Rodgers, 49ers, Cowboys Das sind die großen Enttäuschungen der NFL-Saison
01.01.2025, 19:46 Uhr
Die Regular Season der NFL endet am kommenden Wochenende, womit auch die letzten Entscheidungen im Rennen um die Playoffs fallen. Einige Stars und ambitionierte Teams werden definitiv nicht dabei sein.
Auch wenn die NFL-Saison nur etwas mehr als vier Monate dauert, fühlt es sich so an, als läge der Saisonbeginn eine Ewigkeit zurück. Damals gehörten noch so manche Teams zum Favoritenkreis, flogen aber recht schnell aus eben jenem. Hier sind die größten Enttäuschungen der Saison.
San Francisco 49ers: Vom Super Bowl zum Verlierer
Noch im Februar standen die Niners im Finale gegen die Kansas City Chiefs, wo sie einmal mehr den Kürzeren zogen. Obwohl die Enttäuschung auf Seiten von Head Coach Kyle Shanahan und seinen Spielern groß war und obwohl es vor dem Start der Saison mehrere unzufriedene Stars gab, wovon Wide Receiver Brandon Aiyuk mit einem Wechsel liebäugelte, zählte San Francisco weiterhin zu den stärksten Teams der gesamten Liga. Vorm abschließenden Spieltag steht man allerdings auf dem letzten Rang in der eigenen Division. Die Saison entwickelte sich zur kompletten Enttäuschung.
Wie schon beispielsweise in der 2023er-Saison machten den Niners viele Verletzungen zu schaffen. In der Offensive fielen etwa Aiyuk sowie der vormals beste Running Back der Liga, Christian McCaffrey, aus. Doch allein darauf kann der Misserfolg nicht geschoben werden. San Francisco schien zeitweilig uninspiriert. Obwohl man durchschnittlich pro offensiven Passspielzug die drittmeisten Yards Raumgewinn verbuchen konnte, brachten es die Niners nur auf 37 offensive Touchdowns. Head Coach Shanahan gilt gemeinhin als großer Vordenker innerhalb der NFL - viele andere Trainer stammen aus der Shanahan-Schule, was das Design einer Offensive betrifft. Jedoch haben sich Defensive Coordinator immer mehr darauf eingestellt, den Shanahan-Code zu knacken. Der 45-Jährige wirkte in dieser Spielzeit phasenweise entnervt und auch ein wenig ratlos.
Die Niners gehen nun mit großen Fragezeichen in die Saisonpause. Zunächst geht es darum, ob der Vertrag von Quarterback Brock Purdy zu deutlich höheren Bezügen verlängert wird oder nicht. Noch verfügt Purdy über seinen günstigen Rookie-Vertrag. In dieser Saison konnte der 25-Jährige nur bedingt glänzen. Gerade, als viele Offensivkräfte ausfielen, war Purdy anfällig für Fehler und nicht in der Lage, das Team auf seinen Schultern zu tragen, wie es zuweilen manche Star-Quarterbacks können. Auch die Zukunft von Wide Receiver Deebo Samuel steht in den Sternen, da er die schwächste Saison seiner Karriere hingelegt hat. Vielfach tauchte der Passempfänger komplett ab oder ließ hier und da den Ball nach einem Zuspiel fallen. Gewiss gibt es das Phänomen namens "Super Bowl Blues", sprich einen Durchhänger nach einem verlorenen Finale, aber bei den Niners war der Durchhänger zu frappierend.
Dallas Cowboys: Die Drama Queen unter den Teams
Neben San Francisco gibt es noch einige weitere Teams, die zu den großen Enttäuschungen zählen, allen voran die Miami Dolphins und Cincinnati Bengals. Doch diese beiden haben noch Restchancen auf eine Playoff-Teilnahme. Anders steht es um die Dallas Cowboys, die den Status als "America's Team" so langsam an die Detroit Lions verlieren. Vor der Saison ging es in Arlington, der Heimat der Cowboys, ähnlich wie auch in San Francisco um Vertragsverlängerungen. Schlussendlich erhielten Quarterback Dak Prescott sowie der beste Wide Receiver des Teams, CeeDee Lamb, mit Saisonstart deutlich verbesserte Arbeitspapiere für die Zukunft.
