Schreckliches Déjà-vu an Bianchi Bergungskran sorgt für Schockmoment bei F1-Star
09.10.2022, 08:39 Uhr
Gasly spießte erst eine Bande auf, dann kollidierte er beinahe mit einem Traktor.
(Foto: REUTERS)
Der Große Preis von Japan in der Formel 1 startet chaotisch. Heftiger Dauerregen sorgt für überaus schlechte Sicht, mehrere Zwischenfälle stoppen das Rennen bereits in Runde drei. Bei Roter Flagge gibt es dann den schockierendsten Zwischenfall: Ein Bergungskran entsetzt Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly.
Die Formel 1 erlebt einen Aufreger beim Großen Preis von Suzuka. Das Rennen in Japan begann, obwohl die Nässe auf der Piste stand und es weiter heftig regnete. Schon in der ersten Runde gab es mehrere Zwischenfälle - besonders heftig litt Pierre Gasly. Der Pilot von Alpha Tauri, der in der kommenden Saison für Alpine fahren wird, schimpfte nach nur drei Rennrunden heftig. Er hatte allerdings auch allen Grund dafür: Ein Bergungsfahrzeug tauchte plötzlich neben ihm auf.
Das Rennen wurde nach nur einer Runde durch die Gelbe Flagge und das Safety-Car ausgebremst, bevor es in Runde drei unterbrochen werden musste - Rote Flagge, die Autos wurden zurück in die Boxengasse geleitet. Doch bevor sie dort ankamen, erlebte Gasly seinen Schockmoment. Nachdem er in der ersten Runde plötzlich eine abgeflogene Werbebande auf dem Frontflügel aufgespießt hatte, musste er das Teil seines Boliden in der Box ersetzen lassen. Er versuchte anschließend, den Anschluss ans Feld wiederherzustellen. Plötzlich stand ein Traktor an der Strecke, den der Franzose aufgrund der hochspritzenden Gischt nicht gesehen hatte.
Das Bergungsfahrzeug sollte den Ferrari von Carlos Sainz abtransportieren, der Spanier war in der ersten Runde durch Aquaplaning rausgeflogen, hatte sich selbst in die Bande gedreht. Die Streckenlampen, die die Rote Flagge anzeigen, waren bereits an, sie bedeuten, dass die Piloten deutlich langsamer und aufmerksam fahren müssen. Doch Gasly war schockiert, hatte das Fahrzeug ganz offensichtlich nicht auf dem Schirm: "Warum zur Hölle ist ein Traktor auf der Strecke?", schrie er in den Boxenfunk.
Schreckliche Erinnerung an seinen verstorbenen Freund
Nach dem Aussteigen in der Boxengasse wütete er bei seinem Team weiter, war kaum zu beruhigen. Auch Rennleiter Eduardo Freitas bekam seinen Ärger ab. Doch der wies den Ärger von sich, Gasly sei "mit hoher Geschwindigkeit" unterwegs gewesen. Mehr Verständnis gab es dagegen von den anderen Fahrern. Der ausgeschiedene Sainz sagte bei Sky: "Ich weiß nicht, ob die Leute das verstehen. Selbst hinter dem Safety-Car fahren wir 150 Meilen pro Stunde (ca. 241 Kilometer pro Stunde). Sobald man von der Ideallinie abkommt oder Aquaplaning hat, ist es vorbei. Ich weiß nicht, warum wir unter solchen Bedingungen solche Risiken eingehen. Ein Traktor auf der Strecke, es ist unglaublich." Red-Bull-Teamchef Christian Horner sagte: "Es muss eine Untersuchung geben, das Fahrzeug hätte dort nicht sein dürfen." Glücklicherweise seien alle Fahrer unbeschadet geblieben.
Der Vorfall ist umso emotionaler zu bewerten, wenn man die Hintergründe kennt. Beim Rennen an selber Stelle im Jahr 2014 verunglückte Jules Bianchi. Der Marussia-Fahrer war unter Gelber Flagge mit einem Bergungsfahrzeug kollidiert. Der Freund und Landsmann Gaslys verstarb neun Monate später an den Folgen des erlittenen Schädel-Hirn-Traumas. "Ich bin direkt daran vorbeigefahren. Das ist nicht zu akzeptieren. Denkt dran, was passiert ist. Ich kann das nicht glauben", sagte Gasly daher auch am Boxenfunk.
Seitdem gilt eigentlich die ungeschriebene Regel, dass kein Auto außer dem Safety- sowie dem Medical-Car auf die Strecke fahren sollen, solange sich noch Formel-1-Rennwagen auf dieser befinden. Die Rennkommissare kündigten an, den Vorfall nach dem Grand Prix zu untersuchen. Auch Gasly droht eine Strafe, weil er 250 Kilometer pro Stunde und damit deutlich zu schnell gefahren war. Frédéric Vasseur, der Teamchef von Alfa Romeo nahm Gasly allerdings in Schutz: Es sei falsch, den Fehler beim Fahrer zu suchen, egal wie schnell dieser gefahren sei. Das Bergungsfahrzeug hätte einfach nicht auf die Strecke gedurft.
Rollender Start geplant
Das Rennen ist unterbrochen, neben Sainz ist auch Alex Albon bereits ausgeschieden. Sebastian Vettel kollidierte beim Start mit dem Spanier Fernando Alonso, der sein Aston-Martin-Cockpit im kommenden Jahr übernehmen wird. Vettel, von Position neun gestartet, trug Schäden an seinem Boliden davon und fiel weit zurück, er konnte jedoch weiterfahren.
Es soll einen rollenden Start hinter dem Safety-Car geben, noch ist allerdings offen, ob es überhaupt weitergehen kann. Viele Beteiligte sprachen von indiskutablen Bedingungen. Sollte das Rennen nicht mehr fortgesetzt werden, werden keine WM-Punkte verteilt. Auch ein vorzeitiger Titelgewinn von Max Verstappen wäre dann vertagt.
Quelle: ntv.de, ara