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MMA-Kämpfer tritt in Stadion an Der kölsche "Pistolero" lässt wieder die Fäuste sprechen

"Pistolero" Ilbay (Mitte) zusammen mit seinem Trainergespann (rechts Vater Garip Ilbay).

"Pistolero" Ilbay (Mitte) zusammen mit seinem Trainergespann (rechts Vater Garip Ilbay).

(Foto: Oktagon MMA)

Aufreizend und aggressiv tänzelt Deniz Ilbay durch den Käfig. Sein Kampfstil macht den Ex-Boxer auch in Mixed Martial Arts für viele Zuschauer interessant. Im Gespräch mit ntv.de spricht er über seinen Werdegang, verspricht eine "spektakuläre Karriere" und erklärt seinen kuriosen Spitznamen.

Im November 2023 läuft Deniz Ilbay vor 20.000 Zuschauern in die Kölner Lanxess Arena ein, über die Lautsprecher dröhnt "Viva Colonia". Ilbay trägt dabei eine mexikanische Totenmaske und einen Sombrero. Knallharter Kampfsport und Karnevalsmusik, das scheint für Außenstehende nicht auf Anhieb zu passen, für den 29-jährigen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer ist das kein Problem - schließlich ist er ein echter "kölsche Jung". Als ehemaliger Profi-Boxer legt er seit seinem Wechsel in den Käfig nahezu eine Bilderbuchkarriere hin. "El Pistolero" vom Rhein hat aber noch Großes vor und will beim Stadionevent in Prag vor 28.000 Zuschauern ein weiteres Ausrufezeichen setzen - und natürlich die Fäuste sprechen lassen.

in MMA-Deutschland zählt Ilbay zu den Publikumslieblingen.

in MMA-Deutschland zählt Ilbay zu den Publikumslieblingen.

(Foto: Oktagon MMA)

Im Gespräch mit ntv.de erklärt Ilbay, wie er überhaupt zum Spitznamen gekommen ist. "Das hat seinen Ursprung bei der WM 2014. Wenn Luis Suárez für Uruguay ein Tor geschossen hat, dann hat er diese Pistolenbewegung gemacht und der Kommentator sagte: Der Pistolero hat wieder zugeschlagen. Meinem Vater hat das so gut gefallen und er meinte, meine Schläge aus Hüfthöhe kommen so schnell wie jemand, der einen Revolver zieht." Ein paar Monate später sei dann noch ein entsprechendes Tattoo auf der Brust dazugekommen. "Bei dem Spitznamen sind wir dann geblieben", so der Kölner, der noch ergänzt: "Die Maske und der Sombrero passen zu Köln und Karneval, aber mir gefällt auch die mexikanische Kultur sehr gut. Zudem ist mein Boxstil eher mexikanisch, einfach sehr aggressiv."

Wer einen MMA-Kampf des 29-Jährigen verfolgt, wird Elemente des Boxstils schnell wieder entdecken. Ilbay treibt seine Gegner vor sich her, arbeitet mit schnellen Schlagkombinationen und versucht, die Distanz zu verkürzen. Dafür streut er immer wieder explosive Vorstöße ein, die dem Gegner zwar Treffer ermöglichen, doch Ilbay selbst attestiert sich "Nehmerqualitäten".

"Ein Familienmensch durch und durch"

Zum Kampfsport ist er über seinen Vater gekommen, der bereits seit Jahren Ilbays Trainer und Mentor ist. "Es gibt keinen Mann auf Welt, der will, dass du besser wirst als er, außer deinem Vater. In meinem Fall ist er Trainingspartner, Coach, Mentor und Freund zugleich. In meiner sportlichen Karriere ist das das Beste, was mir passieren konnte." Familie wird bei den Ilbays ohnehin großgeschrieben. "Ich bin ein Familienmensch durch und durch. Viele sagen, mit zwei Kindern ist es anstrengend, aber mir gibt das Energie. Wenn ich die zwei Rabauken morgens höre, gibt mir das einen Push - jetzt kommt noch ein Mädchen dazu", sagt der werdende Dreifachvater.

