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Terror, Hotels, Überdruss Dramatischer Preissturz: Plötzlich will niemand zum Super Bowl?

Bewaffnete Polizeibeamte versperren den Eingang zur Bourbon Street für den Autoverkehr einen Monat nach dem Terroranschlag in New Orleans.

Bewaffnete Polizeibeamte versperren den Eingang zur Bourbon Street für den Autoverkehr einen Monat nach dem Terroranschlag in New Orleans.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

Chance für alle NFL-Fans: Die Ticketpreise für den Super Bowl brechen schlagartig ein. Das hat besondere Gründe. Für Ticket-Gierige gibt es allerdings mehrere Haken - und natürlich werden rund um das spektakuläre Endspiel dann doch wieder Rekorde gebrochen.

Die Security-Mitarbeiterin verzieht ihr Gesicht schlangenartig. Zeigt dann ein imposantes Gähnen, das aus dem tiefsten Innern kommt. Die junge Frau bewacht in der Nachmittagssonne ein Parkhaus gleich um die Ecke vom Caesars Superdome in New Orleans. Am Sonntag werden in dem Stadion die Kansas City Chiefs mit den Philadelphia Eagles um die NFL-Krone kämpfen - doch am Montag und Dienstag ist in der Stadt trotz schillernder Eröffnungsnacht mit beiden Teams noch wenig los. Bleibt das etwa so?

Die Chance ist in diesem Jahr so groß wie nie, wenn Sie schon immer mal einen Super Bowl, das spektakulärste singuläre Sport-Event der Welt, live im Stadion erleben wollten. Der Wiederverkaufsmarkt für Tickets für den Super Bowl LIX in New Orleans bricht dieser Tage zusammen. Das hat gleich mehrere Gründe. Allerdings gibt es auch ein paar Haken für alle, die nun gierig auf Eintrittskarten werden.

Die Preise für die günstigsten Tickets sind auf mehreren Online-Marktplätzen um fast 30 Prozent gegenüber dem Stand vor einer Woche zurückgegangen. Und diese vorherige Preisgestaltung war bereits ein deutlicher Rückgang gegenüber dem letztjährigen Super Bowl in Las Vegas, wo Fans mehr als doppelt so viel hinblättern mussten.

Immer noch über 3000 Euro pro Ticket

Doch hier kommt der erste Haken: Die Preise in New Orleans liegen immer noch bei etwa schlappen 3300 US-Dollar (knapp 3200 Euro) pro Sitzplatz. Selbst sonst äußerst beliebte Ticketpakete, die zusätzliche Unterhaltung und Fan-Erlebnisse beinhalten, sind deutlich zurückgegangen und kosten mittlerweile 4750 US-Dollar - und damit 28 Prozent weniger als noch vor einer Woche. Ebenso sind Spitzenplätze auf den unteren Rängen und damit sehr nah am Geschehen für weniger als 10.000 US-Dollar erhältlich. "Ein Spottpreis", denken Sie sarkastisch? Stimmt wohl, aber bei Super Bowls in der jüngeren Vergangenheit wurden solche Plätze häufig für mehr als das Doppelte verkauft.

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Dass eine knappe Woche vor dem Super Bowl noch nicht viel los ist, gehört dazu. Quasi Tradition. Normalerweise ist das die Ruhe vor dem Sturm. Die meisten Fans reisen zeitnah zum eigentlichen Spiel an, nehmen vielleicht noch ein paar Tage Sightseeing, Super-Bowl-Experience (die von der NFL organisierte Messe rund um das Mega-Ereignis) und Shopping mit.

Aber dennoch ist New Orleans nicht Las Vegas. Als im Glücksspiel- und Party-Mekka der letztjährige Super Bowl stattfand, waren Millionen von Fans schon Monate vor dem Endspiel ganz wuschig, um endlich so nah wie möglich am NFL-Spektakel zu sein. Mehr Glitzer und Hype waren kaum möglich. Auch die Stadt in Louisiana fährt mächtig auf, aber die Anziehungskraft von Vegas oder Los Angeles mit den Hollywood-Stars hat "The Big Easy" nicht.

