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Denver Broncos auf Playoff-Kurs? Nix lässt es krachen: Rookie rockt die Rockies

Den Rekord einer Broncos-Legende hat Bo Nix schon geknackt.

Den Rekord einer Broncos-Legende hat Bo Nix schon geknackt.

(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)

Die Denver Broncos können es erstmals seit 2016 wieder in die Playoffs schaffen. Das war so nicht unbedingt zu erwarten. Und das liegt zum großen Teil an ihrem jungen Quarterback: Bo Nix.

Die Augen werden auf ihn gerichtet sein, vor allem auf ihn. Diesen 24-Jährigen mit den strohblonden Stoppelhaaren: Bo Nix. Der Quarterback soll die Denver Broncos heute im Heimspiel gegen die Kansas City Chiefs in die Playoffs führen. Ein Sieg - um genau zu sein, würde schon ein Unentschieden reichen - fehlt noch. Dann wäre das Warten von fast neun Jahren oder exakt 3255 Tagen vorbei.

So lange ist es her, seitdem die Broncos am 7. Februar 2016 im Super Bowl 50 die Carolina Panthers 24:10 besiegt hatten. Es war der letzte Glanz- und Glamour-Moment der Franchise - und zugleich Denvers bislang letzte Playoff-Partie. Damals hieß der Quarterback noch Peyton Manning. Das Endspiel war der finale Rodeo des fast 40-jährigen Bronco, der sich mit dem Titel in die Football-Rente verabschiedete. Bo Nix stand in jenen Februartagen erst kurz vor seinem 16. Geburtstag, war Zehntklässler und der Quarterback seiner High-School-Mannschaft im Bundesstaat Alabama.

"Pressure is a Privilege"

Nun, neun Jahre später, trage dieser mittlerweile 1,88 Meter große und 98 Kilogramm schwere Bo Chapman Nix "den Löwenanteil des Drucks" auf seinen Schultern, wie die "Sports Illustrated" in dieser Woche schrieb. Und Nix freut sich auf seine Rolle sowie die damit verbundene Herausforderung. "Pressure is a Privilege" ("Druck ist ein Privileg"), betonte er in diesen Tagen. Es ist unklar, ob Nix weiß, von wem dieses bekannte und gerade vor großen Momenten immer gerne genommene Zitat ist.

Es stammt von Billie Jean King. Die einstige Tennis-Ikone wollte damit ausdrücken, wie besonders es überhaupt sei, in einer, dieser, Druck-Situation zu stecken. Einer Situation, in der viele Blicke auf einen gerichtet sind, verbunden mit Hoffnungen und Erwartungen. Und dass es eben nur ganz wenige überhaupt schaffen, in diese Situation zu kommen und auf dieser Bühne in diesem wichtigen Moment auftreten zu dürfen. Kurzum: Sie wollte mit ihrer Einordnung ein bisschen Druck aus jener Drucksituation nehmen.

Neue Heimat 1610 Meter über dem Meeresspiegel

"PRESSURE IS A PRIVILEGE" steht in Großbuchstaben auf einer Silber-Tafel an der rechten Seite zum Eingang des Arthur-Ashe-Stadium, dem größten Tennis-Tempel der Welt. Dort, im New Yorker Stadtteil Queens, werden jedes Jahr Ende August die US Open gespielt - das vierte und letzte Tennis-Grand-Slam-Turnier des Jahres. Und dort ist diese Billie-Jean-King-Botschaft das Letzte, was die Profis lesen, bevor sie auf den mächtigen Center Court kommen, der mit seinen 40 Meter hohen Tribünen und 23.771 Sitzplätzen schon vor dem Match so einiges an Kopfkino verursachen kann.

Bo Nix' Center Court wird heute das heimische Empower Field at Mile High sein. Das Stadion ist das höchstgelegene der NFL, 1610 Meter über dem Meeresspiegel. Die Luft ist deshalb dünner als in anderen Arenen - und der Blick auf die Schnee bedeckten Rocky Mountains mitunter sogar schöner als so mancher Touchdown oder Tackle. Hier ist Nix seit dieser Saison zu Hause. Die Broncos entschieden sich bei der Talentevergabe Draft im Frühjahr an zwölfter Stelle für ihn. Nix war somit der sechste und letzte Quarterback der ersten Draft-Runde. So viele Spielmacher hatte es im ersten Draft-Durchgang zuvor nur einmal gegeben, 1983.

