Kimmich spielt gegen Slowakei"Sollten alle gewarnt sein": Playoff-Panik geht um beim DFB

Bloß nicht in "irgendwelche Quali-Runden"! Gegen den DFB-Schreck Slowakei soll das WM-Ticket direkt gelöst werden. Immerhin: Mit Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck gibt es wohl zwei wichtige Rückkehrer.
In der Wiege des Deutschen Fußball-Bunds ist alles für die schwarz-rot-goldene Quali-Party bereitet - und Julian Nagelsmann würde die eindringliche Forderung seiner Vorgesetzten nur zu gerne erfüllen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf erwartet vor dem Showdown in Leipzig gegen die Slowakei, "dass wir bei der Auslosung Klarheit über alles haben und nicht in irgendwelche Qualifikationsrunden müssen". Sportdirektor Rudi Völler denkt derweil mit Grausen an die Playoffs gegen die Ukraine 2001 zurück. "Das war die größte Drucksituation, die ich in meiner Karriere erlebt habe", sagte der damalige Teamchef.
Damit sich ein solches Nervenspiel im März nicht wiederholt, benötigt der viermalige Weltmeister gegen die Nummer 46 der FIFA-Weltrangliste zumindest ein Unentschieden. Kapitän Joshua Kimmich und Nico Schlotterbeck sollen dafür nach ihren Verletzungen ihren Beitrag leisten. "Bei Schlotti sieht es gut aus", sagte Nagelsmann vor dem Abschlusstraining am Sonntag. Auch bei Kimmich geht der Bundestrainer davon aus, "dass er spielen kann".
Macht's Woltemade wie Häßler und Ballack?
Aber auch mit Kimmich und Schlotterbeck ist eine ganz andere Herangehensweise als im Hinspiel bei der Blamage von Bratislava (0:2) oder beim mühsamen Zittersieg am vergangenen Freitag beim krassen Außenseiter Luxemburg (2:0) notwendig. "Wir wollen mit Intensität und Leidenschaft reingehen, nochmal ein geiles Heimspiel haben, den Fans was bieten, sie mitreißen, eine geile Atmosphäre schaffen, dass jeder Bock hat auf die WM", sagte Nick Woltemade, der im Großherzogtum mit seinem Doppelpack zum gefeierten Matchwinner avanciert war.
Ob er sich am Montag (20.45 Uhr/ZDF) in eine Reihe mit Stan Libuda, Thomas Häßler und Michael Ballack stellen kann? Sie alle schossen Deutschland einst in einem Quali-"Finale" zur WM. Schalke-Legende Libuda gelang vor der Endrunde 1970 gegen Schottland in der Schlacht von Hamburg der Siegtreffer (3:2), "Icke" Häßler traf vor dem Titel 1990 im entscheidenden Spiel sehenswert gegen Wales (2:1). Ballack war mit drei Toren der entscheidende Mann in zwei Entscheidungsspielen gegen die Ukraine (1:1/4:1) unter Völler.
Für die 21. WM-Teilnahme werden neue Helden gesucht, Nagelsmann hat seine teils verunsicherten Stars um Florian Wirtz eindringlich ins Gebet genommen. Das Hinspiel "sollte bei allen dazu führen, dass wir gewarnt sind". Um das Ticket für das XXL-Turnier 2026 in den USA, Mexiko und Kanada noch vor der Auslosung am 5. Dezember in Washington zu lösen, müsse "die Herangehensweise ganz anders sein". Sollte das klappen und seine Elf die nötige Gier zeigen, "wirst du auch fußballerisch anders auftreten", ist sich der 38-Jährige sicher. Seine Mannschaft wirke "entschlossen und konzentriert". In so einem K.o.-Spiel liege "viel Reiz".
Nagelsmann: "Das muss anders werden"
In Luxemburg war der Auftritt lange bedenklich. Ohne ein halbes Dutzend Stammspieler musste die DFB-Auswahl einige kritische Situationen überstehen. Spielkontrolle? Fehlanzeige! Statt der von Nagelsmann vor dem Quali-Start geforderten Dominanz setzte der EM-Viertelfinalist seine holprigen Auftritte fort.
Der Mannschaft mangelt es ohne Spieler wie Marc-André ter Stegen, Antonio Rüdiger, Jamal Musiala oder Kai Havertz am Selbstverständnis. Nagelsmann zeigte Verständnis und ließ Milde walten. Er hat nicht das Gefühl, "dass es die Mannschaft verträgt, wenn man super draufhaut". Dennoch bemängelte er: Im Hinspiel sei der Spielvortrag "sehr langsam, sehr träge" gewesen, "das muss anders werden".
Leroy Sané könnte dazu beitragen. Der Türkei-Legionär war in seinem ersten Länderspiel seit Juni in Luxemburg einer der wenigen Lichtblicke. Jungstar Said El Mala reiste derweil zur U21. Ungeachtet der personellen Fragen geht es nur noch darum, die WM-Teilnahme auf dem direkten Weg zu sichern. "Ich bin guter Dinge, dass wir das Ding ziehen", sagte der Leipziger David Raum vor seinem Heimspiel.
Doch der Gegner reist nach dem Last-Minute-Sieg gegen Nordirland (1:0) mit Selbstvertrauen an und träumt von seiner zweiten WM-Teilnahme nach 2010. "Wir fahren nach Deutschland und wollen in Leipzig gewinnen - wie in jedem Spiel", sagte Trainer Francesco Calzona, dessen Team die Playoffs wie die deutsche Auswahl sicher hat. Doch die Mannschaft um Schlüsselfigur Stanislav Lobotka will mehr - und die schwarz-rot-goldene Party 125 Jahre nach der DFB-Gründung crashen.