Komplett-Wrack, auch Rodgers New York Jets erleben Super-GAU statt Super Bowl
23.11.2024, 10:29 Uhr
Aaron Rodgers wirkt überaltert, überlastet, überfordert.
(Foto: picture alliance / Newscom)
Die New York Jets starten mit Titel-Ambitionen, doch nach elf Spielen ist die NFL-Saison bereits eine verlorene. Die Bilanz: 3:8. Der Trainer schon im Oktober entlassen, der Manager nun auch. Und ob Quarterback Aaron Rodgers bleibt, scheint mehr als fraglich.
Es war Mai und die neue NFL-Saison noch einige Monate entfernt. Dennoch machte Aaron Rodgers nach einer Trainingseinheit der New York Jets eine Aussage, die im Nachhinein präziser war, als das Gros seiner Pässe in dieser Saison. "Wenn ich nicht so spiele, wie ich zu spielen imstande bin, sind wir wahrscheinlich alle hier weg."
Vielleicht hätten ihn die anwesenden Journalisten damals auch nach den Lottozahlen fragen sollen. Die Chancen, dass er sie ziemlich korrekt vorhergesagt hätte, wären wohl gar nicht so gering gewesen. Denn nur fünf Monate nach seinen Worten wurde Anfang Oktober Cheftrainer Robert Saleh entlassen. Und diese Woche musste nun auch Manager Joe Douglas gehen.
Kansas City Chiefs at Carolina Panthers (Kickoff 19 Uhr)
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San Francisco 49ers at Green Bay Packers (Kickoff 22:25 Uhr)
Der allmächtige Vereins-Besitzer, Woody Johnson, hatte genug. Endgültig. Welch eine Kehrtwende. Es ist nur wenige Wochen her, da hatte dieser Robert Wood Johnson IV. noch vom "besten Kader" gesprochen, den die Jets in seinen mittlerweile 25 Jahren als Eigner haben würden. Und jetzt lautet die Bilanz nach elf Spielen: 3:8. Und die Saison ist - mal wieder - eine zum Vergessen. Ein Klub im Chaos. Super-GAU, statt Super Bowl.
Ja, richtig gelesen. Sie hatten in New York tatsächlich vor Saisonbeginn vom Meisterschafts-Finale gesprochen. "Es ist Zeit, Aaron Rodgers - führe die Jets in den Super Bowl", hatte das Boulevardblatt "New York Post" damals getitelt. Der Quarterback war wieder gesund, genesen nach seinem Achillessehnenriss bei seinem Jets-Debüt ein Jahr zuvor. Jetzt sollten und wollten sie richtig durchstarten.
Enttäuschendste Saison der Vereinsgeschichte?
Doch mittlerweile ist klar: Diese Jets haben es nie zur Startbahn geschafft. Sie sind gar nicht erst aus dem Hangar herausgekommen, sondern schon beim Verlassen gegen das Hallen-Tor geknallt und liegen geblieben. Komplett kaputt und flugunfähig. Nicht einmal die Motoren springen mehr an. Und es scheint gar nicht ausgeschlossen, dass dieses Wrack bis zum letzten Spieltag möglicherweise nicht auch noch in Flammen aufgeht und komplett abfackelt.
Woody Johnson habe zwar nun "Niemanden" mehr, den er "feuern" könne, meinte ESPN. Andererseits dauere die Saison halt noch sechs Wochen - und da wisse man nie, was noch passiere. Womöglich werde es "die enttäuschendste Saison der Vereinsgeschichte." Das muss man erstmal schaffen. Denn die Jets sind ein Verein, der nur in 14 seiner bisherigen 64 Spielzeiten die Playoffs erreicht hat. Der nur einmal, 1967, Meister wurde. Der 33-mal die Saison mit einer negativen Bilanz abschloss - darunter 1:15 (1996) und 2:14 (2020). Aber wer halt vom Titel träumt, bei dem ist die Fallhöhe sehr hoch. Das wissen jetzt auch Johnson und die Jets.
Rodgers eine weitere Quarterback-Enttäuschung
Und sie wissen mittlerweile auch, dass Aaron Charles Rodgers nur ein weiterer Spielmacher auf ihrer ohnehin schon so langen Liste der Quarterback-Enttäuschungen ist. Noch so ein Zach Wilson, Sam Darnold, Josh McCown und wie sie alle hießen. Der nun entlassene Joe Douglas hatte Rodgers im April 2023 von den Green Bay Packers verpflichtet, wo er die vergangenen 15 Jahre der Starting Quarterback gewesen war. Die Vertragsunterschrift des viermaligen "wertvollsten Spielers" (MVP) galt damals als Sensation. Und sie weckte Hoffnungen. Große Hoffnungen. Auf viele Siege, wichtige Siege. Auf Playoffs, Super Bowl und, ja, auf die Chance, Meister zu werden.
Warum sollte Rodgers nicht auch das mit den Jets gelingen, was ein Peyton Manning nach seinem Wechsel von den Indianapolis Colts zu den Denver Broncos geschafft hatte? Oder ein Tom Brady, als er die New England Patriots verließ und zu den Tampa Bay Buccaneers ging? Beide gewannen mit ihren neuen Teams den Superbowl. Manning in seiner vierten Saison, Brady sofort im ersten Jahr.
Aus der Dunkelheit ins Dunkel
Rodgers hingegen könnte womöglich die Jets schon in wenigen Wochen wieder verlassen. Der Playmaker wird am 2. Dezember 41 Jahre alt - und er wirkt in vielen Partien auch so. Überaltert, überlastet, überfordert. "Die Jets, die Rodgers vor knapp zwei Jahren aus der Dunkelheit gelockt haben, sind nun diejenigen, die im Dunkeln stehen", schreibt ESPN.
Heißt das also für die Jets: neue Saison, neuer Trainer, neuer Manager, neuer Quarterback? Könnte sein. Gab's zwar noch nie in der Vereinsgeschichte. Aber, hey, wenn schon Abrissbirne, warum dann nicht gleich die ganz große? Zumal Woody Johnson längst kein Rodgers-Fan mehr zu sein scheint. Wie "The Athletic" berichtet, soll der Vereins-Eigner Ende September, nach der 9:10-Heimniederlage gegen die Denver Broncos, in einem internen Meeting gefordert haben, Rodgers auf die Bank zu setzen und stattdessen Tyrod Taylor starten zu lassen. Nach gerade mal vier Spielen.
Eine Woche später schmiss Johnson dann Trainer Saleh raus. Nach einer 2:3-Bilanz. Daraus ist jetzt ein 3:8 geworden. Aufschwung unter Jeff Ulbrich, der vom Defensive Coordinator zum Interims-Coach befördert wurde? Kontinuität? Oder zumindest einige, ganz kleine positive Zeichen? Nichts. Nothing. Die wohl bemerkenswerteste Aktion von Ulbrich in dieser Zeit: die Degradierung von Nathaniel Hacket. Der ist zwar immer noch Offensive Coordinator, darf aber - und das fasst diese Saison des Vereins so wunderbar zusammen - seit dem 10. Oktober, die Spielzüge der Offensive gar nicht mehr ansagen. Willkommen bei den New York Jets!
Quelle: ntv.de