Verschiebung "schwer umsetzbar" Der Bundesliga drohen Geisterspiele
08.03.2020, 19:15 Uhr
Müssen die Fans in der Bundesliga bald vorerst draußen bleiben?
(Foto: imago images/Michael Weber)
In Italien finden die Spiele der obersten Fußball-Ligen bereits ohne Zuschauer statt - und auch in Deutschland wären Geisterspiele das Mittel der Wahl, um einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus entgegen zu treten. Verschiebungen seien kaum umsetzbar.
Geisterspiele in Bundesliga und Champions League, keine Zuschauer beim Länderspiel in Nürnberg - und massive Konsequenzen weit über den Fußball hinaus: Dem deutschen Sport drohen im Zuge der Coronakrise enorme Einschnitte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfahl mit Blick auf die immer stärkere Ausbreitung des Virus die Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern. Dies beträfe in den kommenden Wochen mehrere Sportereignisse im gesamten Bundesgebiet.
"Nach zahlreichen Gesprächen mit Verantwortlichen ermuntere ich ausdrücklich, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis auf Weiteres abzusagen", schrieb Spahn in einem Statement auf Twitter. Er kritisierte zudem die seiner Meinung nach "zaghafte" Praxis der Behörden und Verbände: "Angesichts der dynamischen Entwicklung der letzten Tage sollte das schnell geändert werden. Die Politik im besonders betroffenen Bundesland Nordrhein-Westfalen will die Empfehlungen Spahns umsetzen. "Großveranstaltungen haben natürlich die Neigung, dass da viel übertragen wird. Deshalb werden wir diesen Rat jetzt auch (...) bei uns in Nordrhein-Westfalen umsetzen", sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".
"Saison muss bis Mai zu Ende gespielt werden"

In Italien wurden Spiele zunächst verlegt und müssen bis mindestens in den April hinein ohne Zuschauer ausgetragen werden.
(Foto: imago images/Xinhua)
Die Fußball-Bundesliga wäre das prominenteste Opfer einer verschärften Vorgehensweise. Geisterspiele, wie sie bereits in Italien durchgeführt werden, rücken immer näher. "Das Coronavirus bringt die gesamte Gesellschaft und damit auch den Fußball in eine schwierige Situation", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Die "Gesundheit der Bevölkerung und damit auch aller Fußball-Fans" habe "oberste Priorität", stellte er klar und kündigte ein Treffen mit den Klubs an. Verschiebungen der Spiele seien aber nur schwer umsetzbar. Es stehe "außer Frage, dass die Saison wie vorgesehen bis Mitte Mai zu Ende gespielt werden muss, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln", sagte Seifert. Dann also im Zweifelsfall lieber ohne Zuschauer.
Bayerns Mittelfeldspieler Leon Goretzka hätte für mögliche Geisterspiele Verständnis. "Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es Wichtigeres gibt als Fußball", sagte er: "Wenn die Verantwortlichen, die sich intensiv damit beschäftigen, der Meinung sind, dass man etwas Gutes damit tun kann für das Land, dann müssen wir das in Kauf nehmen. Das ist doch klar." Auch die Champions-League-Begegnungen von RB Leipzig gegen Tottenham Hotspur am Dienstag sowie Bayern München gegen den FC Chelsea (18. März) oder auch das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien (31. März) wären betroffen. Die Leipziger teilten am Abend mit: "Wir sind weiterhin im engen Austausch mit den Gesundheitsbehörden und nach dem aktuellen Stand ist die normale Austragung des Spiels mit Zuschauern nicht gefährdet."
Erstes Geisterspiel am Mittwoch?
Zudem findet am kommenden Mittwoch das verlegte Rheinderby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln statt. Gesundheitspolitiker Peter Liese von der CDU rät allerdings dazu, das Spiel ohne Zuschauer auszutragen. "Eine Ansteckungsgefahr besteht ja nicht nur im Stadion selbst, sondern vor allem auch in den vollen Zügen bei der Anreise", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europaparlament (EVP) der in Hagen erscheinenden "Westfalenpost".
Liese verwies auf die hohe Zahl der Infizierten im nur wenige Kilometer von Mönchengladbach entfernten Kreis Heinsberg und auf steigende Zahlen in Köln. "Wir müssen alles unternehmen, um die Geschwindigkeit der Ausbreitung des Virus zu verringern. Sonst kann unser Gesundheitssystem an seine Belastungsgrenze kommen. Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit", sagte der Mediziner.
Quelle: ntv.de, Marco Heibel, sid