Sport

Hunderte Fans, keine Tests In Nicaragua boxen sie vor Zuschauern

16 Boxer traten in Nicaragua vor Zuschauern gegeneinander an, auf den Coronavirus wurden sie nicht getestet.

16 Boxer traten in Nicaragua vor Zuschauern gegeneinander an, auf den Coronavirus wurden sie nicht getestet.

(Foto: REUTERS)

Krasser Gegensatz zu den weltweiten Absagen von Sportveranstaltungen: In Nicaragua steigt ein Boxabend - und zwar vor Hunderten Zuschauern. Die Boxer werden vorab nicht auf Corona getestet und den US-Sportsender ESPN stört die Corona-Pandemie auch nicht - er überträgt das Event.

Inmitten der Corona-Pandemie ist in Nicaragua vor Hunderten Zuschauern geboxt worden. Ein Abend mit acht Kämpfen zwischen lokalen Boxern fand am Samstag in einer Halle in der Hauptstadt Managua statt. Die Veranstaltung wurde auch im Sportsender ESPN übertragen. Offizielle Zuschauerzahlen gab es nicht, Beobachter gehen von etwa 800 Fans aus.

Angesichts der Gefahr einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus trafen die Veranstalter Vorkehrungen: Zwischen den Sitzen wurde reichlich Platz gelassen, viele Anwesende trugen Atemschutzmasken, und Besuchern wurden die Hände besprüht, wie auf Videos zu sehen war. Dennoch stand der Abend im krassen Gegensatz zu den Absagen von Sportveranstaltungen auf der ganzen Welt wegen der Corona-Krise.

Die Boxer mussten zwar "eine strenge medizinische Untersuchung" vor den Kämpfen über sich ergehen lassen, sagte Box-Promoter Rosendo Álvarez. Es habe aber keine Tests für den Coronavirus gegeben, so der Promoter weiter, weil "keiner von ihnen Symptome hat oder im Training krank geworden ist".

"Die Boxer müssen essen"

Álvarez, ein ehemaliger zweifacher Weltmeister, hatte die Bedrohung durch das Virus schon vor dem Boxabend zurückgewiesen: "Hier haben wir keine Angst vor dem Coronavirus und es gibt keine Quarantäne. Die drei Todesfälle (bisher vom Gesundheitsministerium Nicaraguas gemeldet, Anm. d. Red.) kamen von außen und niemand im Land wurde kontaminiert", sagte Álvarez, bekannt als "El Búfalo". Er erklärte weiter, er habe die 16 lokalen Boxer für die Kämpfe angemeldet, weil sie arbeiten müssten. "Nicaragua ist ein armes Land und die Boxer müssen essen. Sie können nicht in ihrem Haus eingesperrt bleiben."

Die Zuschauer des Box-Events saßen weit auseinander und trugen Schutzmasken.

Die Zuschauer des Box-Events saßen weit auseinander und trugen Schutzmasken.

(Foto: REUTERS)

Nicaragua gehört - neben Ländern wie Belarus, Turkmenistan und Burundi - zu den wenigen Staaten, in denen noch professioneller Sport betrieben wird. Auch Fußball und Baseball wird noch gespielt, allerdings vor leeren Rängen. Offiziell gab es in Nicaragua bisher erst elf Infizierte und drei Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19, die Dunkelziffer dürfte höher liegen. In Nachbarländern hat das Zentralamerikanische Integrationssystem inzwischen rund 13.000 Fälle und etwa 500 Todesfälle gemeldet.

Der von den linken Sandinisten regierte Staat hat bislang kaum Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus ergriffen. Es gibt weder Ausgangsbeschränkungen noch Verbote von Menschenansammlungen. Die Regierung organisiert weiter Massenveranstaltungen. Amnesty International warf ihr vor, damit das Leben Tausender Menschen zu gefährden. Präsident Daniel Ortega hatte am 15. April bei einem seltenen öffentlichen Auftritt gesagt: "Wenn wir hier aufhören, zu arbeiten, stirbt das Land." Er ordnete an, dass 1,8 Millionen Schüler nach 15-tägigen Ferien wieder zur Schule gehen und 170.000 Staatsangestellte wieder arbeiten sollen.

Quelle: ntv.de, dbe/dpa

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