Rätsel um Ukrainer Zenit-Profi Rakitsky fehlt nach Friedensappell
24.02.2022, 22:20 Uhr
Yaroslav Rakitsky spielt heute nicht für Zenit St. Petersburg.
(Foto: picture alliance / Russian Look)
Am Abend spielt der russische Topklub Zenit St. Petersburg in der Europa League bei Betis Sevilla. Wer nicht spielt, ist der ukrainische Stammverteidiger Yaroslav Rakitsky. Eine Begründung gibt es dafür am Tag nach Russlands Angriff auf die Ukraine nicht. Nur einen Hinweis.
Yaroslav Rakitsky steht an diesem Donnerstagabend nicht auf dem Fußballplatz. Warum er das nicht tut? Das ist (noch) nicht bekannt. Verletzt ist er, soweit man weiß, nicht. Nun ist die Sache so: Yaroslav Rakitsky ist Ukrainer. In Diensten des russischen Topklubs Zenit St. Petersburg. Dort ist er eigentlich unumstrittener Stammspieler, der Abwehrchef und sogar Liebling der Anhänger. Die Fans haben dem 32-Jährigen sogar einen Song gewidmet. Das können nicht viele Spieler im Verein von sich behaupten.
Nun aber herrscht Krieg in Osteuropa. Russlands Präsident Wladimir Putin hat in der Nacht zu Donnerstag die Ukraine eangegriffen und damit internationales Völkerrecht gebrochen. Das Militär soll bereits kurz vor der Hauptstadt Kiew stehen. Weltweit wird der Angriff aufs absolut Schärfste verurteilt. Immer härtere Sanktionen werden im Ausland in Kraft gesetzt.
Das aggressive Vorgehen von Putin sorgt für Wut, Verständnislosigkeit und Verzweiflung. Oleksandr Zinchenko, der ukrainische Außenbahnspieler von Manchester City, wünschte der "widerlichen Kreatur" Putin sogar den "schmerzhaftesten Tod". Yaroslav Rakitsky wählt weniger gnadenlose Worte, wird aber dennoch deutlich. Bei Instagram postete er nur wenigen Stunden vor Anpfiff der Europa-League-Partie von Zenit bei Betis Sevilla einen dringenden Appell an die russische Führung: "Ich bin Ukrainer! Frieden in der Ukraine! Stoppe den Krieg!" Nun steht er nicht mal im Kader, nachdem er im Hinspiel noch von Anfang an dabei gewesen war. Wie auch in den sechs Champions-League-Spielen des Absteigers Zenit zuvor in dieser Saison.
Kritik aus der Heimat
Das Image von Rakitsky in seiner Heimat hat seit dem Wechsel nach St. Petersburg enorm gelitten. Als er vor drei Jahren, Ende Januar 2019, seinen Jugendklub Schachtjor Donezk nach über zwölf Jahren verlassen hatte, um sein (gutes) Geld bei Zenit zu verdienen, wurde er böse angegangen. Er galt manchen Landsleuten gar als Verräter, schon damals war die ukrainische Region von pro-russischen Separatisten besetzt. Schon damals waren die Spannungen zwischen den beiden Staaten immens.
Rakitsky bekam eine weitere schmerzhafte Quittung aus der Heimat: Für sein Land, für das er 54 Mal gespielt hatte, wurde er seither nicht mehr nominiert. Wie "t-online.de" berichtet, hatte der kleine Innenverteidiger zuvor bereits für Ärger gesorgt, als er die Nationalhymne nicht mitgesungen hatte. Politiker legten ihm als Arroganz und Nichtachtung der Soldaten in der Krisenregion Donbass aus.
Mit politischen Meinungen hatte sich Rakitsky bislang stets zurückgehalten. Mit der Kriegserklärung von Putin hat sich das geändert. Nun steht er nicht (mehr) auf dem Fußballplatz.
Quelle: ntv.de, tno