Fußball

Schuss knockt Linienrichter aus Zuschauer wird unverhofft zum Bundesliga-Schiri

Siewer ist nach dem Treffer sichtlich benommen.

Siewer ist nach dem Treffer sichtlich benommen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Diese Stadiondurchsage gibt es nicht alle Tage: Bei der Bundesliga-Partie zwischen Wolfsburg und Köln wird ein Schiedsrichter gesucht. Denn Linienrichter Thorben Siewer wird unglücklich abgeschossen und kann die Partie nicht fortsetzen.

Dieser satte Schuss tat schon beim Zusehen weh: Die Bundesliga-Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln musste mehrere Minuten unterbrochen werden - weil Schiedsrichter-Assistent Thorben Siewer vom Ball am Kopf getroffen wurde. Das Missgeschick unterlief dem Kölner Max Finkgräfe bei einem Klärungsversuch in der 15. Minute. Er schoss den Ball in Richtung Seitenlinie und traf dabei aus relativ kurzer Distanz Siewer unabsichtlich an der Schläfe.

Krull war als Zuschauer im Stadion. Plötzlich ist er der Vierte Offizielle.

Krull war als Zuschauer im Stadion. Plötzlich ist er der Vierte Offizielle.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Siewer fiel mit schmerzverzerrtem Gesicht und der Hand am Kopf zu Boden und musste behandelt werden, Sanitäter hielten Decken zum Sichtschutz hoch. Anschließend konnte der 36-Jährige aber immerhin allein in die Katakomben gehen, musste aber ins Krankenhaus gebracht werden. Das sagte Schiedsrichter Sören Storks nach dem Spiel: "Er ist da wirklich in entsprechend guter Behandlung, und ihm geht es auch den Umständen entsprechend gut."

Finkgräfe erklärte: "Ich habe mich danach entschuldigt und werde nochmal mit ihm sprechen. Es war keine Absicht." Und Kölns Trainer Timo Schultz sagte: "Ich habe ihn auf dem Weg in die Kabine gesehen. So richtig geradeaus gucken konnte er nicht. Ich hoffe, dass er sich schnell wieder erholt und es nichts Schlimmeres ist. Sein Ersatz hat es richtig gut gemacht."

"Sehr gut gemacht"

Denn für Siewer sprang dann Nicolas Winter ein, eigentlich als Vierter Offizieller eingeteilt. Doch für diesen war kein Ersatz vorgesehen - der Stadionsprecher bat daher die "Amateur-Schiedsrichter" unter den Zuschauern in der Volkswagen-Arena sich zu melden, um als Vierter Offizieller einzuspringen.

Sofort fand sich hinter den Trainerbänken ein Freiwilliger mit den nötigen Lizenzen: Tobias Krull, 32 Jahre alt, Sportlicher Leiter und zugleich Torwart beim Landesligisten MTV Gifhorn. Krull spielte in der Jugend selbst für den VfL Wolfsburg und hat einen Schiedsrichter-Schein. Er wurde in den Katakomben mit dem passendem Equipment ausgestattet und die Partie konnte wieder angepfiffen werden. Das Spiel endete 1:1.

Der Ersatz-Offizielle hat laut eigener Aussage versucht, den Job so routiniert wie möglich anzugehen: "Ganz ehrlich, ob du jetzt in der Kreisklasse pfeifst oder hier einen Job hast, du machst es neutral und versuchst, es bestmöglich zu machen und das Spiel zu leiten", sagte Krull mehreren Medien. "Das war hier genauso. Ich war nach fünf Minuten drin. Ich hatte ja eh keine Zeit zu überlegen. Umziehen - und dann ging es los."

Krull erzählte weiter: "Die Klamotten haben so halb gepasst und ein bisschen gespannt." Mit Blick auf seine Wolfsburger Vergangenheit, sagte er: "Als Spieler habe ich es ja nicht geschafft, jetzt habe ich es zumindest mal 14 Jahre, nachdem ich mit Felix Magath den Berg hochgelaufen bin, als Schiedsrichter geschafft."

Lob gab es vom Hauptschiedsrichter: "Ich bin froh, dass der Tobias relativ zeitnah und schnell eingesprungen ist", sagte Storks: "Und uns in der Situation als vierter Mann geholfen hat." Für jemanden, "der eigentlich von der Tribüne aus zuschaut", sei es "eine besondere Situation" gewesen, sagte Storks: "Aber er hat es wirklich sehr, sehr gut gemacht, sehr ruhig, sehr gelassen. Das ist auch nicht so einfach, gerade wenn das Spiel ein bisschen hitziger wird, aber es ist sehr gut gelaufen für ihn und für uns auch."

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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