Hotelpreise höher als bei Taylor Swift

Bei der Eröffnungs-Pressekonferenz am Montag sprachen die demokratische Bürgermeisterin LaToya Cantrell und das gesamte Organisationskomitee vollmundig vom "besten Super Bowl aller Zeiten", den "keine andere Stadt der Welt" auf diese Art ausrichten könne. FIFA-Boss Gianni Infantino, dessen Herz für Grandiosität schlägt, dürfte irgendwo vor Stolz auf diese Wortwahl fast geplatzt sein. Allerdings ist es bereits das elfte NFL-Endspiel in "Nola" (Einstellung eines Rekords) und der Reiz für die Massen hält sich damit in Grenzen. In Las Vegas wurde das Mega-Event zum ersten Mal ausgetragen, alles war neu und pompös und die Ticketpreise erreichten ein Rekordniveau.

Der zweite Haken für Fans, die schon online nach günstigen Tickets suchen: Die historisch hohen Hotelpreise in New Orleans sind ein Hauptgrund für den Preissturz bei den Eintrittskarten. Zimmer in Hotels, Motels, Airbnbs und Bed&Breakfasts brechen derzeit sogar die Rekorde, die bei der Serie von Konzerten von Pop-Weltstar Taylor Swift im vergangenen Oktober aufgestellt wurden.

Für Aufenthalte am kommenden Wochenende verlangen Zwei-Sterne-Hotels in der Region fast 1000 US-Dollar pro Nacht, während Vier- und Fünf-Sterne-Hotels häufig mehr als 4000 US-Dollar verlangen - und in den meisten Fällen ist eine Mindestaufenthaltsdauer von drei Nächten erforderlich. Ein Apartment mit zwei Schlafzimmern im City-Center geht dann von Freitag bis Montag schon mal für knapp 19.000 Euro weg.

Terroranschlag hinterlässt Verunsicherung

Das Sport Management Research Institute, ein Beratungsunternehmen für Marktforschung im Bereich Sport und Unterhaltung mit Sitz in Kalifornien, gibt an, dass die Hotelpreissteigerungen in New Orleans die höchsten sind, die es in drei Jahrzehnten der Beobachtung von Super-Bowl-Trends je gesehen hat. Die Steigerungen würden nun etwa das Achtfache des normalen Preises betragen. Bei vielen anderen Super Bowls war der Anstieg der Hotelpreise laut des Beratungsinstituts halb so hoch oder geringer.

Was auch die Preise drücken und die Fans zögern lassen könnte: Nach dem Terroranschlag Anfang Januar, als ein amerikanischer Ex-Soldat mit einem Kleintransporter in eine Menschenmenge fuhr und das Feuer eröffnete, wobei 14 Menschen getötet und mindestens 35 verletzt wurden, herrscht noch immer eine gewisse Unsicherheit in der Stadt. Eric DeLaune, leitender Sonderagent von Homeland Security Investigations, der führenden Strafverfolgungsbehörde auf Bundesebene innerhalb des US-Heimatschutzministeriums, sprach am Montag auf der Sicherheitspressekonferenz von einem "einem herzzerreißenden Ereignis, das diese Stadt sehr hart getroffen hat". Allerdings erklärte Cathy L. Lanier, Sicherheitschefin der NFL: "Der sicherste Ort in den USA ist hier unter dem Schirm" der etlichen Polizeibehörden, die in New Orleans rund um den Super Bowl im Einsatz sind.

Dann ist da noch das Footballspiel an sich. Es herrscht akuter Chiefs-Überdruss. Fatigue statt Abwechslung und Spannung. "Nicht schon wieder", stöhnten Fans in den gesamten USA auf, als der amtierende Meister ins Finale einzog. Sie langweilt die dritte Super-Bowl-Teilnahme in Folge, selbst wenn Kansas City mit einem dritten Sieg in Serie etwas nie dagewesenes erreichen würde.

Rekorde für Werbespots

Aber der Super Bowl wäre nicht die größte Show der Welt, wenn nicht trotzdem etwas Gigantismus in New Orleans herrschen würde. Konträr zu den Tickets brechen die stets mit Spannung erwarteten TV-Werbespots Rekorde. Der Nachrichtensender CNN berichtet, dass der das NFL-Endspiel übertragende US-Sender Fox mindestens zehn seiner Super-Bowl-Werbespots für jeweils mehr als acht Millionen US-Dollar verkauft hat, obwohl er ursprünglich "nur" sieben Millionen US-Dollar für 30 Sekunden Werbezeit verlangt hatte.

Der Parkplatz-Sicherheitsmitarbeiterin in New Orleans ist das egal. Sie tippt nun auf dem Handy herum. Gegenüber sitzen ein paar Obdachlose und rauchen, Polizeiwagen rauschen vorbei. Am Superdome stehen nun doch einige Fans an: Die Eröffnungsfeier kostet schließlich nur 20 US-Dollar.

Quelle: ntv.de

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