Barkley, Hass und Hype Unglaubliche Rekorde könnten im Super Bowl purzeln
06.02.2025, 05:37 Uhr
Der Mann der Stunde für die Eagles: Saquon Barkley.
(Foto: IMAGO/UPI Photo)
Sehen NFL-Fans die besten Saison aller Zeiten eines Runningbacks? Saquon Barkley von den Philadelphia Eagles steht vor historischen Rekorden im Super Bowl - doch bleibt erstaunlich cool. Dann sind da aber noch die gebrochenen Herzen und der Hass aus New York.
Dass er der neue Runningback-Star der NFL ist, dass (fast) alle von ihm verzückt sind, beweist der Andrang rund um sein Podium. Sowohl bei der Eröffnungsnacht im Caesars Superdome als auch bei den Medienrunden im Teamhotel kämpfen Presseleute um die besten Plätze, um Saquon Barkley von den Philadelphia Eagles ihre Fragen zu stellen.
Das "nur" 180 Zentimeter große Kraftpaket bleibt ganz cool auf seinem kleinen Podest, nimmt sich am Montag im Stadion gar eine ganze Stunde Zeit. Aufregung verspürt der 27-Jährige keine. Und den Hass von Fans der New York Giants, seinem Ex-Team, kontert er mit Liebe.
Dabei steht Barkley kurz davor, am Super-Bowl-Sonntag die produktivste Saison für einen Runningback in der gesamten Geschichte der NFL zu absolvieren. Das lächelt der Football-Profi, der für seine ungeheure Explosivität, seine schnellen Wendungen und sein gutes Auge bekannt ist, abgeklärt weg. "All die Rekorde sind cool", sagt Barkley in New Orleans, aber das Einzige, was zählt, ist den Super Bowl zu gewinnen." Am Tag des Super Bowl hat er sogar Geburtstag, ein Sieg wäre aber auch ohne die spezielle Feier das "Größte".
Schreibt Barkley Geschichte im Super Bowl?
Es ist eine absolute Seltenheit und eine der bemerkenswertesten Leistungen im American Football, dass ein Runningback ein NFL-Team zu einem Super-Bowl-Sieg führt. Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren hat mit Barkley wieder einer das Zeug dazu. Die Runningback-Sensation der Eagles dominierte in der regulären Saison und in den Playoffs fast nach Belieben.
Barkley legte eine Saison der unfassbaren Dominanz hin. Eine Saison, die beinahe historisch wurde. Er hätte mit ziemlicher Sicherheit den Allzeit-Rekord an gelaufenen Yards in der regulären Saison gebrochen, wenn Trainer Nick Sirianni ihn im letzten Spiel nicht zum Pausieren auf die Bank gesetzt hätte. "Ich hätte den Rekord schon gerne gehabt", gibt Barkley nun zu, "aber ich war auch froh, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde und dass der Coach Recht hatte und wir nun im Super Bowl stehen."
Historisch kann es für Barkley immer noch werden. Er könnte im Super Bowl Geschichte schreiben, mit der besten gesamten Spielzeit eines Runningbacks jemals. In seinen 16 Spielen der regulären Saison und drei Playoff-Spielen hat Barkley 2447 Rushing Yards erzielt. Der Rekordhalter ist Terrell Davis, Runningback der Denver Broncos, der 1998 insgesamt 2476 Yards zurücklegte.
Barkley braucht also 30 Yards im Super Bowl, um Davis' Rekord zu brechen. Das klingt fast schon zu einfach für den Eagles-Star, dafür braucht er manchmal lediglich einen einzigen Lauf. Barkleys schlechteste Saisonleistung in einem Spiel lag bei 47 Yards. Davis beendete seine Saison 1998 mit dem Gewinn des Super Bowls. Wenn Barkley am Sonntag dasselbe gelingt, hat er die wohl beste Saison, die ein Running Back je hatte.
