"Ein Autounfall in Zeitlupe" Australien verhöhnt seine historischen Rugby-Versager
09.10.2023, 14:02 Uhr
Australiens James Slipper am Boden.
(Foto: IMAGO/MAXPPP)
Australien muss erstmals bei einer Rugby-Weltmeisterschaft bereits nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Die Wallabies stehen vor einem Scherbenhaufen gigantischen Ausmaßes. Wer ihn aufkehren muss, ist nach der schlechtesten WM noch völlig unklar.
Nach dem erwarteten Ende der historisch schlechten WM-Reise prasselten hämische Stimmen auf die Wallabies ein. "Wie ein Autounfall in Zeitlupe, der außer Kontrolle geriet", lautete etwa das zynische Urteil des Nachrichtenportals "The Roar". Die Bruchlandung der australischen Nationalmannschaft in Frankreich ist seit Sonntagabend endgültig perfekt, die stolze Rugby-Nation am Boden.
Erstmals muss der zweimalige Weltmeister bereits nach der Vorrunde die Koffer packen. Da half auch der emotionale sowie sensationelle Sieg von Underdog Portugal über Konkurrent Fidschi (24:23) nichts. Nach Niederlagen gegen das Team aus dem Südpazifik sowie Wales hatten sich nicht nur die Fans aus Down Under schon zwei Wochen lang auf das Aus vorbereitet. Mit der offiziellen Bestätigung stehen die Australier nun vor einem Scherbenhaufen - und viele sind sich einig, wer diesen zu verantworten hat. "Danke Eddie Jones. Für die schlechteste Weltmeisterschaft, die wir je hatten", schrieb "News.com".
Der 63 Jahre alte Nationalcoach war im Januar als Nachfolger des entlassenen Dave Rennie verpflichtet worden, hatte dem Team aber seitdem keinen positiven Impuls geben können. Krachende Niederlagen in der WM-Vorbereitung gegen Titelverteidiger Südafrika, Gastgeber Frankreich und Neuseeland ließen schon vor Turnierstart kritische Stimmen in der Heimat laut werden.
Trainer Jones sortiert aus und kassiert Quittung
Auch setzte Jones auf das jüngste Team der gesamten Endrunde, gestandene Profis wie den ehemaligen Kapitän Michael Hooper sortierte er im Vorfeld rigoros aus. Den unerfahrenen Wallabies war das fehlende Selbstvertrauen auf der großen Bühne dann sichtlich anzumerken.
Ob und wie es für Jones weitergeht, ist offen. Zu Beginn des Jahres hatte er einen Fünfjahresvertrag unterschrieben, sollte Australien gestärkt zur Heim-WM 2027 führen. Über seine Zukunft müssten aber nun "andere entscheiden", sagte der angezählte Trainer: "Ich stehe einfach dazu, dass ich die volle Verantwortung übernehme." Zudem habe Jones das Gefühl, dass er "der Mannschaft die Möglichkeit gegeben habe, sich zu verbessern".
Wie sehr Jones wirklich hinter einer Fortsetzung steht, darf zumindest angezweifelt werden. Gerüchten zufolge soll er sich kurz vor WM-Beginn mit den Verantwortlichen von Japan getroffen haben - eine Rückkehr zu den Brave Blossoms steht im Raum. Mit Jones oder ohne: Nach dem Autounfall muss ein Scherbenhaufen beseitigt werden.
Quelle: ntv.de, sue/sid