Politik

Michael Roth im Frühstart "Wir sind zu langsam und das weiß der Typ im Kreml"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Michael Roth.JPG

Zu zögerlich, zu langsam, nicht entschlossen genug: SPD-Außenpolitiker Roth kritisiert die auf dem NATO-Gipfel angekündigte Unterstützung für die Ukraine als unzureichend. "Und das weiß der Typ im Kreml." Perspektivisch müsse die Ukraine Teil des westlichen Verteidigungsbündnisses werden.

Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, hat die Unterstützung der Ukraine durch die NATO-Staaten als unzureichend kritisiert. US-Präsident Joe "Biden sagte gestern, die Unterstützung der NATO bleibe stark, aber sie ist nicht stark genug. Das haben wir auch bei diesem furchtbaren Angriff auf ein Kiewer Kinderkrankenhaus erlebt", sagte Roth im Frühstart von ntv.

"Diese fünf Flugabwehr- oder Luftabwehrsysteme, über die diskutieren wir jetzt seit Monaten. Wir sind zu zögerlich, wir sind zu langsam. Wir sind nicht entschlossen genug. Und das weiß der Typ im Kreml", so der SPD-Politiker. "Und deswegen kann ich nur an alle appellieren, vor allem an alle NATO-Mitglieder, jetzt endlich mehr zu tun. Denn dieses Durchwurschteln in Sachen Unterstützung der Ukraine, die muss gestoppt werden."

Russlands Präsident Putin habe mit seinem Angriffskrieg die NATO gestärkt, stelle sie aber auch auf eine Probe. "Er wollte ja eigentlich die Finnlandisierung der Ukraine. Jetzt hat er die Natoisierung von Finnland erreicht. Wir haben zwei starke neue Partner: Schweden, Finnland. Das tut uns vor allem in Europa sehr, sehr gut. Aber selbstverständlich hat er es darauf angelegt, die NATO zu schwächen, sie zu spalten." Nach Ansicht Roths wäre der NATO-Gipfel in Washington erfolgreich, wenn es gelänge, der Ukraine ein großes Unterstützungspaket zu garantieren. Außerdem müsse das Bündnis ein klares Bekenntnis abgeben. "Die Ukraine gehört perspektivisch in die NATO. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir alleine über Sicherheitszusagen einzelner Staaten ein so großes Land werden schützen können und ihm solidarisch beistehen können."

Die Situation im Wahlkampf der Vereinigten Staaten hält der SPD-Außenpolitiker für misslich. "Ja, es ist echt, ich wollte jetzt schon sagen scheiße, aber das darf man ja hier nicht sagen, dass wir uns nicht über die Lügen eines ehemaligen Präsidenten austauschen und ihn inhaltlich stellen, sondern dass wir jetzt seit diesem vermaledeiten TV-Duell nur noch reden über den Gesundheitszustand eines Präsidenten, dem wir in Europa viel zu verdanken haben." Die Bilder des TV-Duells seien schrecklich gewesen. "Ich dachte am Anfang ja immer, diese zusammengeschnittenen Videos, die seien im Prinzip Teil einer bösartigen Kampagne gegen Biden. Und jetzt müssen wir anerkennen, er ist erschöpft."

Roth hofft nach eigener Aussage darauf, dass Biden bezüglich seiner Kandidatur eine weise Entscheidung treffen werde. "Denn wir brauchen einen starken, transatlantisch überzeugten, solidarischen Präsidenten im Weißen Haus, und den wünsche ich mir." Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses mag keine Prognose darüber abgeben, ob Biden im Rennen um das Weiße Haus bleibt. Bislang habe der Präsident das Signal ausgesendet, dass er weitermachen wolle. "Wir sollten uns mit der Frage beschäftigen, wie können wir uns denn auf einen Präsidenten Trump oder auf einen anderen Präsidenten in Europa besser einstellen? Und das bedeutet für mich: mehr Sicherheit, mehr Verteidigung, mehr Wehrhaftigkeit und mehr Unterstützung für die Ukraine."

Quelle: ntv.de, cwi

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen