Fußball

Bremen setzt Erfolgsserie fort Sagenhafter Undav zerlegt RB Leipzig gnadenlos

Die Pose sitzt.

Die Pose sitzt.

(Foto: IMAGO/Pressefoto Baumann)

Ohne Serhou Guirassy - aber mit einem top aufgelegten Deniz Undav: Der VfB Stuttgart kann in der Fußball-Bundesliga auch ohne seinen Toptorjäger gewinnen. Im Top-Duell gegen RB Leipzig dreht der womöglich künftige DFB-Stürmer mächtig auf. Auch Werder Bremen und der 1. FC Heidenheim haben Grund zum Feiern.

Werder Bremen - SC Freiburg 3:1 (1:1)

Selbstbewusst, zielstrebig, erfolgreich: Werder Bremen hat den Rückenwind bewegter Tage mit Bayern-Sieg und Investoren-Deal mitgenommen und gegen den SC Freiburg drei wertvolle Punkte nachgelegt. Das Team von Trainer Ole Werner setzte sich am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 3:1 (1:1) gegen die Breisgauer durch und rückte ins gesicherte Mittelfeld vor.

Nationalspieler Marvin Ducksch brachte die Gastgeber per Foulelfmeter nach Videobeweis früh in Führung (9.). Nach dem Seitenwechsel ärgerte dann auch der starke Justin Njinmah Freiburg-Coach Christian Streich mit seinem Treffer aus der Distanz (53.).

Der argentinische Neuzugang Julian Malatini (90.+3) erzielte kurz nach seiner Einwechslung bei seinem Bundesliga-Debüt den Treffer zum Endstand. Die Gäste hatten zuvor vom Punkt durch Vincenzo Grifo zwischenzeitlich ausgeglichen (28.), kassierten dennoch ihre erste Niederlage in diesem Jahr.

In der Hansestadt hatte der 1:0-Sieg bei Bayern München vom vergangenen Sonntag laut nachgehallt und dann der Einstieg einer regionalen Gruppe von Geldgebern um Geschäftsführer Frank Baumann für Gesprächsstoff gesorgt. Die Klubverantwortlichen spüren nach schwierigen Jahren eine Aufbruchsstimmung - und Werners Team konnte diese zuletzt noch befeuern.

Mit dem Selbstvertrauen von fünf Liga-Partien ohne Niederlage starteten die Grün-Weißen griffig. Ducksch, der nach abgesessener Gelb-Sperre zurück in die Startelf rückte, versuchte immer wieder den schnellen Njinmah einzusetzen. Aus einem Flankenlauf von Njinmah resultierte dann letztlich auch die Führung. Felix Agu ging nach einem Kontakt zu Boden und Schiedsrichter Robert Hartmann entschied nach Ansicht der Videobilder auf Elfmeter.

Kurz später nutzte Streich eine von Fanprotesten ausgelöste kurze Spielunterbrechung, um seine Elf einmal kräftig vor der eigenen Bank wachzurütteln. Das zeigte Wirkung. Werder-Keeper Michael Zetterer war nach einem Kopfball von Lucas Höler erstmals richtig gefordert und bewahrte sein Team vor dem Ausgleich (19.).

Die Gäste blieben aktiver und setzten immer wieder nach. Noah Weißhaupt überlistete dann den nach einem Abpraller etwas schläfrigen Olivier Deman und holte den zweiten Foulelfmeter der Partie heraus.

Im zweiten Durchgang legten die Bremer erneut entschlossen los - Jens Stage schoss aus der Distanz knapp drüber (52.). Streich sah das Unheil kommen und motzte an der Außenlinie schon bevor Njinmah aus der Distanz Maß nahm und traf. Bremens Leonardo Bittencourt (82.) traf mit einem gefühlvollen Heber die Latte des Freiburger Tores.

VfL Wolfsburg - 1. FC Köln 1:1 (1:1)

Erst der Schiri-K.o., dann immerhin ein Pünktchen Hoffnung für Timo Schultz: Der neue Trainer hat sich mit dem 1. FC Köln im Kampf gegen den Abstieg ein 1:1 (1:1) beim VfL Wolfsburg erarbeitet. Faride Alidou (38.) brachte die Gäste zunächst nicht unverdient in Führung, Kevin Paredes (40.) konnte aber nur kurz danach schon wieder ausgleichen.

