitzen 2000. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk bestätigte, dass die modernen Geschütze in der Ukraine eingetroffen sind.
Bundesregierung gibt Geheimhaltung bei Waffenlieferungen auf
Die Bundesregierung hat eine Übersicht über die militärischen Güter veröffentlicht, die Deutschland an die Ukraine geliefert hat oder noch liefern wird - darunter 30 "Gepard"-Flakpanzer inklusive 6000 Schuss Munition sowie sieben Panzerhaubitzen 2000. Auf einer Website der Bundesregierung ist eine entsprechende Liste einsehbar, die sowohl Material und Waffen aus Beständen der Bundeswehr als auch Lieferungen der deutschen Rüstungsindustrie umfassen.
Schwerer Stand für ukrainische Armee bei Sjewjerodonezk
Epizentrum der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine ist weiter der Großraum Sjewjerodonezk - Lyssytschansk. Die ukrainischen Truppen dort seien vom Nachschub abgeschnitten, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Laut Gouverneur Serhij Hajdaj kontrollieren ukrainische Truppen nur noch das Territorium des Chemiewerks Azot.
Moskau: Ukrainische Eroberung der Schlangeninsel gescheitert
Seit Februar besetzt Russland die strategisch wichtige Schlangeninsel. Ein Rückeroberungsversuch der Ukraine sei gescheitert, erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Die russischen Streitkräfte hätten 13 Drohnen, 4 Raketen vom Typ Totschka-U und 21 reaktive Geschosse vom Raketenwerfer Uragan abgeschossen. Der Misserfolg dieser Artillerievorbereitung habe die Kiewer Truppen dazu gezwungen, auf das anschließend geplante Landungsmanöver zu verzichten, sagte Konaschenkow. Diese Angaben sind vorerst nicht unabhängig überprüfbar.
Zugleich hat der ukrainische Widerstand nach Einschätzung britischer Geheimdienste bislang erfolgreich verhindert, dass Russland Kontrolle über das an die Ukraine grenzende Meeresgebiet übernimmt. Dies habe das ursprüngliche Konzept der russischen Invasion untergraben, hieß es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Ursprünglich habe Moskau vorgehabt, die Region um den wichtigen ukrainischen Hafen von Odessa vom Schwarzen Meer aus anzugreifen.
Moskau droht Litauen wegen Transitverbot
Russland hat eine baldige Reaktion auf das litauische Transitverbot für bestimmte Waren in seine Exklave Kaliningrad angekündigt. "Russland wird mit Sicherheit auf solche feindlichen Handlungen reagieren", sagte der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Nikolaj Patruschew, laut der Nachrichtenagentur Interfax. Die Gegenmaßnahmen würden eine schwerwiegende negative Auswirkung auf die litauische Bevölkerung haben.
Litauen wies die Beschwerden Moskaus zurück. "Es gibt keine Blockade von Kaliningrad", sagte Regierungschefin Ingrida Simonyte der Agentur BNS zufolge in Vilnius. Sie verwies darauf, dass nur Güter auf Sanktionslisten betroffen seien - vor allem Stahl und Eisenmetalle. Der Transport aller anderen Waren sowie von Passagieren finde hingegen statt.
Zuversicht vor EU-Gipfel - "Es formt sich ein Konsens"
Die EU-Kommission hatte am Freitag empfohlen, die Ukraine und Moldau offiziell zu Kandidaten für den Beitritt zur EU zu ernennen. Die Entscheidung darüber liegt nun bei den Regierungen der 27 EU-Staaten. Der französische Europastaatssekretär Clement Beaune sagte: "Ich denke, es formt sich gerade ein Konsens." Er sei optimistisch, aber auch vorsichtig, weil es bei EU-Gipfeln Einstimmigkeit brauche. Offen ist beispielsweise noch, ob EU-Staaten wie Österreich, Slowenien und Kroatien ihre Zustimmung zum EU-Beitrittskandidatenstatus für die Ukraine und Moldau an Fortschritte bei den Bemühungen um eine EU-Erweiterung auf den Westbalkan knüpfen.
Estland meldet russischen Hubschrauber in seinem Luftraum
Estland hat die Verletzung seines Luftraums durch einen Helikopter des russischen Grenzschutzes gemeldet. Der Hubschrauber des Typs Mi-8 sei am 18. Juni unerlaubt in den Luftraum des baltischen EU-Mitglieds eingedrungen, teilte die estnische Armee mit. Nach Armeeangaben war es die zweite Luftraumverletzung durch Russland in diesem Jahr. Der Helikopter habe weder einen Flugplan übermittelt, noch seine elektronische Kennung eingeschaltet gehabt.
Weitere wichtige Artikel zum Ukraine-Krieg
- RTL/ntv-Trendbarometer: Mehrheit weiter für Lieferung schwerer Waffen
- Propaganda in besetztem Gebiet: In Cherson läuft jetzt russisches Staats-TV
- Putins Krieg räumt Lebenslüge ab: Es wird einsam um Deutschland und Europa
Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.
Quelle: ntv.de, lwe/dpa