Auch der Kaderplaner muss gehen FC Schalke trennt sich von zwei Spielern
24.11.2020, 17:27 Uhr
Für Vedad Ibisevic ist auf Schalke schon wieder Schluss.
(Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO/Pool)
24 Spiele ohne Sieg, dazu Stress in der Kabine und Streit beim Training: Der FC Schalke 04 mutiert endgültig zum Chaos-Klub. Der Tabellenletzte streicht drei Profis aus der Mannschaft und entlässt den erst vor einem Jahr verpflichten Kaderplaner.
Der FC Schalke 04 will das Chaos im Verein mit einem Rundumschlag in den Griff bekommen. Der Fußball-Bundesligist hat den Vertrag mit seinem Stürmer Vedad Ibisevic zum 31. Dezember aufgelöst. Nabil Bentaleb und Amine Harit wurden vorerst vom Training mit der ersten Mannschaft suspendiert und sollen individuelle Einheiten absolvieren, Bentaleb wird den Verein spätestens im Sommer verlassen. Das teilte der Tabellenletzte mit.
"Wir müssen die Fälle einzeln betrachten. Sowohl Vedad als auch wir hatten andere Erwartungen an sein Engagement bei Schalke 04. Aus unserer Sicht ist es nunmehr besser, die Zusammenarbeit zu beenden und im Guten auseinander zu gehen", sagte Sportvorstand Jochen Schneider. Er kenne und schätze Ibisevic als Spieler wie als Mensch. "Leider hat es hier auf Schalke nicht so gepasst, wie wir uns das gemeinsam versprochen haben. Ausdrücklich betonen möchte ich, dass der emotionale Ausbruch im Training am vergangenen Sonntag überhaupt nichts mit dieser Entscheidung zu tun hat - so etwas passiert im Fußball."
Harit erhalte eine Denkpause. Der Marokkaner besitze großes sportliches Potenzial, habe dieses aber in den vergangenen Monaten nicht im Sinne der Mannschaft abgerufen. "Wir werden Amine nicht fallen lassen, sondern gemeinsam alles daran setzen, ihn wieder dahin zu bringen, dass er seine Qualitäten für unseren Verein einbringen kann", betonte Schneider.
"Schalke und Bentaleb passen nicht zusammen"
Bei Bentaleb liege der Fall anders: "Wir müssen feststellen, dass Schalke und Nabil Bentaleb offensichtlich nicht zusammenpassen. Spätestens im Sommer 2021 werden sich die Wege trennen." Am Nachmittag hatten die Schalker bereits die Trennung von Kaderplaner Michael Reschke verkündet. Sportvorstand Schneider dankte Reschke für dessen "geleistete Arbeit in alles anderen als einfachen Zeiten". Er betonte jedoch, dass es zuletzt "unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Zukunft des Vereins" gegeben habe. Die Trennung sei daher alternativlos.
Schalke war am vergangenen Spieltag ans Tabellenende gestürzt, 24 Spiele in der Liga haben die Gelsenkirchener nicht gewonnen. Zudem kommen immer neue Details über mannschaftsinterne Zerwürfnisse an die Öffentlichkeit. Angeblich habe es auch respektloses Verhalten gegenüber Trainer Manuel Baum gegeben, der als Nachfolger von David Wagner die Talfahrt bisher nicht stoppen konnte. Hinzu kommt die wirtschaftliche Notlage der Schalker. Der Gelsenkirchener Traditionsklub gleicht einem Tollhaus, ohne Disziplin und ohne erkennbare Strategie, um der Krise Herr zu werden.
Am vergangenen Samstag soll es in der Kabine zu Querelen gekommen sein. Harit war nach nur 39 Minuten von Baum ausgewechselt worden. Er soll sich in der Kabine respektlos gegenüber Mannschaft und Baum verhalten haben. Laut "WAZ" habe die Mannschaft schon im Vorfeld nicht verstanden, warum der Marokkaner überhaupt in der Startelf stand.
"Das ist schlicht eine Falschmeldung"
Medienberichten zufolge hatte es dann einen Tag später zwischen Co-Trainer Naldo und Ibisevic beim Training eine lautstarke Auseinandersetzung gegeben. Angeblich war es sogar zum Abbruch der Trainingseinheit gekommen. Ein Fehlverhalten des Franzosen Benjamin Stambouli dementierte Schalke indes vehement. Ihm war das Verlassen des Stadions in der Halbzeit des Wolfsburg-Spiels laut eines Medienberichts unterstellt worden.
"Benji hat enttäuscht auf seine Auswechslung in der Halbzeit reagiert - ja. Aber er hat nicht vorzeitig das Stadion verlassen, das ist schlicht eine Falschmeldung", sagte Sportvorstand Schneider. Stambouli habe sich nach Wiederanpfiff der Partie auf die Tribüne gesetzt und die Mannschaft unterstützt. "Wir haben mit Benji gesprochen, es ist alles ausgeräumt", sagte Schneider: "Das Thema wurde viel größer gemacht, als es ist. Benji gibt jeden Tag alles für unseren Verein."
Sportlich gibt Schalke ein desaströses Bild ab und jagt den Sieglos-Negativrekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66 mit 31 Partien ohne Sieg. Drei Punkte hat Baum seit seinem Amtsantritt als Wagner-Nachfolger in sechs Spielen geholt. Spielt Schalke weiter so erfolglos wie in den letzten Monaten, ist der Tasmania-Rekord am 9. Januar erreicht - und der vierte Abstieg in der Vereinsgeschichte wohl unausweichlich.
Quelle: ntv.de, tsi/sid