Damit verpasste Schultz auch im dritten Spiel als FC-Trainer den erhofften großen Befreiungsschlag, der Traditionsklub verbesserte sich aber immerhin auf den Relegationsrang und verkürzte den Abstand auf Union Berlin auf zwei Punkte. Wenigstens ein kleiner Hoffnungsschimmer für die Kölner vor den nun anstehenden schwierigen Wochen mit Spielen gegen Frankfurt, Hoffenheim, Bremen, Stuttgart - und dann dem Derby gegen Leverkusen. Auf der anderen Seite dürfte der Druck auf Trainer Niko Kovac weiter wachsen, die Wölfe dümpeln nur auf Rang elf herum - viel zu wenig für die Ansprüche beim Werksklub.

Es war eine durchaus intensive Partie, die Szene des Spiels betraf aber einen Unparteiischen: Weil Schiedsrichter-Assistent Thorben Siewer vom Ball heftig am Kopf getroffen wurde, musste die Begegnung für 15 Minuten unterbrochen werden. Das Missgeschick unterlief dem Kölner Max Finkgräfe bei einem Klärungsversuch. Siewer fiel zu Boden und wurde behandelt, Sanitäter hielten Decken zum Sichtschutz hoch. Anschließend konnte der 36-Jährige aber allein in die Katakomben gehen, wo er weiter untersucht wurde.

Für Siewer sprang dann Nicolas Winter ein, eigentlich als Vierter Offizieller vorgesehen. Der Stadionsprecher bat daher die "Amateur-Schiedsrichter" unter den 24.525 Zuschauern in der Volkswagen-Arena sich zu melden, um als Vierter Offizieller einzuspringen. Den Job übernahm schließlich Tobias Krull, 32 Jahre alt, Sportlicher Leiter und zugleich Torwart beim Landesligisten MTV Gifhorn. Die Partie konnte wieder angepfiffen werden.

Danach schlugen die Kölner schnell zu, obwohl mit Davie Selke (Fußverletzung), Mark Uth (Knieverletzung) und Luca Waldschmidt (angebrochenes Wadenbein) wichtige Spieler fehlten. Doch Alidou köpfte geschickt ein, allerdings jubelte die FC-Defensive wohl ein bisschen zu lange, war danach erst einmal unsortiert. Und so konnte Paredes keine 120 Sekunden danach eine schnelle Kombination ohne Probleme vollenden.

Beiden Teams war nach den Resultaten der vergangenen Wochen anzumerken, dass sie nicht unbedingt vor Selbstvertrauen strotzen, vieles misslang - aber vor allem der FC wollte unbedingt, gab alles. Und so sahen die Zuschauer keine hochklassige, aber immerhin spannende Partie, in der Kölns Jan Thielmann den Ball in der Schlussphase nur um Zentimeter am Wolfsburger Tor vorbeilegte (82.). Noch knapper war auf der anderen Seite für Paredes, der den Pfosten traf (89.).

VfB Stuttgart - RB Leipzig 5:2 (2:1)

Angeführt von Dreierpacker Deniz Undav hat der VfB Stuttgart nach seinem kurzen Zwischentief zu Jahresbeginn in der Bundesliga eindrucksvoll zurück in die Spur gefunden. Nach zuletzt zwei Niederlagen besiegten die Schwaben Pokalsieger RB Leipzig hochverdient mit 5:2 (2:1) und feierten gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Plätze einen wichtigen Erfolg.

Der überragende Undav (30., 56. und 75.), Enzo Millot (25., Handelfmeter) und Jamie Leweling (48.) sorgten im zwölften Duell für den ersten VfB-Sieg gegen Leipzig - und machten dabei auch Serhou Guirassy vergessen. Nach vier vergeblichen Anläufen gewannen die Schwaben erstmals in dieser Saison ein Spiel ohne ihren beim Afrika-Cup aktiven Top-Stürmer.

RB wartet unterdessen seit nunmehr vier Spielen auf einen Erfolg in der Bundesliga. Seit dem Jahreswechsel setzte es für die Sachsen, für die am Samstag Benjamin Sesko (32.) und Lois Openda (55.) trafen, drei Niederlagen in drei Partien. Am Sonntag könnte Leipzig seinen Champions-League-Platz vorerst an Borussia Dortmund verlieren.

Sowohl Leipzig als auch Stuttgart waren zunächst bemüht gewesen, sich trotz der jüngsten Misserfolge treu zu bleiben. Beide Mannschaften liefen die gegnerischen Defensivreihen wie üblich aggressiv und früh an - mit überschaubarem Erfolg. Vor allem der VfB konnte sich immer wieder befreien und so mit Tempo zum Gegenstoß ansetzen.

Und doch war es eine Standardsituation, die letztendlich zum Erfolg führte. Nach einer Ecke landete ein Kopfball von Dan-Axel Zagadou am ausgestreckten Arm von Mohamed Simakan. Schiedsrichter Sven Jablonski entschied nach VAR-Einsatz auf Elfmeter, den Millot sicher verwandelte.

