Ski-Kombi ohne echte Kombinierer Der Zombie-Wettbewerb darf nicht sterben
09.02.2021, 16:42 Uhr
Eigentlich war die Ablösung der Kombination schon beschlossene Sache.
(Foto: imago images/GEPA pictures)
Maria Höfl-Riesch dominierte die Kombination im alpinen Skisport - doch seit ihrem Rücktritt ist der Wettbewerb so gut wie bedeutungslos. Bei der WM in Cortina d'Ampezzo steht die Kombi trotzdem auf dem Plan. Die deutschen Herren nutzen die Fahrt um Medaillen als besseres Training.
Wolfgang Maier hat eine klare Meinung. Die alpine Kombination, betont der Chef der deutschen Skirennläufer, "ergibt einfach keinen Sinn mehr". Maier ist längst nicht der Einzige, der das so sieht - und doch: Obwohl die Abschaffung der "Kombi" zugunsten der hippen Parallel-Rennen bereits beschlossene Sache war, wird sie bei der WM in Cortina d'Ampezzo gefahren - und bei Olympia 2022 in Peking auch. Die Kombination ist ein Zombie: Sie darf nicht sterben.
Der Kombinationswettbewerb ist spätestens, nachdem die herausragende Allrounderin Maria Höfl-Riesch Gold bei Olympia (2010 und 2014) und WM (2013) gewann, nahezu bedeutungslos geworden. Der Grund: "Die Spezialisierung ist einfach zu weit fortgeschritten", sagt Maier. Die knifflige Kombination aus den Disziplinen Abfahrt und Slalom bekommen kaum noch ausreichend Läuferinnen und Läufer hin. Es gibt Medaillen, sicher, aber das Feld der Anwärter auf diese Medaillen ist sehr überschaubar.
Der Franzose Alexis Pinturault müsste sich am Mittwoch (10.00/13.30 Uhr, ARD und Eurosport) schon arg ungeschickt anstellen, um nicht wie 2019 Gold zu gewinnen: Er ist der letzte gute Allrounder. In Cortina wird zudem erstmals keine Abfahrt mehr gefahren, sondern ein Super-G. Deshalb schickt auch der Deutsche Skiverband (DSV) vier Läufer an den Start: Romed Baumann, Simon Jocher, Andreas Sander und Dominik Schwaiger.
Ein ursprünglicher Wettbewerb
Der Plan der Deutschen, und übrigens nicht nur der Deutschen, ist nach der Verlegung des Super-G-Rennens auf Donnerstag (11.30 Uhr) denkbar einfach: Baumann, Jocher, Sander und Schwaiger sollten in der Kombination vor allem das bisher unbekannte Gelände kennenlernen - der WM-Wettbewerb wird zu einer Art Training unter Wettkampfbedingungen. Doch wegen der Programmänderungen ist der Plan Makulatur: Nach einem weiteren Tag ohne Rennen am Mittwoch sollen nun am Donnerstag doch zuerst die Super-G bei Frauen und Männern gefahren werden.
Dabei ist die Kombination ein Ur-Wettbewerb der Skirennläufer: Bei der olympischen Premiere 1936 erhielten nur die Besten der Gesamtwertung aus Abfahrt und Slalom die Medaillen: Christl Cranz und Franz Pfnür holten damals Gold. Doch nun wird die Kombi künstlich am Leben erhalten: 1974 im Weltcup eingeführt, fiel sie vor diesem Winter aus dem Kalender. Und aus Abfahrt und zwei Slalom-Läufen (seit 1932) wurden 2005 erst Abfahrt und ein Slalomlauf und nun eben Super-G und ein Slalomlauf.
Wie die meisten Verbände hatte sich auch der deutsche vor zwei Jahren bei der WM in Are/Schweden entschieden: Die Kombination kann weg. Nur wenige Monate später entschied der Internationale Skiverband (FIS) auf massiven Druck der Österreicher: Der Zombie muss weiterleben. Auch der geplante Tausch bei Olympia ist vom Tisch. Die Kombination steht im Programm von Peking 2022, die als Alternative gepriesenen Parallel-Rennen, zur WM in Cortina neu eingeführt, dagegen nicht.
Quelle: ntv.de, tsi/sid