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Erstmals im WM-Viertelfinale Gabriel Clemens schreibt deutsche Darts-Geschichte

Gabriel Clemens steht unter den letzten Acht bei der Darts-WM.

Gabriel Clemens steht unter den letzten Acht bei der Darts-WM.

(Foto: IMAGO/Pro Sports Images)

Zum ersten Mal in der 30-jährigen Geschichte der Profi-Darts-WM steht ein Deutscher im Viertelfinale: Gabriel Clemens besiegt den Schotten Alan Soutar mit 4:1. Im Viertelfinale wartet am Neujahrstag der Weltranglisten-Erste Gerwyn Price.

Etwa 20 Minuten nach dem Spiel kommt Gabriel Clemens, der Mann, der deutsche Darts-Geschichte geschrieben hat, erschöpft im Medienraum des Alexandra Palace an. "Was hat Luka Doncic letztens gesagt? Ich brauche jetzt ein Erholungsbier? So muss ich das jetzt auch machen."

Der Basketball-Superstar der Dallas Mavericks genehmigte sich nach seiner 60-Punkte-Gala ein Kaltgetränk, wurde dabei fotografiert. Ein Mega-Star wie der Slowene ist Clemens zwar nicht, dafür hat er aber spätestens seit diesem 30. Dezember einen großen Anteil daran, den Dartsport in Deutschland noch populärer gemacht zu haben.

Gabriel Clemens gelingt bei der Darts-Weltmeisterschaft in London der größte Erfolg seiner Karriere. Mit dem 4:1-Sieg über Alan Soutar ist dem "German Giant" von nun an endgültig ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Clemens ist der erste Deutsche im WM-Viertelfinale, nachdem er es bereits vor zwei Jahren als erster Deutscher ins Achtelfinale geschafft hatte.

Machtdemonstration im ersten Satz

Dass es an diesem nasskalten Dezember-Tag in London einen Schritt weiter gehen würde, deutete sich bereits in der Anfangsphase der Partie gegen den Halbprofi aus Schottland an. Soutar, hauptberuflich Feuerwehrmann, wurde im ersten Satz regelrecht von Clemens zerstört. Der erste Satz vor knapp über 3000 Zuschauern im "Ally Pally", davon 500 aus Deutschland, ist eine Machtdemonstration des "German Giant". Die erste Aufnahme ist direkt eine 180, im zweiten Leg gelingt ein High-Finish und wenige Minute später hat Clemens den ersten Durchgang im Schnelldurchlauf eingetütet.

Auch Satz zwei beginnt gut aus Sicht des Weltranglisten-25., doch Soutar meldet sich aus dem Nichts plötzlich mit einem 104er-Checkout an. Zwar spielt der Schotte kaum besser als zu Beginn der Partie, doch Clemens lässt zu viele Chancen liegen, passt sich dem spielerischen Niveau von "Soots" an.

Nach der zweiten Satz-Pause läuft es aber wieder besser für den 39-jährigen Deutschen, glatt mit 3:0-Legs holt sich Clemens die 2:1-Satzführung. Doch so leicht lässt sich Soutar erneut nicht abschütteln. Nicht umsonst hat die Nummer 36 der Welt in der Runde zuvor gegen Topspieler Danny Noppert gewonnen. Satz vier ist umkämpft, der Saarländer zittert sich gegen einen erstarkten Soutar im Entscheidungs-Leg auf der letzten Rille zur richtungweisenden 3:1-Führung.

In Satz vier wurde aus der Partie dann noch ein kleines Darts-Drama. Drei verpasste Matchdarts gaben Soutar die Chance, um zu verkürzen. Der Feuerwehrmann konnte sie nicht nutzen. Clemens traf mit dem vierten Matchdart zum 4:1-Sieg. Die Doppel 20 ins Glück. "Ich habe gewusst, dass ich gute Chancen habe, wenn ich mein Spiel spiele. Diesmal habe ich das 3:1 gemacht, das ist schöner als mit einem 2:2 in die Pause zu gehen", blickte Clemens nach dem Spiel auf die entscheidenden Momente zurück.

Silvester erstmals in London

Der historische Erfolg bedeutet für Clemens, dass er Silvester erstmals in London verbringen wird. Am Neujahrstag geht es für "Gaga" gegen den Weltranglistenersten Gerwyn Price. "Ich hab halt ein Spiel gewonnen und bin jetzt im Viertelfinale", sagte Clemens nach dem Spiel gewohnt trocken. "Normalerweise bin ich froh, wenn ich nach Weihnachten nochmal im Ally Pally spielen durfte. Jetzt darf ich im neuen Jahr nochmal ran, da könnte man sich dran gewöhnen."

Ausdrücklich betonte der gelernte Schlosser, dass auch andere deutsche WM-Teilnehmer einen großen Anteil an seinem Erfolg haben. Den Weg geebnet hätten eben auch andere Spieler, so Clemens. "Wir haben viele gute Darts-Spieler, das ist nicht nur mein Anteil. Alle, die hier im Ally Pally waren, haben viel für Darts-Deutschland getan."

Die Vorzeichen sind dann andere als im Achtelfinale: Clemens ist gegen Price anders als gegen Soutar Außenseiter, kann daher nur positiv überraschen. "Price ist natürlich Favorit, da braucht man nicht drüber zu reden. Ich glaube, ich fühle mich in der Rolle ganz wohl. Ich will ihm das Leben so schwer machen, wie es geht. Natürlich habe ich allergrößten Respekt. Ich glaube aber nicht, dass ich mich verstecken muss."

Price, der nach drei glanzlosen Siegen bereits am Vorabend ins Viertelfinale eingezogen war, hatte im Anschluss an seinen 4:1-Sieg über José de Sousa gesagt, dass er ab dem Viertelfinale seine besten Leistungen zeigen werde. "Dann packe ich auch mein bestes Spiel aus", sagte Clemens auf ntv.de.-Nachfrage.

Quelle: ntv.de

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