"Tut jetzt gerade weh, aber ..." SC Magdeburg ringt Füchse Berlin im Bundesliga-Gipfel nieder
10.03.2024, 19:23 Uhr
(Foto: picture alliance/dpa)
Dem SC Magdeburg gelingt in der Handball-Bundesliga ein Ausrufezeichen: Im Spitzenduell gegen Tabellenführer Füchse Berlin liefert der Champions-League-Sieger eine beeindruckende Energieleistung ab. Am Ende steht ein knapper, aber verdienter Sieg. Und die Rückkehr an die Ligaspitze.
Gallig, gierig, gnadenlos: Der SC Magdeburg hat im hochklassigen Spitzenspiel der Handball-Bundesliga ein Titel-Statement gesetzt. Die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert bezwang die Füchse Berlin mit 31:28 (16:15) und verpasste dem Tabellenführer im engen Meisterrennen damit einen womöglich entscheidenden Dämpfer. Der Champions-League-Sieger rückte bei nun 40:6 Punkten auf einen Zähler an den Hauptstadt-Klub (41:7) heran, zudem hat der SCM noch ein Spiel in der Hinterhand. In einer hochintensiven Partie bestrafte Wiegerts Team die wenigen Fehler der Berliner eiskalt und leistete sich selbst kaum Aussetzer.
"Es war eine Symbiose von Publikum und Mannschaft. Wir haben uns von der ersten Hälfte nicht verunsichern lassen. Wir haben gut verteidigt und uns in der zweiten Hälfte gesteigert", schwärmte Wiegert am MDR-Mikrofon. Berlins Fabian Wiede erklärte bei DYN: "Wir müssen anerkennen, dass Magdeburg etwas besser war als wir. Wir waren nicht clever genug."
"Es tut gerade weh"
Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar litt mit seinem Team: "Natürlich tut es jetzt gerade weh, verloren zu haben, aber auswärts in Magdeburg so einen Fight zu liefern und hier auf Augenhöhe bis zur letzten Minute zu kämpfen, fand ich schon stark wie unsere Mannschaft aufgetreten ist." Der ehemalige Magdeburger Meisterspieler hatte seine Spieler in der Vorwoche nach einem 39:32-Heimsieg gegen den HC Erlangen überraschend deutlich kritisiert: "Das war in der Abwehr nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten", hatte Kretzschmar geschimpft, "und es bedarf einer starken Steigerung für die zwei Spiele, die in der nächsten Woche auf uns warten."
Mitentscheidend für den Ausgang der Partie war nun, dass die beiden wichtigsten Verteidiger des Tabellenführers schon früh mit Zwei-Minuten-Strafen hochbelastet waren: Mijailo Marsenic und Max Darj standen schon nach den ersten Minuten der zweiten Hälfte vor der dritten Hinausstellung und konnten daher nicht mehr so kompromisslos zupacken, wie es in diesen Partien nötig ist.
Gewinnen die Magdeburger, die saisonübergreifend den 22. Heimsieg in Folge in der Festung Getec-Arena feierten, ihre verbleibenden elf Ligaspiele, wäre der dritte HBL-Triumph nach 2001 und 2022 sicher. Die Füchse sind bei der Jagd nach der ersten Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte somit auf einen Strauchler des Ost-Rivalen angewiesen.
Weltmeister Magnus Saugstrup und Omar Ingi Magnusson (beide 6 Tore) waren am Sonntag die besten Werfer der Magdeburger. Bei Berlin ragte Lasse Andersson mit acht Toren als erfolgreichster Schütze heraus, auch der dänische Weltmeister Mathias Gidsel (7 Tore) zeigte ein gutes Spiel. "Es ist vielleicht ein vorentscheidendes Spiel für die Liga", sagte Bundestrainer Alfred Gislason am Rande der Partie mit Blick auf den Titel-Zweikampf. Entsprechend war die Stimmung in der Arena, die Zuschauer bekamen zu Beginn das erwartete Spektakel mit viel Tempo, großem Kampf und immenser spielerischer Klasse zu sehen.
Berlin zeigt Moral
Echte Vorteile erspielten sich zunächst weder die Füchse noch Magdeburg, Sergey Hernandez im Magdeburger Tor und auch sein Gegenüber Dejan Milosavljev waren zunächst keine Faktoren. Weil sich die Gäste jedoch mehrere Ballverluste im Angriff leisteten, erzielte der SCM über Gegenstöße die vermeintlich einfacheren Tore. So wuchs der Vorsprung beim 14:11 (24.) durch Albin Lagergren erstmals auf drei Treffer an. Die Berliner zeigten aber große Moral, nicht zuletzt durch Andersson, der kurz vor der Schlusssirene aus scheinbar aussichtsloser Position im Rückraum noch den Berliner Anschlusstreffer erzielte.
Magdeburg kam aber stark aus der Kabine, ging beim 18:15 (32.) und 21:18 (39.) wieder mit je drei Treffern in Führung, beim 23:19 (43.) wuchs der Vorsprung erstmals auf vier Tore - die 6600 Zuschauer in der ausverkauften Getec-Arena standen nun ausnahmslos. Auch die Torhüter waren besser in der "kampfbetonten Partie", wie Gislason zur Halbzeit im MDR analysiert hatte. Offensiv blieb Magdeburg, das auch seinen breiteren Kader ausspielte, eiskalt.
Hinter dem Spitzen-Duo machte die SG Flensburg-Handewitt vor der anstehenden Länderspielpause und der damit verbundenen Olympia-Qualifikation Druck: Die Norddeutschen festigten durch ein 35:30 (17:16) gegen Frisch Auf Göppingen Rang drei.
Quelle: ntv.de, ter/sid