Damit kehrte aber keine Ruhe ein, denn schnell sollte sich herausstellen, dass die Cowboys nur bedingt konkurrenzfähig waren. Auf der Position des Running Backs hatte Dallas de facto keinen Top-Spieler, womit das Offensivspiel rund um Prescott erheblich behindert wurde. Play-Action-Spielzüge, bei denen etwa ein Lauf mit dem Ball angedeutet wird, funktionierten allenfalls bedingt, weil sich die gegnerische Defensive eben um Läufe von Rico Dowdle oder Ezekiel Elliott nicht wirklich sorgen musste. Mittlerweile hat sich Dowdle zur klaren Nummer eins entwickelt, aber die Zahl seiner Läufe lag bis Mitte November meist bei zwölf oder weniger.
Noch problematischer schien die Defensive der Cowboys, die gerade in puncto Laufverteidigung vielfach löchrig schien und eine harte Offensive mit guten Blockschemen nicht stoppen konnte. Die Saisonbilanz ist nur deshalb etwas verwässert, weil Dallas hinten raus - und das mit Ersatz-Quarterback Cooper Rush, welcher nach einer Verletzung von Prescott einsprang - noch drei Siege in sechs Spielen erzielen konnte. Damit ist sogar weiterhin offen, ob Head Coach Mike McCarthy eine neue Chance erhält. Das Drama wird aber so oder so weitergehen, denn Prescott und Lamb schienen sich während der Saison nicht immer grün - und Eigentümer Jerry Jones meint zu glauben, er könnte das Team als General Manager leiten, obwohl der 82-Jährige nur eine überschaubare Football-Kompetenz besitzt. Deshalb sind manche Fehlplanungen im Kader auch umso weniger überraschend.
Aaron Rodgers: Die Musik spielt neben dem Platz
Über große Football-Kompetenz verfügt gewiss der Star-Quarterback der New York Jets, wenngleich Rodgers in den vergangenen Jahren häufig durch andere Dinge in der Öffentlichkeit auffiel. Sein von Ayahuasca dominierter Lebensstil ist da wohl noch das geringste Problem. Für die Jets wird Rodgers jedoch zum Problem. Nachdem die erste Saison des Veteranen aufgrund eines Achillessehnenrisses bereits nach wenigen Minuten vorbei war, konnte er in dieser Spielzeit nur sehr selten überzeugen.
Die Hoffnung, der einstmalige Anführer der Green Bay Packers, könnte die Jets zumindest in die Nähe einer ersten Super-Bowl-Teilnahme führen, wurde nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die Jets befinden sich mehr denn je im Chaos. Während der Saison wurden Head Coach Robert Saleh sowie General Manager Joe Douglas entlassen. Eigentümer Woody Johnson hatte zwischenzeitlich sogar die Versetzung Rodgers auf die Ersatzbank eingefordert. Johnson wird wohl nicht wie in der ersten Amtszeit von Donald Trump in dessen Administration mitwirken, sondern weiterhin die Jets leiten.
Die Jets hätten ein Stück weit erwarten müssen, dass sie keinen allzu mobilen Quarterback bekommen, selbst wenn es nicht zur schweren Verletzung im ersten Spiel der Vorsaison gekommen wäre. Doch damit ist nicht automatisch das Kapitel für beide Seiten beendet. Rein statisch spielt der langjährige Packers-Quarterback sogar eine der besten Saisons im Vergleich zu vielen seiner Vorgänger, wobei zur Gruppe der Jets-Quarterbacks auch jede Menge Reinfälle gehören. Rodgers selbst hat bereits angedeutet, dass er seine Karriere nur fortsetzen würde, sollte er weiterhin für die Jets spielen können.
