Fußball

Der verrückte Plan des SV Horn Über die WSG Wattens zu Real Madrid

Milan-Profi Keisuke Honda ist der Vater des Horner-Fußball-Projekts.

Milan-Profi Keisuke Honda ist der Vater des Horner-Fußball-Projekts.

(Foto: imago/GEPA pictures)

In der zweithöchsten Spielklasse Österreichs steht der SV Horn auf einem Abstiegsplatz. Davon aber will sich der Klub nicht bremsen lassen. Denn dank japanischer Millionen wollen die Horner schon bald Real Madrid und Co. herausfordern.

Der SV Horn feiert Geburtstag. 94 Jahre alt ist der Klub in der vergangenen Woche geworden. Doch ein Geschenk gibt es nicht. Zumindest nicht auf dem Platz. Im Niederösterreich-Derby kassieren die Horner eine ärgerliche 1:2 (0:0)-Niederlage beim SC Wiener Neustadt, einem Verein, der nochmal 14 Jahre älter ist als der SVH. Nach dem späten 1:0 für die Gäste durch den Japaner Rintaro Yajima (72.) fängt sich die Mannschaft von Coach Masanori Hamayoshi noch zwei ganz blöde Gegentore. In der Sky Go Ersten Liga, Österreichs zweihöchster Fußball-Spielklasse, hängt das Team nach 15 Runden damit auf Rang neun fest, einem Abstiegsplatz.

Das ist der SV Horn
  • Gegründet wurde des SV Horn am 21. Oktober 1922.
  • Die Vereinsfarben sind blau und weiß.
  • Die Mannschaft spielt in der 4000 Zuschauer fassenden Waldviertler Volksbank Arena.
  • Die größten Erfolge der Herrenmannschaft: Dreimaliger Aufstieg in die Erste Liga (zweithöchste Spielklasse): 2012/13; 2014/15 und 2016/17.

Das passt so gar nicht zu den Ambitionen der Horner, denn die wollen mit japanischer Expertise auf allen Ebenen eigentlich möglichst schnell in die Champions League (ja, in DIE Champions League) und dann irgendwann auch der beste Klub der Welt werden. Was dem so ambitionierten RB Salzburg seit Jahren verwehrt bleibt, soll in Niederösterreich mit Millionen aus Asien gelingen. Bereits im Juni 2015 ist Keisuke Honda, japanischer Nationalspieler und Stürmer des AC Mailand, mit seinen Brüdern Hiroyuki und Youji über eine Agentur, die Honda Estilo, beim SV Horn eingestiegen, hat 49 Prozent der Klubanteile übernommen.

Der Kontakt zu den Hondas kam über Masaki Morass zustande. Der ehemalige Co-Trainer der Horner hatte die Familie während seiner Amtszeit als Assistent von Volker Finke bei den Urawa Red Diamonds kennengelernt und den Klub für etwaige Engagements weiterempfohlen. In Österreich gab es laut einem Bericht von "spox" für die Hondas angeblich aber auch noch vier andere Kandidaten. Doch auch dank Morass Empfehlung erhielt der SVH den Zuschlag. Bis zu fünf Millionen Euro jährlich sollen die Japaner nun für ihre globalen Ambitionen bereitstellen. Das hat Keisuke Honda jetzt in einem Interview mit der "Kronen-Zeitung" verraten. Mehr Geld aber gibt es nicht, sagt der 30-Jährige: "Wir können das Budget auch nicht erhöhen, müssen damit auskommen."

Geld, Spieler, Trainer aus Japan

Zusätzlich zum japanischen Geld gibt's für Horn weitere Importe aus der Heimat der Hondas: Einen Ausrüster, sieben sportliche Zugänge und seit April 2016 auch einen Trainer. Die ersten Erfolge kommen schnell. Bereits einen Monat später gelingt der Aufstieg aus der Regionalliga Ost. Dort aber gerät das Projekt erstmals ins Stocken. Zumindest sportlich. Der sehr willkommene Werbeeffekt, den so ambitioniertes Engagement mit sich bringt, zahlt sich dagegen voll aus: "Bis zu 70.000 Menschen schauen über den Livestream unsere Spiele", sagte Klub-Manager Sönke Niklas Mitte Oktober beim österreichischen Sky-Ableger. Viele - wenn wundert's - in Japan.

