Fußball

Trainer klagt Gegner Kongo anVoodoo-Vorwürfe überschatten Nigerias WM-Aus

17.11.2025, 12:21 Uhr
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Eric Chelle hat seinen Schuldigen gefunden. (Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Nigeria muss bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 zuschauen. Der Favorit scheitert in den Playoffs überraschend gegen die Demokratische Republik Kongo. Nationaltrainer Eric Chelle spricht anschließend von Vodoo.

Nichts ist es mit der Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 für Nigeria. Das Team um die Superstars Victor Osimhen (Galatasaray Istanbul) und Ademola Lookman (Atalanta Bergamo) scheiterte im Finale der afrikanischen Playoffs überraschend an der Demokratischen Republik Kongo. Erst das Elfmeterschießen brachte die Entscheidung (3:4), nachdem es nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung 1:1 gestanden hatte. Und geht es nach Nigerias Nationaltrainer Eric Chelle, hatte auch ein Voodoo-Zauber entscheidenden Einfluss.

Dabei hatte Frank Onyeka Nigeria bereits in der 3. Minute in Führung gebracht. Diesem war der Ball vor die Füße gefallen, nachdem Arthur Masuaku eine Flanke von Zaidu Sanusi viel zu lässig mit der Hacke klären wollte. Der frühere Augsburger Onyeka war dann auch gleich noch einmal im Glück, weil Kongos Axel Tuanzebe den harmlosen Schuss abfälschte und der Ball über den am Boden liegenden Torhüter Lionel Mpasi-Nzau flog.

Ein Top-Start für die favorisierten Super Eagles, doch nach einer halben Stunde überraschte Kongo den Gegner: Mechak Elia glich aus (32.) - und hielt fortan nicht nur Nigeria vom Toreschießen ab, sondern hatte in der zweiten Halbzeit sogar mehr Möglichkeiten. Es blieb beim 1:1, das auch die Verlängerung überdauerte und schließlich im Elfmeterschießen mündete.

Eingewechselter Torhüter brilliert

Dort hielt der extra dafür eingewechselte kongolesische Torhüter Timothy Fayulu den Erwartungen stand. Die ersten zwei von sechs Versuchen der Nigerianer hielt er, einen weiteren Schuss setzte Nigeria über das Tor. Den entscheidenden Elfmeter versenkte dann Chancel Mbemba im Tor - der Jubel beim Team aus DR Kongo war riesig.

Und auf der anderen Seite? War der Ärger riesengroß. Nigerias Nationaltrainer legte sich nach dem entscheidenden Elfmeter von Mbemba sogar mit mehreren Mitgliedern des kongolesischen Betreuerstabs an, darunter mit Cheftrainer Sebastien Desabre. Eric Chelle musste von Leuten aus seinem eigenen Team zurückgehalten und getrennt werden.

In der Pressekonferenz äußerte er seine Sichtweise auf die Pleite: "Die Jungs aus der DR Kongo haben Maraboutage betrieben." Marabout ist ein muslimischer Heiliger und Lehrer, hat in Nordafrika aber auch die Konnotation eines Medizinmannes. In der Mixed Zone führte Chelle weiter aus: "Beim gesamten Elfmeterschießen hat ein Kongolese Voodoo praktiziert. Jedes Mal. Deshalb war ich ein wenig nervös wegen ihm." Einer der Betreuer habe Flüssigkeit aus einer Flasche versprüht und dabei ein magisches Ritual vollzogen.

Dass die anwesenden Journalisten das Thema in der Pressekonferenz mit Desabre ausgespart hatten, machte er ihnen zum Vorwurf. Wie genau der Voodoo seine Spieler irritiert hätte, führte er nicht weiter aus. Laut "The Athletic" wies ein Vertreter von DR Kongo die Behauptungen zurück.

Kritiker sprechen von "Ablenkungsmanöver"

Es klingt für mitteleuropäisch Sozialisierte nach einer abenteuerlichen Erklärung, doch der Glaube an Übernatürliches und Voodoo ist durchaus verbreitet. Einer, der sich damit auskennt, ist Trainer-Ikone Gernot Rohr. Der gebürtige Mannheimer war 2008 erstmals auf den afrikanischen Kontinent gekommen und sagte mal der Sportschau: "Man muss Toleranz mitbringen und darf nicht versuchen, die europäischen Standards einzuführen." Mit dem Benin war er bis Anfang Oktober voll im Rennen um die WM-Qualifikation dabei - verlor dann aber unter anderem gegen Nigeria (0:4).

Rohrs erstes Spiel mit Benin im März 2023, ein 1:1 gegen Ruanda, stand gleich im Zeichen von Voodoo: "Es war ein verrücktes Match. Wir waren überlegen, aber der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Plötzlich lief ein Fan auf den Platz, schnappte sich das weiße Handtuch des Torwarts und verschwand damit. Mein Assistent hat mir erklärt, dass er uns das Handtuch verhext hat. Und tatsächlich, fünf Minuten später schießen wir den Ausgleich", erzählte er der Sportschau.

Nichts scheint unmöglich. Doch Chelle erntet für seine Niederlagen-Begründung auch Kritik. Einige unterstellten Nigerias Nationaltrainer ein "Ablenkungsmanöver" von der schlechten Leistung seines Teams. Sein Verhalten sei "unsportlich", er sei "frustriert", weil er und sein Team damit definitiv die WM 2026 verpassen werden.

Kongo spielt bei interkontinentalen Playoffs mit

Für DR Kongo lebt dagegen die Chance zur Qualifikation weiter. Das Land könnte sich zum ersten Mal seit der WM 1974 in Deutschland für eine Endrunde qualifizieren. Damals trat es noch als Zaire an. Vor 52 Jahren verlor das Team alle drei Gruppenspiele gegen Schottland (0:2), Jugoslawien (0:9) und Brasilien (0:3), erzielte selbst kein Tor und kassierte 14 Treffer.

In den interkontinentalen Playoffs geht es im März weiter. Für diese haben sich bereits Bolivien und Neukaledonien qualifiziert. Zwei Mitglieder der nord- und zentralamerikanischen und karibischen Fußballkonföderation sowie ein Vertreter aus Asien werden noch folgen. Direkt für die WM qualifiziert sind aus Afrika Ägypten, Algerien, Côte d'Ivoire/Elfenbeinküste, Ghana, Kap Verde, Marokko, der Senegal, Südafrika und Tunesien.

Quelle: ntv.de, ara

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