"Hat Auswirkungen auf mich" McLaren-Streithähne werden zum nächsten Crash verführt
17.10.2025, 18:10 Uhr
Derzeit nicht die allerbesten Freunde: Oscar Piastri und Lando Norris.
(Foto: picture alliance / HOCH ZWEI)
Das Duell der McLaren-Rivalen Oscar Piastri und Lando Norris um die Formel-1-Krone 2025 brodelt - und könnte beim Grand Prix der USA überkochen. Kaum eine Strecke ist solch ein gutes Pflaster für beinharte Motorsport-Zweikämpfe wie die Rennstrecke in Austin/Texas.
Spätestens an diesem verregneten Grand-Prix-Sonntag in Austin, dem 25. Oktober 2015, schlug die Antipathie zwischen den Mercedes-Rivalen und einstigen Kart-Kumpels Lewis Hamilton und Nico Rosberg in blanke Verachtung um. Im "Aufwärmraum" auf dem Weg zum Siegerpodest warf Triumphator Hamilton dem zweitplatzierten Rosberg bösartig kühl das Pirelli-Kapperl für die anstehende Zeremonie hin. Der Brite hatte gerade vorzeitig seinen dritten Titel eingetütet und im WM-Duell mit Rosberg auf 2:0 erhöht. Da, nimm du Loser, signalisierte die demütigende Geste - Rosberg kochte vor Wut. Stinksauer pfefferte der Unterlegene die Mütze zurück. Nullpunkt der vergifteten Beziehung, die im folgenden Jahr endgültig eskalierte und in Barcelona Silberpfeil-Karbon zerbersten ließ.
Zehn Jahre nach dem Käppi-"Eklat" nähert sich wieder ein Stallduell um die Formel-1-Krone dem Siedepunkt. Oscar Piastri kommt mit 22 Punkten Vorsprung auf seinen McLaren-Kollegen Lando Norris zum US-GP nach Austin. Bisher haben die Papaya-Nachbarn eigentlich ein entspanntes, professionelles Verhältnis gepflegt. Aber damit könnte es in Texas endgültig vorbei sein.
Norris, so drückte es RTL-Experte Christian Danner im "AvD-Talk" des "Motorsport-Magazins" aus, ist "auf Krawall gebürstet". In Singapur hatte der Brite nach dem Start die Krallen ausgefahren, sich unsanft an Piastri vorbei auf Rang drei gerumpelt. Piastri war ob der "beschissenen Aktion" des Stallkollegen stinksauer, machte aus seinem Ärger am Funk auch keinen Hehl.
Neuer Krach in Austin möglich
"Die Sachen würden überprüft und es hat Auswirkungen auf mich bis zum Ende der Saison", sagte Norris. "Es ist auch nicht so, dass ich mit allem davonkomme." Er erklärte weiter: "Es gab einen Kontakt zwischen beiden Autos, und das wollen wir auf jeden Fall verhindern. Die Regel ist: Unfälle vermeiden. Das war kein Unfall, es war viel weniger, aber wir wollen nicht mal an diesen Punkt gelangen. Weil das solche Diskussionen auslöst, und das ist nie gut."
Auch wenn das banalisierend klingt, die Szene war ein Sinnbild: Im sich zuspitzenden WM-Kampf sind die Samthandschuhe ausgezogen. Papaya Rules hin oder her - jetzt, wo McLaren die Hersteller-Krone in der Tasche hat, denkt jeder Fahrer nur noch an sich.
Wird es in Austin wieder krachen? Gut möglich. Kaum ein Kurs ist für Karbon-Kontakt derart prädestiniert wie der Circuit of the Americas. Schon Kurve 1 lädt nach dem Start ein, in vermeintlich vielversprechende Lücken zu stechen. Beleg-Beispiel 1, 2015: Auf schmieriger Piste kommt Hamilton von Position zwei besser auf Touren als Polesetter Rosberg, quetscht sich auf dem kurzen Bergaufsprint zu Turn 1 innen neben seinen Silberfeind, drückt den Deutschen von der Piste. Rosberg fällt auf Rang fünf zurück, Hamilton fährt zum WM-Triumph.
Beleg-Beispiel 2, 2024: Obwohl von der "dreckigeren" Seite von P2 gestartet, hält auch Verstappen gegen Pole-Mann Norris innen voll rein, kann seinen Red Bull gerade noch innerhalb der Track Limits halten, während der McLaren die Auslaufzone bemühen muss. Charles Leclerc, nur als Vierter losgerollt, nutzt im Ferrari das Scharmützel und schlüpft an den Streithähnen vorbei. Der Monegasse gewinnt später auch das Rennen.
Norris kabbelte sich im Vorjahr mit Verstappen
Die Szenen zeigen: Die von Architekten-Papst Hermann Tilke gegen den Uhrzeigersinn entworfene Strecke bietet Chancen - und das an diesem Wochenende gleich zweimal, da am Samstag auch noch ein Sprint auf dem Programm steht. Norris wird (wieder) zubeißen, Piastri ebenso. Und Max Verstappen, der als noch nicht vollends abgehängter WM-Dritter nur auf Stunk lauert, sowieso. In Texas ticken die Uhren anders als zuletzt in Singapur, wo Überholen selbst mit DRS-Support kaum möglich war. Und Turn 1 nach dem Start ist beileibe nicht die einzige Manöver-Ecke. Auch die Haarnadel nach der langen Gegengerade, Kurve 11, lädt zu Attacken ein.
Im Vorjahr kamen sich Norris und Verstappen in der linken Kehre ein zweites Mal ins Gehege. Der schnellere McLaren-Pilot versuchte es auf der Außenbahn an dem innen zumachenden Holländer vorbei. Verstappen stieg derart spät in die Eisen, dass er den Scheitelpunkt der Kurve nicht traf und mit allen vier Rädern über die Kerbs rutschte.
Für Norris blieb kein Platz - weswegen der Engländer seine Lenkung aufmachte, die großzügige Auslaufzone nutzte und so mit Schwung doch noch am träge beschleunigenden Verstappen vorbeizog. Norris' Freude währte nicht lange. Die Rennkommissare brummten dem McLaren-Mann eine Fünf-Sekunden-Strafe auf. "Leaving the track and gaining an advantage" - Strecke verlassen und sich dabei einen Vorteil verschaffen, lautete das Urteil der FIA-Richter. Norris war stinksauer, moserte, er hätte doch gar nicht anders können als ausweichen.
Haarige Rad-an-Rad-Duelle, die das Potenzial haben, auf dem Stewards-Tisch zu landen, und möglicherweise kontroverse Richtersprüche: In Austin steckt Würze, der US-GP kommt aus Fansicht im Duell Piastri vs. Norris genau zur richtigen Zeit.
McLaren sollte nach den streckenspezifischen Ausreißern (nach unten) im Vollgas-Tempel Monza sowie den Stadtkursen Baku und Singapur auf dem "regulären" GP-Kurs Austin wieder die Nase vorne haben. Der auf Revanche gepolte Piastri gegen Angriffs-Krawallo Norris - die Vermutung liegt nah, dass einer in Texas auf die Mütze bekommt.
Quelle: ntv.de