Trendbarometer von RTL und ntv Zuwanderung gewinnt an Bedeutung, aber nicht Top-Thema
26.09.2023, 12:30 Uhr Artikel anhören
Geflüchtete in der Unterkunft im früheren Berliner Flughafen Tegel.
(Foto: IMAGO/Funke Foto Services)
Im Trendbarometer von RTL und ntv nennen die Befragten immer öfter Zuwanderung als eines der wichtigsten Themen - doch halten sie Ukraine-Krieg und Inflation für noch dringlicher. Angesichts der intensiven Debatte zeigt die Forsa-Umfrage weitere überraschende Ergebnisse.
Für die Menschen in Deutschland gewinnt die Zuwanderung mehr und mehr an Bedeutung. Im aktuellen Trendbarometer von RTL und ntv nennen es 17 Prozent als wichtigstes Thema. Damit liegt es in der Rangfolge auf Platz vier hinter dem Krieg in der Ukraine (37 Prozent), der Bundesregierung (29 Prozent) und der wirtschaftlichen Lage mitsamt der Inflation (24 Prozent). In der Vorwoche hatten neun Prozent die Zuwanderung als wichtigstes Thema benannt, vor zwei Wochen waren es sechs.
Das Trendbarometer zeigt außerdem, dass sich die meisten Deutschen nicht durch Flüchtlinge gestört fühlen sowie eine große Skepsis gegenüber einer Obergrenze für deren Aufnahme. Für die Umfrage wollte das Meinungsforschungsinstitut Forsa wissen, ob die Befragten schon etwas in der eigenen Stadt oder Gemeinde von Flüchtlingen bemerkt haben. Auf ganz Deutschland bezogen bejahten dies 78 Prozent (Ost: 82 Prozent, West: 77 Prozent). 22 Prozent gaben an, noch nichts von ankommenden Migranten mitbekommen zu haben.
Deutlicher sind die Unterschiede, wenn man auf die Anhänger der verschiedenen Parteien schaut. 97 Prozent der AfD-Anhänger gaben an, Flüchtlinge wahrgenommen zu haben. Bei den Grünen-Wählern waren es hingegen nur 67 Prozent. Die anderen Parteien sortieren sich dazwischen ein (FDP: 69, SPD: 72 und CDU/CSU: 74). Am hohen Wert der AfD spiegelt sich die überragende Bedeutung, die das Thema für die Partei einnimmt.
Bemerkt haben also die meisten Menschen im Land schon etwas, allerdings haben dies nur wenige (17 Prozent) als störend empfunden. In Ostdeutschland sind die Werte höher. 26 Prozent fühlten sich gestört, während es im Westen 15 Prozent waren. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Kontrast, wenn man auf die Parteibindung schaut. Von Wählern der Grünen (1 Prozent), FDP (7), SPD (8) und Union (13 Prozent) empfand nur eine Minderheit die Anwesenheit von Geflüchteten als störend. Anders sieht es bei AfD-Anhängern aus: 48 Prozent fühlten sich gestört.
Dass eine Obergrenze die Aufnahme von Flüchtlingen begrenzen kann, glaubt nur ein knappes Drittel (31 Prozent) der Befragten. 65 Prozent gehen nicht davon aus, dass eine Obergrenze große Wirkung entfaltet. Die Werte für Ost- und Westdeutschland gleichen sich dabei. Besonders groß ist die Skepsis unter Grünen-Wählern. 82 Prozent halten nicht viel von der Idee. Auch bei den Anhängern aller anderen Parteien überwiegt die Skepsis - selbst bei der AfD: 62 Prozent erwarten sich davon keine Reduzierung der Flüchtlingszahlen. Etwas größer sind die Hoffnungen bei Unions-Sympathisanten. 39 Prozent - und damit mehr als in allen anderen Wählergruppen - glauben an die Wirksamkeit der Maßnahme, 58 Prozent sind skeptisch.
Für das Trendbarometer zu Wahrnehmung von Flüchtlingen und zur Obergrenze befragte Forsa zwischen dem 22. und 25. September 1005 Menschen im Auftrag von RTL und ntv. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei plus/minus drei Prozentpunkten.
Quelle: ntv.de, vpe