"Das Wiederaufflammen der Runningbacks"
Möglicherweise sogar mit der MVP-Trophäe in der Hand. Erst sieben Runningbacks haben den Titel "Super Bowl MVP" als bester Spieler des Endspiels gewonnen, seit der Saison 1997 niemand mehr. Das NFL-Spiel hat sich über die Jahre immer mehr auf das Passspiel verlagert, was auch die Statistiken beweisen, dass fast immer der Quarterback zum Endspiel-MVP ernannt wird und die ersten vier der Runningback-Titel alle vor 1985 vergeben wurden.
Das Laufspiel gehen die NFL-Teams mittlerweile eher kollektiv an, haben mindestens zwei sehr gute Runningbacks und andere Spieler, die mit dem Ball laufen. Oftmals flitzt heute der Quarterback sogar selbst durch die gegnerischen Reihen. So auch Jalen Hurts bei den Eagles. In dieser Saison standen aber auf einmal vermehrt die Ballläufer im Fokus. Allen voran Barkley, der die Zeit zurück zu den alten Tagen zu drehen scheint. "Ich sehe mich nicht als Gesicht des Wiederaufflammens der Runningbacks", erklärt er in einer Medienrunde. "Ich glaube einfach, dass man im Football eine die besten Chancen hat, wenn mal mit dem Ball gut laufen kann und eine starke Defensive hat."
Nicht nur in New Orleans, in den gesamten USA sind alle verrückt nach Barkley. Verzückt. Verliebt sogar. Alle außer die New Yorker. Nach sechs Jahren bei den New York Giants mit wenig Teamerfolgen wechselt der Runningback zu Beginn dieser Saison ausgerechnet zum Divisionsrivalen nach Philadelphia. Barkley spielt auf einer Position, auf der es besonders viele Verletzungen gibt, und nimmt daher einfach das beste Angebot (Dreijahresvertrag über 37 Millionen US-Dollar) an.
Viele Fans lässt das extrem frustriert und mit gebrochenem Herzen zurück, teilweise gibt es Hass. So auch, als Barkley mit den Eagles im Oktober zum ersten Mal ins MetLife Stadium in der Metropole an der Ostküste zurückkehrt. Auf dem Weg ins Stadion muss der Runningback mitansehen, wie Fans seine Trikots verbrennen. Beim Einlaufen auf den Rasen prasseln die Buh-Rufe auf ihn nieder.
Liebe als Antwort auf den Hass aus New York
Barkley antwortet darauf in New Orleans mit der richtigen Botschaft: "Ich kann verstehen, dass einige Fans aus New York nicht glücklich mit meiner Entscheidung waren, aber ich habe nur Liebe für sie und bin ihnen ewig für ihre Unterstützung dankbar. Ohne meine Jahre bei den Giants wäre ich nicht in der Situation, in der ich nun bei den Eagles bin."
Was immer Barkley am Sonntag anstellt, es dürfte spektakulär werden. Auch die Rushing-Yards-Bestmarke in einem Super Bowl (Timmy Smith, 204 Yards, 1988) scheint möglich. Es wäre fast schon absurd. Im Finale der NFC-Meisterschaft lief er gleich mal zu drei Touchdowns. Damit hätte er im Super Bowl den Rekord eines Runningbacks eingestellt, denn diese Marke erreichte zuvor lediglich Terrell Davis. 25 später gelang ausgerechnet Barkleys Quarterback Hurts im Super Bowl LVII, als die Eagles in Phoenix gegen die Chiefs verloren, dieselbe Leistung.
Den neuen Superstar am NFL-Himmel lässt das alles kalt, er hat sogar Zeit für Späßchen. Auf die Frage von Comedian Guillermo von der berühmten Late-Night-Show Jimmy Kimmel Live, wovor er denn weglaufe, antwortet er: "In Wahrheit habe ich einfach Angst, von den riesigen Kerlen getackelt zu werden, da renne ich lieber weg."
Quelle: ntv.de