"Er war immer da, wenn wir große Aktion von ihm brauchten"

Nix stand zunächst nicht so im medialen Mittelpunkt wie Caleb Williams (Nummer eins der Draft/Chicago Bears), Jayden Daniels (Nummer zwei/Washington Commanders) oder Drake Maye (Nummer drei/New England Patriots). Doch er war, wie Williams und Daniels, von Saisonbeginn an der Starting Quarterback. Und er rechtfertigte schnell das Vertrauen von Trainer Sean Payton. "Er war immer da, wenn wir am Ende der Halbzeit oder des Spiels eine große Aktion von ihm brauchten", sagt Payton.

Wie vergangene Woche, als Denver den ersten Playoff-Matchball durch eine 24:30-Niederlage nach Verlängerung bei den Cincinnati Bengals vergab, Nix aber im Schlussviertel zweimal überragte. Zunächst bediente er beim Stand von 10:17 Wide Receiver Marvis Mims Jr. mit einem 51-Yards-Pass zum Touchdown in der Endzone. Als und die Broncos anschließend 17:24 hinten lagen, fand Nix zehn Sekunden vor Spielende erneut Mims Jr, diesmal mit einem Wurf über 25 Yards - und sorgte so für den Ausgleich.

Vereinsrekord von Vereinslegende gebrochen

Mit seinen 25 Passing Touchdowns rangiert er unter allen Playmakern auf Platz acht, genauso wie Jayden Daniels. 13 verschiedene Starting Quarterbacks hatten die Broncos seit dem Abgang von Peyton Manning, darunter auch erfahrene Super-Bowl-Sieger wie Joe Flacco und Russell Wilson. Doch niemand war so gut und konstant wie Neuling Nix. Der Rookie rockt die Rockys.

Bereits im Oktober stellte er mit seinem fünften Saisonsieg (28:14 gegen Carolina) einen neuen Vereinsrekord für Rookie-Quarterbacks auf. Er verbesserte die Bestmarke, die unter anderem von John Elway gehalten wurde, der 1983 in seinem ersten NFL-Jahr vier Spiele mit Denver gewann. Elway wurde später zur größten Legende der Broncos, führte sie fünfmal in den Super Bowl und in zwei dieser Endspiele (1998, 1999) auch zur Meisterschaft. Als Manager war er zudem am Titelgewinn 2016 beteiligt.

Gegner Kansas City schont Patrick Mahomes

Nun wäre es blasphemisch, auch nur ansatzweise Nix mit Elway zu vergleichen - oder ihm eine ähnliche Karriere vorauszusagen. Fakt ist jedoch, dass Nix seine Rookie-Saison mit - unabhängig vom Ausgang des heutigen Spiels - mindestens neun und maximal zehn Siegen beenden wird. Kontrahent Kansas City Chiefs ist zwar Meister, kommt aber nicht mit seiner Top-Mannschaft nach Denver.

Star-Quarterback Patrick Mahomes wird geschont. Und es wäre keine Überraschung, wenn Trainer Andy Reid auch anderen Leistungsträgern eine Pause geben würde. Kansas ist mit einer Bilanz von 15:1-Siegen nicht mehr von Platz eins der AFC zu verdrängen, hat somit in der ersten Playoff-Runde spielfrei und zudem im Viertelfinale und in einem möglichen Halbfinale jeweils Heimrecht. Warum also unnötig etwas riskieren, in einem Spiel, in dem es für die Chiefs um nichts mehr geht?

Win or go home - die maximale Drucksituation

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Für Nix und Co hingegen geht es um alles. Ihm sei schon vor langer Zeit beigebracht worden, so der Quarterback, dass "Druck ein Privileg" sei. Es gebe nunmal "keinen Druck ohne eine Gelegenheit", fügte Nix an. Und das man nun Druck habe, bedeute halt, dass eine Gelegenheit da sei, "etwas Besonderes zu schaffen." Besser hätte es Billie Jean King auch nicht formulieren können.

Ein Sieg und Nix wird gleich in seiner ersten NFL-Saison Playoff-Football spielen. Bei einer Niederlage hingegen ist die Spielzeit vorbei. Win or go home nennen sie das in den USA. Nix spricht deshalb vom "Inbegriff eines Heimspiels". Er setzt auf die Fans, auf die eindrucksvolle Atmosphäre, die die Broncos-Anhänger kreieren können - und auf die Gesamtsituation. Pressure is a Privilege. Und dieser Druck macht Nix nichts.

Quelle: ntv.de

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