Stuttgart war nun endgültig tonangebend und gab Leipzig keinen Raum zur Entlastung. Vor dem 2:0 gewann Anthony Rouault schon im Mittelkreis den Ball und setzte Undav ein. Seinen eigentlich missglücktem Steckpass bekam der Stürmer umgehend zurück und traf per schöner Direktabnahme ins linke Eck.

In einer nun rasanten Partie dauerte es nur 114 Sekunden, bis der Jubel der 52.100 Zuschauer verstummte. Nach einer Ecke von David Raum traf Sesko aus dem Nichts für die bis dahin völlig ungefährlichen Leipziger. An diesem Umstand änderte auch der Anschlusstreffer nichts.

Stuttgart blieb in der zweiten Halbzeit am Drücker und belohnte sich umgehend, als Leweling den alten Abstand wiederherstellte. Trotz seiner drückenden Überlegenheit und komfortablen Führung im Rücken gelang es dem VfB jedoch nicht, Leipzig abzuschütteln.

Wieder schaffte RB aus dem Nichts den Anschluss, wieder aber zeigte sich Stuttgart davon reichlich unbeeindruckt - und antwortete umgehend. Nach Undavs zweitem Treffer ließ es der VfB zunächst etwas ruhiger angehen. Das dritte Tor des 27-Jährigen brachte die Entscheidung, ehe der Matchwinner unter Standing Ovations früher vom Platz durfte.

TSG Hoffenheim - 1. FC Heidenheim 1:1 (1:1)

Der 1. FC Heidenheim hat seine Erfolgsserie fortgesetzt und darf langsam, aber sicher für eine weitere Saison in der Fußball-Bundesliga planen. Der überraschend starke Aufsteiger holte ein 1:1 (1:1) bei der kriselnden TSG Hoffenheim. Damit ist der FCH seit sechs Partien ungeschlagen.

Eren Dinkci (29.) traf für die Heidenheimer (23 Punkte), die in der Tabelle nur knapp hinter der TSG (25 Zähler) liegen. Die Kraichgauer haben aus den vergangenen fünf Spielen nur zwei Punkte geholt. Gegen Heidenheim traf TSG-Star Andrej Kramaric (45.+7) per Handelfmeter.

"Ich nehme natürlich wahr, dass wir zuletzt nicht so gepunktet haben, wie wir das wollten. Deshalb liegt der Fokus auf drei Punkten zu Hause", sagte TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo kurz vor dem Anpfiff bei Sky: "Heidenheim spielt mit viel Intensität. Sie glauben an ihre Stärke."

Vor 20.120 Zuschauern in der Sinsheimer Arena beherrschten die Gastgeber die Anfangsphase. Echte Torchancen konnten sich die Hoffenheimer, die ohne den gesperrten Ozan Kabak, Dennis Geiger, Finn Ole Becker, Mergim Berisha, Marco John und Diadie Samassekou (Afrika-Cup) auskommen mussten, trotz der Überlegenheit zunächst aber nicht erarbeiten.

Das änderte sich in der 15. Minute. Der Niederländer Wout Weghorst konnte zwei gute Möglichkeiten binnen weniger Sekunden nicht nutzen. Auf der Gegenseite sorgte Dinkci kurz darauf zum ersten Mal mit einem abgefälschten Schuss für Gefahr (17.).

Rund zehn Minuten später machte es Dinkci besser. Nach einem starken Konter, den der Torschütze selbst eingeleitet hatte, erzielte der Angreifer auf Vorarbeit von Jan Schöppner sein siebtes Saisontor. Im Anschluss lag der zweite Heidenheimer Treffer in der Luft. Die Hoffenheimer waren durch den Rückstand sichtbar geschockt.

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Den nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatten die Gastgeber in erster Linie FCH-Verteidiger Benedikt Gimber zu verdanken, der im eigenen Strafraum mit dem Ellbogen zum Ball ging. Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden) brauchte den Videobeweis, Kramaric ließ sich die Chance vom Punkt nicht nehmen.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs erhöhten die Hoffenheimer die Schlagzahl. Schon in den ersten Minuten wurde es mehrmals brenzlig im Heidenheimer Strafraum. In der 49. Minute hätte Maximilian Beier eigentlich die TSG-Führung erzielen müssen, FCH-Torwart Kevin Müller parierte aber glänzend. Nach dieser Szene kam Heidenheim wieder zurück in die Partie, die nach einer Stunde völlig offen war. Beide Teams wollten den Sieg.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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