FIA-Kontrolleure willkommen Haas-Chef kontert Kritik am "weißen Ferrari"
20.04.2022, 15:07 Uhr
Die Teams sind sich nahe, aber nicht so nah, dass Günther Steiner bei Mattia Binotto kopiert.
(Foto: IMAGO/eu-images)
Für Haas läuft es in Saison deutlich besser als zuvor. Zwar kann Mick Schumacher noch nicht punkten, doch Kevin Magnussen steht bereits bei zwölf Zählern. Das liegt an der übergroßen Nähe zum WM-Spitzenreiter Ferrari, unken manche Konkurrenten. Dem widerspricht Teamchef Günther Steiner offensiv.
Haas ist nur ein B-Team von Ferrari, der Haas-Bolide ein "weißer Ferrari". So lauten die Vorwürfe gegen den US-Rennstall. Tatsächlich ist nicht nur ein Ferrari-Motor im Haas-Boliden verbaut, auch das Getriebe und viele weitere Bauteile bezieht Haas von der Scuderia. Im vergangenen Jahr verlegte das Team sogar einen Firmensitz nach Maranello, direkt in die Nachbarschaft von Ferrari.
An den Vorwürfen aber sei nichts dran, sagt Haas-Teamchef Günther Steiner im ntv-Interview: "Was wir machen, machen wir alles dem Reglement entsprechend." Soll heißen: Haas schraubt nicht mehr als jene Ferrari-Bauteile an sein Auto, die laut Regelwerk erlaubt sind. Auch tausche Haas keine Daten mit der Scuderia aus, sagt Steiner. Die Bürotüren zwischen den Firmen in Maranello seien verschlossen, betont er vor dem Rennen in Imola (Sonntag, 14 Uhr, bei RTL und im ntv.de-Liveticker).
Steiner ist so überzeugt von seinem Team, dass er den Motorsport-Weltverband FIA bewusst einlädt: "Ich habe zur FIA gesagt: 'Jungs, bitte kommt jeden Tag zum Kontrollieren, denn wir machen alles den Regeln entsprechend.' Heute ist die FIA zum Beispiel bei uns in Maranello, kontrollieren. Sie sind willkommen, wenn sie etwas finden, werden wir es verbessern", so Steiner. Er ist sicher: "Aber sie werden nichts finden, dass wir ein Auto kopiert haben. Dafür kommen sie zu oft. Und ich habe ihnen gesagt: 'Kontrolliert, was ihr wollt, ihr könnt kommen, wann ihr wollt, ihr seid immer willkommen.'"
Auch für Ferrari stehe viel auf dem Spiel
Die FIA-Inspektoren würden bei Haas unter anderem "die gesamten IT-Systeme" kontrollieren, "ob wir irgendwelche Links zu Ferrari haben, ob wir Daten teilen", so Steiner. Sein Team werde allerdings kaum "so blöd sein, hier ein Risiko einzugehen". Außerdem stehe auch für Ferrari "viel auf dem Spiel", gab der Südtiroler zu bedenken. "Wenn man zurückdenkt an den Fall Mercedes-Racing Point, da wurde Mercedes ja auch mit reingezogen und das kann Ferrari sich nicht leisten und wir wollen es uns nicht leisten."
In der Saison 2020 hatte das damalige Racing-Point-Team, heute Aston Martin, sein Auto praktisch von Mercedes kopiert, dazu den Silberpfeil des Jahres 2019 als Vorlage genommen. Die FIA erklärte den Boliden später nach einem Protest von Renault für illegal, im Detail ging es um Bremsbelüftungen. Der Weltverband zog dem Team 15 WM-Punkte ab, untersuchte zudem eine möglicherweise unerlaubte Zulieferer-Rolle von Mercedes.
Der Leistungssprung von Haas erzeugt in dieser Saison dieselben Gerüchte um Haas. Vergangenes Jahr noch völlig chancenlos, fuhren Mick Schumacher und sein damaliger Teamkollege Nikita Mazepin nur hinterher. In dieser Saison ist Schumacher zwar immer noch punktlos, doch Kevin Magnussen sammelte gleich im ersten Rennen in Bahrain als Fünfter zehn Punkte ein, in Saudi-Arabien kamen zwei dazu. Das alles wegen einer zu großen Nähe zum derzeitigen Branchenprimus Ferrari? "Für uns ist klar, dass die Formel 1 eine Meisterschaft von zehn - oder elf oder zwölf - Konstrukteuren sein sollte. Das bedeutet, dass es keine Übertragung von geistigem Eigentum geben sollte, das mit der Kernleistung zusammenhängt", kritisierte McLaren-Teamchef Andreas Seidl jüngst den Anteil der Ferrari-DNA im Haas.
Steiner widerspricht: "Die Kritik kommt immer auf, wenn wir ein gutes Auto haben. Das ist schon langweilig geworden, wie aufgewärmte Suppe, ist immer dasselbe, es probiert wieder jeder etwas zu erfinden, was nicht da ist", wetterte er. "Wir machen es regelkonform. Es wird langsam mühsam, diese Kritik und dieses ständige sich beklagen. Man muss ordentliche Argumente haben, wenn man sich beklagt, man kann nicht immer das Gleiche sagen", sonst sei das wie eine Schallplatte mit Sprung, die sich ständig wiederholt. Er mache sich keine großen Gedanken über die FIA-Untersuchungen, so Steiner.
Quelle: ntv.de