Nützliches Fachwissen zu Horn
  • Horn ist eine kleine Stadt in Niederösterreich.
  • Rund 6500 Menschen leben hier laut offizieller Gemeinde-Homepage.
  • Eingebettet in das Horner Becken, ist Horn als Schul-, Verwaltungs- und Einkaufsstadt das Zentrum des östlichen Waldviertels. Seine Wurzeln reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück.
  • Zu den größten Sehenswürdigkeiten gehören laut Wikipedia Kirchen und das Höbarthmuseum. In dem nach Josef Höbarth benannten und 1930 gegründeten Museum ist eine der bedeutendsten urgeschichtlichen Sammlungen Niederösterreichs zu sehen.

Vom Weg nach ganz oben abbringen lassen will sich der SV Horn aber trotz des aktuellen sportlichen Rückschlags nicht, auch wenn die Verantwortlichen erst vor zwei Wochen Schwierigkeiten mit den Investoren beklagten. "Es gibt Abstimmungsprobleme. Es sind kleine Schrauben, an denen wir drehen müssen. Wir können vieles verbessern", erklärte Niklas. Das will indes auch Honda, der gelegentlich, obwohl noch in der italienischen Serie A aktiv, die Spiele der Horner besucht. Ein Ende seines Engagements im Falle eines Abstiegs schloss der 30-Jährige im Gespräch mit der "Kronen-Zeitung" aus. "Erstens wollen wir unbedingt in der Liga bleiben. Und zweitens würde selbst der Abstieg nicht das Aus bedeuten. Ich sehe es als langfristiges Projekt", sagt Honda: "Viele Investoren bei Großklubs sehen ein Engagement als Hobby. Für mich ist Horn aber mehr als das. Ich kann es mir auch nicht leisten, es als Hobby zu sehen."

Talente entwickeln, Talente verkaufen

Daher hat der Profi-Kicker, der bei Milan nur noch Ersatzspieler ist und in dieser Saison auf drei Ligaspiele kommt, auch einen klaren Plan, wie es wieder und weiter aufwärts geht. Junge Spieler sollen kommen. Aus Japan, aber auch aus anderen Ländern. Da trifft es sich gut, dass das Unternehmen der Familie Honda im asiatischen Raum über 100 Fußballschulen betreibt. Aus diesen Schulen sollen Spieler abgeschöpft werden und nach Horn kommen. Sie sollen entwickelt und dann für gutes Geld verkauft werden - immer und immer wieder. Auf immer höherem Niveau freilich. Dass die aktuelle Transferpolitik das aber nicht hergibt, bereitet Honda keine Sorge: "In Japan gibt es gute Talente, die das Zeug haben. Die holen wir, wenn wir aufgestiegen sind." Zumindest zur neuen Saison, soviel dürfte jetzt schon klar sein, wird das nix werden. Den selbst gesteckten Plan wirft das aber nicht um.

Denn kurz nach Übernahme der Klubanteile im vergangenen Frühjahr erklärte der von Honda installierte Obmann Yasunori Kanda. „Im ersten Jahr wollen wir in die Erste Liga zurück." Das hat geklappt - und weiter: "Innerhalb von drei Jahren möchten wir das Ziel Bundesliga realisieren. Der große Traum ist die Champions League, und wir werden alles dafür tun, um unsere Träume zu erreichen." Schließlich, so erklärte Kanda noch im September in der Sendung Hangar 7, "denken wir, dass der Klub das Potenzial hat, der beste der Welt zu werden." Honda selbst wird das Trikot der Horner in einem Pflichtspiel aber wohl nie tragen. "Ich würde gerne mit Japan noch bei der WM 2018 eine gute Rolle spielen, möchte so lange in einer Topliga kicken. Dann sollten wir mit Horn schon in der Bundesliga sein - und da werden bessere Spieler, als ich einer bin, zum Verein kommen."

Heute spielt der SV Horn ab 18.30 Uhr in der Volksbank-Arena gegen den Tabellen-Siebten WSG Swarovski Wattens. Der Klub bietet auf seiner Homepage einen Liveticker an.

Quelle: ntv.de

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