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Köpfer sorgt für Wimbledon-Coup Der Tennis-"Pitbull" mit dem Puzzletick

Ist in Wimbledon in der Form seines Lebens: Dominik Köpfer.

Ist in Wimbledon in der Form seines Lebens: Dominik Köpfer.

(Foto: imago images / Hasenkopf)

In Wimbledon erleben fast alle deutschen Tennis-Herren ein Erstrundenfiasko. Davon ausgenommen ist indes der bislang völlig unbekannte Dominik Köpfer. Der Weg des 25-Jährigen auf den heiligen Rasen ist ebenso ungewöhnlich wie seine Trainingsmethoden.

Zum Tennisprofi wurde Dominik Köpfer beinahe zufällig. Fußball und Golf habe er in seiner Jugend gespielt, erzählt er, sei außerdem "eigentlich jeden Tag Ski gefahren im Schwarzwald". Doch weil ihm beim Fußball und Skifahren das Verletzungsrisiko zu hoch und Golf "früher einfach zu langweilig" war, entschied er sich für Tennis. Eine gute Wahl offenbar: Der 25-Jährige, die aktuelle Nummer 130 der Welt, zog neben French-Open-Achtelfinalist Jan-Lennard Struff als einer von nur zwei deutschen Tennis-Herren beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres in die zweite Runde ein.

Gemessen an den vielen vermeintlichen Wunderkindern und Senkrechtstartern ist der Furtwangener Köpfer ein Spätberufener. Bei einer deutschen U16-Meisterschaft spielte er sich sensationell bis ins Finale vor, obwohl er im Gegensatz zu seinen Konkurrenten nur lächerliche zweimal pro Woche trainierte. Erst danach betrieb er den Sport wirklich leistungsorientiert, entschied sich jedoch zunächst für den Gang ans US-College. "Weil ich einfach nicht gut genug war, um direkt Profi zu werden", sagt er.

Die Zeit an der Tulane University in New Orleans hat Köpfer geprägt. In den teilweise etwas chaotischen Mannschaftswettbewerben kam seine Kämpfernatur - die dem mit 79 Kilogramm bei 1,80 m Körpergröße bulligen Badener einst auch den Spitznamen "Pitbull" einbrachten - voll zum Tragen. "Es ist extrem laut auf den Plätzen", berichtet er: "Die Coaches zwingen einen quasi rumzuschreien." Erfahrungen, die ihm nun halfen, auch bei seiner Wimbledon-Premiere einen kühlen Kopf zu bewahren.

"Langsam zahlt sich das aus"

Mit 6:3, 4:6, 7:6 (11:9), 6:1 rang Köpfer den favorisierten Serben Filip Krajinovic, immerhin Nummer 52 der Weltrangliste, nieder. Und das obwohl er bekannte, am Vorabend und zu Beginn des Matches "extrem nervös" gewesen zu sein. Sein Trainer am College zwang ihn deshalb einst dazu, vor Matches zu puzzeln. "Damit ich geduldiger werde", wie Köpfer erklärt, der diesen Trick noch bis vor einem Jahr anwendete. "Ein Puzzle hatte tausend Teile und das letzte hat gefehlt", erinnert er sich schmunzelnd: "Doch so langsam zahlt sich das aus."

Auszahlen tut sich für Köpfer auch seine Überraschung in Wimbledon. Nachdem er erst vor etwas mehr als einer Woche durch einen Sieg beim zweitklassigen Challenger-Turnier in Ilkley eine Wildcard fürs Hauptfeld erhalten hatte, hat er nun schon vor dem Zweitrundenmatch am Donnerstag gegen den Argentinier Diego Schwartzman 72.000 Pfund (rund 80.000 Euro) Preisgeld verdient. "Das finanziert jetzt die nächsten eineinhalb Jahre", sagt Köpfer.

Wie so viele Spieler in den hinteren Regionen der Weltrangliste hat Köpfer finanziell zu kämpfen. Die ersten zwei Jahre als Profi seien "definitiv im Minus" gewesen, erklärt er. Nach Wimbledon klettert er nun von Rang 130 aus weiter nach oben. Es soll erst der Anfang sein - denn Durchbeißen kann sich der "Pitbull mit dem Puzzle-Trick" allemal.

Quelle: ntv.de, Pirmin Closse, sid

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