Dass er seit 2021 den Lebensunterhalt für seine Familie nun mit MMA bestreitet (Bilanz 5 Siege, 1 Niederlage), ist wenig überraschend, denn Ilbay war auch in anderen Kampfsportarten erfolgreich. "Das Kickboxen war mein Start in das Kampfsportleben. Ich bin deutscher Meister und Europameister geworden. Musste dann aber verletzungsbedingt ins Boxen wechseln. Auch dort war ich mit 22 Siegen in 25 Profikämpfen sehr erfolgreich, bis dann Corona kam. Es gab plötzlich keine Boxveranstaltungen mehr. MMA-Events wurden allerdings in kleinem Rahmen vom UFD Gym in Düsseldorf abgehalten - und ich wollte kämpfen." Den Wechsel zu MMA habe er schließlich mit seinem Vater abgestimmt. "Ich sagte zu ihm: Wenn wir unser Arsenal erweitern und verfeinern, dann können wir auch da Fuß fassen."

Um ebendieses Arsenal zu erweitern, standen zunächst monatelanges Ringen und Grappling auf dem Programm. "Meine größte Waffe bleibt das Striking", resümiert Ilbay. "Ich habe dazu ein verdammt gutes Auge und manchmal das Gefühl, ich sehe Sachen schneller - wie eine Fliege - und kann darauf reagieren." Jeder, der mit ihm im Stand bleibe, werde daher auch in MMA nicht die erste Runde überstehen.

Nach dem Stadion ist vor dem Stadion

Ilbays vorheriger Gegner, der Brite Corey Fry, hatte es im November in Köln zunächst im Stand versucht, ehe er sich einige harte Treffer des Deutschen einfing. Schnell entschloss sich Fry, das Geschehen auf den Boden zu verlagern. Er konnte Ilbay seine erste vorzeitige Niederlage im Profisport durch einen Armhebel zufügen. "Das war mein Fehler", gesteht der Kölner heute ein. "Ich will nun zeigen, dass das nur ein Ausrutscher war."

Die Gelegenheit hat er am 8. Juni bei Oktagon 58 in Prag. Vor rund 28.000 Zuschauern tritt er im Eden Stadion gegen den Slowaken Denis Tripšanský im Federgewicht (bis 66 Kilogramm) an. "Er bleibt gerne im Stand", analysiert Ilbay seinen Kontrahenten, der bislang fünf Siege und drei Niederlagen in seiner Karriere vorweisen kann. "Das spielt mir in die Karten. Ich werde ihn vorzeitig ausknocken - oder er rutscht mir in einen Aufgabegriff rein. Es wird in jedem Fall ein Feuerwerk geben."

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Was danach kommt, ist noch offen, "in Frankfurt im Stadion wäre ich schon gerne dabei im Oktober", sagt Ilbay. Das Waldstadion wird am 12. Oktober zur ganz großen Bühne des in Deutschland noch jungen Sports, wenn 55.000 Zuschauer erwartet werden. Das Event könnte ein Sprungbrett in noch größere MMA-Organisationen sein. Daher hält Ilbay von einem deutsch-deutschen Duell wenig. "Perspektivisch wäre das schade. Man könnte dadurch viele junge deutsche Kämpfer in andere Organisationen reinbringen. Wenn man sie gegeneinander antreten lässt, steht bei einem am Ende die Niederlage in der Bilanz - und die Chance ist vertan."

Auch mit dem Kickboxen und Boxen hat der 29-Jährige noch nicht abgeschlossen. "Da habe ich immer noch einen Fuß in der Tür", sagt er. Besonders freue er sich über die Leistungen von Box-Europameister Agit Kabayel. Er hebe den Sport in Deutschland wieder auf ein ganz anderes Level. "Wir trainieren zusammen und er animiert mich immer wieder, zum Boxen zurückzukommen. Aber vorerst konzentriere ich mich auf MMA. Es wird noch eine atemberaubende und spektakuläre Karriere werden."

Quelle: ntv.de

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