Fußball

Abhilfe ist bereits im Anflug Der FC Bayern hat die ganz große Not

Thomas Tuchel macht sich Gedanken, wie er die Abwehr des FC Bayern gegen Augsburg organisieren kann.

Thomas Tuchel macht sich Gedanken, wie er die Abwehr des FC Bayern gegen Augsburg organisieren kann.

(Foto: IMAGO/Philippe Ruiz)

Der FC Bayern und Thomas Tuchel sind gefordert. In der Bundesliga geht es gegen den FC Augsburg, der den Münchnern schon häufiger ein Bein gestellt hat, und das mit großen Personalproblemen. Besonders auf einer Position ist maximale Kreativität gefragt.

Als im vergangenen Sommer am letzten Tag des Transferfensters alle Träume von Coach Thomas Tuchel platzten, spannte sich die Stimmung beim FC Bayern an. Der Mann an der Seitenlinie war gereizt, schlachtete das Thema "zu dünner Kader" bis zum Maximum aus und musste sich von den Bossen ein amtliches Echo anhören. Chef Jan-Christian Dreesen schrieb ins Pflichtenheft, etwas "kreativer zu sein". Das sei Teil seines Jobs. Und Uli Hoeneß sprach, als es ihm zu bunt geworden war, ein Machtwort. Tuchel soll mit dem Klagen aufhören. Er tat das.

Der Dissens der Alphatiere in München ist längst eingefangen, die Probleme im Kader aber nicht wirklich gelöst. Mit Eric Dier ist zwar im Winter eine polyvalente Alternative (also ein Mann, der vieles kann) verpflichtet worden, aber alle Baustellen sind nicht zugeschüttet. An der rechten Flanke wird noch gewerkelt. Mit dem Niederländer Sascha Boey scheint die Lösung gefunden, er kommt (wahrscheinlich) für etwa 30 Millionen Euro von Galatasaray Istanbul. Eine Soforthilfe für diesen Samstag, wenn der FC Bayern beim FC Augsburg antritt, ist der 23-Jährige aber freilich noch nicht. Der Medizincheck steht noch aus, das Kennenlernen mit der Mannschaft ebenfalls.

Tuchel hatte am Freitag noch tüchtig auf die Personalbremse getreten. Er sei "sicher", betonte er mit Nachdruck, "dass es heute keinen neuen Spieler mehr beim FC Bayern geben wird". Der Klub sei aber "dran an den Dingen, die aus unserer Sicht Sinn machen. Wir lassen uns nicht treiben und nicht verrückt machen." Deswegen erst mal business as usual. Im Spiel gegen den FCA, der zuletzt zu Hause in der Liga zweimal gegen die Bayern gewonnen hatte, will Tuchel "nichts Verrücktes" machen. "Der Plan wird sehr klar sein. Ich weiß nicht, ob uns ein komplett neues System hilft, das werden wir nicht machen." Also weniger taktisches Puzzeln, sondern personelles.

Doch in der Fuggerstadt könnte Tuchel Boey sehr gut gebrauchen. Denn die personellen Probleme beim FC Bayern haben sich unter der Woche massiv verstärkt. Der unter dem Eindruck des eskalierten Union-Trainers Nenad Bjelica stehende Sieg gegen die Berliner wurde teuer erkauft. Schon unmittelbar nach dem Spiel war klar, dass Innenverteidiger Dayot Upamecano lange ausfallen wird. In den Stunden und Tagen danach schickte Hiob noch zwei weitere schmerzhafte Nachrichten hinterher. Die Verletzungen von Konrad Laimer und Joshua Kimmich stellten sich als schwerwiegender heraus, als befürchtet. Sie fallen auf nicht näher definierte Zeit aus.

"Es geht auf gar keinen Fall, die Schulter muss erst mal ruhiggestellt werden, und dann schauen wir von Woche zu Woche", sagte Tuchel über den deutschen Nationalspieler und Antreiber des FC Bayern. Es sei "ganz schwer, bei Josh eine Ausfallzeit auszumachen". Kimmich wird konservativ behandelt, eine Operation ist nicht geplant.

Und so muss der Trainer tatsächlich allen Hirnschmalz zusammenkratzen, um eine gute, stabile Lösung für den defensiven Verbund zu finden. Die Innenverteidigung stellt sich quasi von allein auf. Das sagt man so, wenn man keine Optionen hat. Ohne den verletzten Upamecano und den abwesenden Min-jae Kim (Asien-Cup) bleiben nur Matthijs de Ligt und Neuzugang Dier, der gegen Union debütierte und sich in 45 und ein paar Minuten mehr für weitere Aufträge empfahl. Sich gegen die Augsburger, gegen die man in der Vergangenheit immer mal patzte, schadlos halten und den Druck auf Bayer Leverkusen, den Tabellenführer der Fußball-Bundesliga, hochzuhalten.

Auch im Mittelfeld dürfte klar sein, was passiert. Leon Goretzka spielt, an seiner Seite wahrscheinlich Youngster Aleksander Pavlovic. Der hatte vor Weihnachten schon ein paar Auftritte, die sehr vielversprechend waren und von Tuchel ausdrücklich gelobt wurden. Raphaël Guerreiro, der sich auf der Sechs zuletzt große Meriten erwarb und vorübergehend Goretzka aus der Startelf geworden hatte, wird auf den defensiven Außenbahnen gebraucht. Links ist sein natürliches Habitat, dort ist Alphonso Davies seit Jahren der Platzhirsch. Der schwächelt indes seit Monaten, weswegen ihn Tuchel zuletzt draußen ließ und den polyvalenten Portugiesen nach außen wandern ließ. Diese Reise über den Platz dürfte auch an diesem Samstag weitergehen. Optionen gibt es halt nicht.

Denn keine Position im Kader des Rekordmeisters ist so vom Pech verfolgt wie rechte Abwehrseite. Noussair Mazraoui weilt beim Afrika-Cup. Er war die erste Wahl. Bouna Sarr, die absolute Notoption, ist schwer verletzt. Die flexiblen Konrad Laimer und Joshua Kimmich auch. Was also tun? Guerreiro! Alles ändere wäre sehr kreativ von Tuchel. Aber gut, das ist ja Teil seines Jobs. "Wir werden das Spiel gewinnen, egal was vorher war. Wir stehen in der Pflicht, und wir werden liefern", sagte Tuchel, der sich sicher ist, "dass wir alles haben, was wir brauchen, um einen wichtigen Auswärtssieg zu landen".

Quelle: ntv.de, tno

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