Sein Vertrag ist so ausgelegt, dass die Belastung auf den Salary Cap, die Gehaltsobergrenze, von aktuell 17,2 Millionen auf 23,5 Millionen US-Dollar in der kommenden Saison steigt. Das ist für einen Quarterback immer noch ein moderater Betrag. Sollten die Jets ihn jedoch entlassen oder würde Rodgers in den Ruhestand gehen, erhielte die Organisation einen "Dead Money Charge", sprich eine Belastung des Salary Caps, von 49 Millionen US-Dollar. Problematisch ist jedoch, dass dieser Charge 2026 sogar auf 63 Millionen steigen würde, sollte Rodgers eine weitere Saison spielen und anschließend entlassen werden. Dass der 41-Jährige noch eine weitere Spielzeit auf einem annehmbaren Niveau performt, scheint im Rahmen des Realistischen. Aber zwei weitere Saisons?
Die Organisation ist auf der Suche nach einem neuen Head Coach sowie einem neuen General Manager. Diese neue Führung würde unter Umständen gerne einen klaren Schnitt unternehmen und de facto von vorn anfangen. Mit antizipierten Neuanfängen sind die Fans der Jets ohnehin vertraut, das Projekt Rodgers scheint gescheitert.
Kirk Cousins: Vom Millionenvertrag zur Ersatzbank
Noch ein bisschen enttäuschender verlief die Saison für Kirk Cousins, der immerhin ein paar Jährchen jünger als Rodgers ist und sich ebenso auf seine alten Tage einer etwas verzweifelten Franchise, nämlich den Atlanta Falcons, anschloss. Nach seinem Wechsel von den Minnesota Vikings lief es nur für ein paar Wochen verheißungsvoll. Doch infolge stetig schwächerer Leistungen sitzt Cousins nun zugunsten von Rookie Michael Penix Jr. auf der Bank. Die Falcons hatten sich trotz der Verpflichtung von Cousins dazu entschieden, ihren besten Draft Pick für einen Quarterback aus dem College zu verwenden.
Die Erwartung in der Georgia-Metropole war es, dass Cousins irgendwann leistungstechnisch einbrechen würde, aber nicht im ersten Jahr, sondern in den kommenden Saisons, wenn er mehr oder weniger seinen Dienst verrichtet hat und die Falcons wieder in den Playoffs mitwirken. Die Realität ist nun eine gänzlich andere: Die Falcons stehen kurz vorm Saisonaus, sollte den Tampa Bay Buccaneers am abschließenden Wochenende kein Ausrutscher unterlaufen. Cousins hat aber wohl ohnehin keine Zukunft in Atlanta.
An ihm schieden sich während seiner NFL-Karriere stets die Geister, weil er die pure Unbeständigkeit war. Er konnte ein paar Wochen gut aufspielen und anschließend in ein Loch fallen. Jedoch kam nach dem Achillessehnenriss in der Vorsaison ein weiterer problematischer Faktor hinzu: Cousins wirkte immobil und athletisch limitiert. Jeglicher Druck von gegnerischen Verteidigern führte fast immer zum Raumverlust oder einem Fehlpass. Dieses Ausmaß der Einschränkungen im Spiel des 36-Jährigen waren trotz der Verletzungshistorie nur schwerlich vorhersehbar.
Es wird nun offen gemunkelt, dass Atlanta den erfahrenen Quarterback entlässt. Für die Franchise wird jedoch der hochdotierte Vertrag zum Problem, der wohl unter der Erwartung, Cousins könnte zumindest noch zwei Saison gut performen, geschlossen wurde. Die Belastung des Salary Caps würde sich im kommenden Jahr auf 40 Millionen US-Dollar belaufen, 2026 sogar auf 57,5 Millionen. Ähnlich wie die Jets haben sich somit auch die Falcons in eine finanztechnische Sackgasse manövriert. Cousins selbst möchte unbedingt, seine Karriere in der NFL fortsetzen. Aber nach dieser Saison muss er erst einmal einen Arbeitgeber finden, der ihm Starteinsätze gibt.
Quelle: ntv.de