Thüringen will Gastgeber werden Italien treibt Bob-Sport bei Olympia 2026 ins Exil
17.10.2023, 14:29 Uhr
Wo werden die Bobs 2026 durch den Eiskanal rasen?
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
2026 wird es keine olympischen Schlittenrennen in Italien geben, zum Ärger der Sportler finden sie im Ausland statt. Und was passiert nun? Die deutschen Sportler sprechen von traurigen Tagen, die deutschen Verbände sorgen für Verwirrung. Thüringen bietet sich als Gastgeber an. Das versteht nicht jeder.
Ausgesperrt und allein gelassen, so fühlen sich Schlittensportler aus aller Welt seit Beginn dieser Woche. In Deutschland kleidete nicht nur Felix Loch seine Emotionen in Worte. "Ein Mist" sei das, was seit Montag offiziell ist, teilte der dreimalige Olympiasieger mit: Bei den Winterspielen 2026 werden Rodeln, Bob und Skeleton ausgelagert, sie dürfen nicht in Italien um ihre wichtigsten Medaillen fahren.
"Ein trauriger Tag" für den Sport, schrieb auch Bob-Olympiasiegerin Laura Nolte bei Instagram, "wir hocken dann in einem ganz anderen Land und machen da unser Ding. Das gab es in der 102-jährigen Geschichte der Winterspiele noch nie. Mir fehlen einfach nur die Worte." Um den "olympischen Geist" fühlt man sich daher gebracht, das machte die Rodlerin Anna Fernstädt klar: Für jeden, der auf einem Schlitten sitzt, werde sich Olympia anfühlen wie "eine große WM, irgendwo anders".
Der Grund für all die Aufregung ist simpel. In Mailand und Cortina d'Ampezzo wird es keinen Eiskanal geben, die Pläne für einen Neubau sind nach jahrelangem Hin und Her vom Tisch. Für die betroffenen Sportler fühlt sich das an, als falle Olympia aus - ein heikles Thema ist es aber auch aus ganz anderen Gründen.
Österreich oder doch Thüringen, aber ohne Bob?
Nun wird nämlich ein alternativer Austragungsort gesucht, irgendwo außerhalb Italiens. Innsbruck in Österreich signalisiert Bereitschaft und scheint auch logisch. Nur 150 Kilometer von Cortina entfernt, bis nach Mailand ist es aus beiden Orten eine ähnliche Strecke.
Der deutsche Schlittenverband BSD winkte daher am Montag bereits ab, die eigenen Bahnen seien "kein Thema" in den Überlegungen. Der Eiskanal am Königssee wird nach den Unwetter-Zerstörungen vor zwei Jahren erst Ende 2026 wieder komplett einsatzfähig sein. Und "Winterberg, Altenberg, Oberhof - das funktioniert ja alles nicht", sagte BSD-Vorstand Thomas Schwab. Allein die Entfernung spreche dagegen.
Ziemlich anders sieht man das allerdings in Thüringen. Denn in der Nacht zum Dienstag preschte der regionale Verband mit einer Pressemitteilung vor: Oberhof sei bereit für die olympischen Rodelwettbewerbe 2026. Es dürfe "da keine Denkverbote geben", sagte Sprecher Sebastian Lenk, "wir werfen den Hut in den Ring und machen das Internationale Olympische Komitee aufmerksam. Es gibt eben nicht nur Innsbruck, sondern es gibt gegebenenfalls für die Rodelwettbewerbe auch die modernste Bahn der Welt in Oberhof."
Die Forderung: "Berücksichtigt uns, zumindest bei eurer Überlegung." Man war, das lässt sich von außen sagen, im Thüringer Verband nicht sonderlich begeistert von der schnellen Absage der eigenen Dachorganisation, die in Berchtesgaden sitzt. "Ein bisschen schade" sei dieses Vorgehen, sagte Lenk. Für eine Reaktion war Schwab nicht erreichbar. Bei genauerer Betrachtung wirkt die "Bewerbung" aus Thüringen allerdings ohnehin ohne Chance. Denn hier könnte tatsächlich nur gerodelt werden, für den Bob- und Skeletonsport ist die Bahn nicht geeignet, es fehlt der Anschubbereich. Ein Ausbau ist nicht möglich und auch nicht gewollt.
Quelle: ntv.de, sue/sid