Missbrauch im englischen Fußball Staatsanwaltschaft klagt Ex-Jugendtrainer an
29.11.2016, 20:51 Uhr
Unter anderem bei Crewe Alexandra soll Barry Bennell Jugendspieler sexuelle missbraucht haben.
(Foto: AP)
Etliche englische Profifußballer brechen nach Jahrzehnten ihr Schweigen und erzählen, wie ihre Jugendtrainer sie missbraucht haben. Für den Hauptbeschuldigten kündigt sich damit die vierte Verurteilung wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs an.
In dem Missbrauchsskandal, der derzeit den englischen Fußball erschüttert, ist gegen den früheren Trainer Barry Bennell Anklage erhoben worden. Die britische Strafverfolgungsbehörde Crown Prosecution Service wirft dem 62-Jährigen, der im Zentrum der Ermittlungen steht, vor, sich in acht Fällen an Jungen unter 14 Jahren vergangen zu haben. Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge geht es um mutmaßliche Übergriffe Anfang der 1980er Jahre.
Bennell hatte als Jugendtrainer bei Crewe Alexandra, Manchester City und Stoke City gearbeitet und ist bereits dreimal wegen anderer Sexualdelikte an Kindern verurteilt worden. Wegen der Vergewaltigung eines Jungen in Florida im Jahr 1994 musste er für vier Jahren ins Gefängnis. Wegen 23 Übergriffen auf sechs Jungen in England 1996 wurde eine neunjährige Gefängnisstrafe gegen ihn verhängt. Seine dritte Haftstrafe trat Bennell 2015 wegen des Missbrauchs eines Jungen während eines Trainingscamps im Jahr 1980 an.
Andy Woodward bringt den Stein ins Rollen
Ans Licht gekommen war der Missbrauchsskandal durch den früheren Profifußballer Andy Woodward. Er hatte bereits in den 90er Jahren vor Gericht gegen Bennell ausgesagt, blieb damals aber anonym. Erst jetzt erzählte er dem britischen "Guardian" öffentlich von dem jahrelangen Missbrauch. Im Anschluss erklärten mehr als 20 frühere Profis, ebenfalls von ihren Jugendtrainern missbraucht worden zu sein. Die Vorwürfe beziehen sich auf die 70er-, 80er- und 90er-Jahre.
Bennell war am vergangenen Freitag wegen "Gefährdung seines körperlichen Wohlergehens" in ein Krankenhaus eingewiesen worden. Zu seinem Zustand war am Dienstag zunächst nichts Genaueres bekannt. Am 14. Dezember soll er vor Gericht erscheinen.
Der Chef des englischen Fußballverbands FA, Greg Clarke, sagte, dies sei die "größte Krise", die der englische Fußball je erlebt habe. Sie müsse umfassend aufgearbeitet werden.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/sid/dpa