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Neustart nach Korruptionskrise Biathlon-Verband ringt um Glaubwürdigkeit

Dahlin wird an die Spitze des Biathlon-Weltverbandes gewählt.

Dahlin wird an die Spitze des Biathlon-Weltverbandes gewählt.

(Foto: dpa)

Der russische Dopingskandal erschüttert den Biathlon-Weltverband in seinen Grundfesten - die schweren Korruptionsvorwürfe gegen den Ex-Präsidenten Besseberg sind vor allem für die Sportler schockierend. Ein alter Bekannter soll nun die Kurskorrektur einleiten.

Beim Neustart aus der Krise vertraut die Internationale Biathlon-Union (IBU) einem alten Bekannten: Olle Dahlin ist seit heute Präsident des Weltverbandes. Der Schwede setzte sich bei der Wahl im kroatischen Porec mit 39:12 Stimmen gegen die Lettin Baiba Broka durch und wird damit für zunächst vier Jahre die Nachfolge von Anders Besseberg antreten.

Der Norweger war das Gesicht des IBU-Skandals, trat im April angesichts massiver Vorwürfe über Korruption und Dopingvertuschungen zurück - völlig unbelastet geht allerdings auch Dahlin seine Aufgabe nicht an. Der neue Mann an der Spitze wird als Repräsentant der Besseberg-Ära eingestuft, er saß bereits vier Jahre lang im Vorstand des Verbandes und trug die Politik der IBU mit. Die Wahl Dahlins fiel den meisten Delegierten allerdings wohl dennoch nicht schwer. Konkurrentin Broka wird mit deutlich schwerwiegenderen Vorwürfen konfrontiert. Der Juristin werden Kontakte zum kriminellen Milieu und eine nationalistische Gesinnung nachgesagt.

Verband um Transparenz bemüht

Peiffer sieht die Krise bei der IBU noch nicht ausgestanden.

Peiffer sieht die Krise bei der IBU noch nicht ausgestanden.

(Foto: imago/HMB-Media)

Nun soll also Dahlin die IBU wieder zu einem glaubwürdigen Dachverband formen. An seine Seite wurde für vier Jahre der Tscheche Jiri Hamza zum ersten Vizepräsidenten gewählt, er setzte sich gegen Franz Steinle durch, den Präsidenten des Deutschen Skiverbandes (DSV). Steinle wurde für die nächsten vier Jahre jedoch in den sechsköpfigen Vorstand des Verbandes gewählt. Der Kongress wird noch bis Sonntag hinter meist verschlossenen Türen fortgesetzt, Medienvertreter sind nicht zugelassen. Dies ergibt sich aus Artikel 32.2 der IBU-Verfassung, allerdings kommen die aktuellen Statuten am Samstag noch auf den Prüfstand.

Insgesamt ist die IBU angesichts der jüngsten Skandale spürbar um neue Transparenz bemüht. So veröffentlichte der Weltverband auch den Bericht der Vereinigung der führenden Nationalen Anti-Doping-Agenturen (iNado), die die Anti-Doping-Arbeit der IBU beurteilt hatte. Die iNado bescheinigt darin eine "gute Qualität" der Maßnahmen, die Abteilung erfülle die Standards der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Gleichzeitig bestehe aber eine Notwendigkeit, die Transparenz im Umgang mit Dopingfällen zu erhöhen sowie Abläufe und Zuständigkeiten besser zu dokumentieren. Der Kongress lehnte zudem einen Antrag des russischen Verbandes RBU auf Wiedererlangung der vollen Mitgliedschaft im Weltverband ab. Russland bleibt damit provisorisches Mitglied.

Besseberg bestreitet Vorwürfe erneut

Nötig geworden war die Erneuerung der IBU, weil gegen den Verband Ermittlungen wegen Doping- und Betrugsverdachts laufen. Top-Funktionäre sollen bis zu 300.000 Dollar Schmiergeld und Geschenke aus Russland erhalten haben. Die Ermittlungen richten sich neben Besseberg unter anderem auch gegen die deutsche Ex-Generalsekretärin Nicole Resch, die ihr Amt seither ruhen ließ. Nach einem Report der Wada sollen korrupte Funktionäre seit 2011 65 vor allem russische Dopingfälle vertuscht haben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte daraufhin alle Zahlungen an die IBU eingestellt und eine Fortsetzung erst bei Wahl eines neuen Präsidenten und der Reformierung des Anti-Doping-Verfahrens in Aussicht gestellt.

Besseberg selbst bestreitet die Vorwürfe nach wie vor, er beteuerte in einem Brief an die Delegierten in Porec erneut seine Unschuld. Auch angesichts derartiger Aussagen hatte Olympiasieger Arnd Peiffer heute lautstark Kritik an der IBU geübt. "Ich finde es schockierend. Wir haben einen tollen Sport, den sich viele Leute gerne ansehen", sagte er der "Sächsischen Zeitung": "Und dann haben wir einen Verband, der sich angreifbar macht, der nicht neutral ist, Sachen unter den Teppich kehrt. Der aber auf der anderen Seite seit Jahren den sauberen Sport propagiert."

Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid

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