Suárez macht Atléti zum Meister Die perfekte Rache des gedemütigten Stars
23.05.2021, 16:23 Uhr
Am Ende wurde alles gut: Luis Suarez, spanischer Meister!
(Foto: imago images/NurPhoto)
Luis Suárez ist spanischer Meister, dafür sorgt der Uruguayer höchstselbst. Dass es dazu kommen kann, das sorgt wiederum bei Superstar Lionel Messi für gewaltigen Ärger. Die Geschichte des Stürmers ist beinahe zu rund, um wahr zu sein.
In Barcelona haben sie Luis Suárez durch die Hintertür vom Hof gejagt, Atlético Madrid macht er zum Meister: was für eine Geschichte. Zu kitschig, um nach Drehbuch gelaufen zu sein - und doch irgendwie folgerichtig. Mit seinem letzten, dem 21. Saisontreffer schoss der Stürmer sein Team gegen Real Valladolid persönlich zum elften Meistertitel, dem ersten seit 2014. Es war das Tor, das das enge Rennen mit Real Madrid beendete: Die Königlichen liefen mit zwei Zählern weniger im Ziel ein.
Atlético konnte mit einem eigenen Sieg den Titel klarmachen, war in der 18. Minute gegen Real Valladolid durch ein Kontertor aber in Rückstand geraten. Angel Correa (57.) und eben Suárez (67.) drehten die Partie jedoch. Der Siegtreffer des Uruguayers machte die Meisterschaft zu "Suárez' Titel: Barcelonas Sünde, die jetzt in den Geschichtsbüchern steht", wie die Sport-Tageszeitung "Marca" pathetisch verkündete.
Der 34-Jährige war im vorigen September tief enttäuscht vom FC Barcelona zu Atlético gewechselt. Der drittbeste Torschütze in der ruhmreichen Geschichte der Katalanen wurde zuvor nach sechs Jahren, vielen Titeln und noch mehr Toren auf eine recht grobe Art aus dem Verein komplimentiert. Der damals noch neue Barça-Trainer Ronald Koeman meinte trocken, er "plane nicht mehr" mit dem Uruguayer. Barça hatte ihn Tage später für rund sechs Millionen Euro an Atlético abgegeben. Ein Abschied, so trostlos wie das 2:8 des FC Barcelona gegen den FC Bayern im Viertelfinale der Champions League.
"Es ist hart", sagte Suárez nach dem Spiel zu Movistar und kämpfte mit den Tränen. "Die Situation, die ich durchleben musste, die Art, wie sie auf mich herabgeschaut haben, aber Atlético hat mir die Tür geöffnet." Viele Menschen hätten damals mit ihm gelitten. "Meine Frau, meine Kinder. Tag für Tag sind sie diejenigen, die am meisten unter meinen vielen Jahren im Fußball gelitten haben", sagte Suárez, der nach Abpfiff weinend auf dem Rasen saß, während er mit seiner Frau sprach. "Ich werde diesem großen Klub immer dankbar dafür sein."
Ein trostloser Abschied
"Die Wahrheit ist, dass mich an diesem Punkt nichts mehr überrascht", schäumte damals Barças Superstar Lionel Messi in seiner Abschiedsbotschaft auf Instagram. Der Abschied seines besten Freundes belastet die Beziehung zum FC Barcelona schwer. "Du hast dir verdient, dass sie dich verabschieden wie der, der du bist: Einer der wichtigsten Spieler in der Geschichte dieses Klubs, der mit der Mannschaft, aber auch individuell viele wichtige Dinge erreicht hat. Und nicht rausgeschmissen zu werden, wie sie es mit dir getan haben."
Suárez selbst schonte seinen ehemaligen Arbeitgeber bei offiziellen Anlässen seinerzeit weitestgehend. "Dies ist sehr schwierig für mich ...", setzte er bei der Pressekonferenz anlässlich der Trennung an, musste den Satz dann aber abbrechen. Die Gefühle hatten die Oberhand gewonnen. "Der Klub hat 2014 auf mich vertraut. Obwohl sie wussten, unter welchen Bedingungen ich wegen eines Fehlers, den ich begangen hatte, kam", erinnerte er stockend und unter Tränen an den Beginn der erfolgreichen Zusammenarbeit.
"Verrückt, wie das gehandhabt wurde"
Barcelona hatte Suárez damals für rund 82 Millionen Euro vom FC Liverpool geholt - und musste ihn erstmal für Monate auf die Tribüne setzen, denn der "Fehler" war schwerwiegend: Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien hatte Suárez dem Italiener Giorgio Chiellini in die Schulter gebissen. Die Folge: eine lange Sperre und ein mieser Ruf. Nie vergessen werde er dem Klub, dass man damals bedingungslos auf ihn gesetzt habe. Suárez dankte es dem Klub mit 198 Toren, die für zahlreiche Titel gut waren und er selbst wäre ja auch sehr gerne geblieben. "Wenn der Trainer der Meinung ist, dass ich von der Bank aus starten sollte, habe ich kein Problem damit. Ich glaube, dass ich Barcelona noch viel geben kann", sagte er der Zeitung "El Pais" noch Ende August. Der Trainer aber hatte andere Pläne.
Später schickte Suárez dann aber doch noch eine Kampfansage in Richtung seines Ex-Klubs - und seines Ex-Trainers: "Wenn man bei Atlético ist, ist man in der Fußball-Elite. Einige Leute haben nicht geglaubt, dass ich noch auf diesem Level sein kann. Ich habe immer noch den gleichen Enthusiasmus", sagte Suárez im Februar zu "ESPN". Sein neuer Trainer Diego Simeone sei "ein Trainer, der den Spielern viel Selbstvertrauen gibt, er bringt dich dazu, mehr zu geben, als du dachtest." Und verkündete: "Ich hoffe, dass ich in diesem Jahr, im nächsten Jahr und für wie viele Jahre auch immer weiter konkurrenzfähig bin und mein Bestes gebe, bis man merkt, dass man so weit gegangen ist, wie man kann. Niemand wird mich loswerden. Ich werde entscheiden, wann ich gehe." In Barcelona ist man seiner Meinung nach nicht weit genug gemeinsam gegangen.
Messi hatte im Interview mit dem Sender "La Sexta" im Dezember schon geahnt, dass der Transfer zum Spartarif für seinen Klub teuer werden könnte: "Ich fand es verrückt, wie das gehandhabt wurde. Dass Barcelona ihn zu einem direkten Rivalen wechseln lässt!" Nun lief der FC Barcelona am Ende auf Rang drei ein, hinter dem großen gemeinsamen Rivalen Real Madrid. Und hinter Atlético Madrid, das Luis Suárez zu Füßen liegt.
Es hätte da ja auch eine andere Option gegeben: So berichtete Thomas Tuchel, dass er Suárez gerne zu Paris Saint-Germain geholt hätte: "Wir hatten gehört, dass er dabei war, Barcelona zu verlassen. Und wer wäre nicht daran interessiert, einen der besten Stürmer der Weltgeschichte und Gegenwart des Fußballs zu verpflichten. Wir versuchten unser Glück, doch es klappte nicht." Atlético sicherte sich das Glück, der Neuzugang dem Klub den Meistertitel. Das Glück, es liegt jetzt auch wieder bei Luis Suárez. Und bei Messi übrigens, dessen Ärger über den FC Barcelona im Sommer zur Staatskrise geführt hatte: Der Argentiner, so versicherte Suárez, werde über den Titelgewinn von Atlético "glücklich sein, weil wir Freunde sind".
Quelle: ntv.de