30 Zentimeter höher als Silber Stab-Gigant Duplantis geht nach Weltrekord komplett steil

Niemand fliegt schöner als Mondo!

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(Foto: dpa)

Dieser Moment muss gefeiert werden: Armand "Mondo" Duplantis erfüllt sich in Paris seinen größten Stabhochsprung-Traum. Und soll nun einem Konkurrenten einen ausgeben. Der schwedische Superstar springt wie einst Sergej Bubka seit Jahren in seiner eigenen Liga.

Große Leistung, große Emotionen, große Party: An Schlaf mochte Armand Duplantis nach seinem goldenen Stabhochsprung-Weltrekord vor 70.000 Fans im Stade de France nicht denken. Der Schwede kündigte nach dem Olympia-Sieg mit 6,25 Metern eine rauschende Feier an. "Ich bin so glücklich. Meine Familie ist da, meine Freundin, einige meiner besten Freunde. Ich werde das wie nur irgendwas genießen. Die Party wird ziemlich groß sein, nicht viel Schlaf, eine gute Zeit", prophezeite Duplantis nach seinem schon neunten Weltrekord.

Den größten Moment seiner schon vorher überaus erfolgreichen Karriere kostete er im brodelnden Stadion in Saint-Denis nach dem gelungenen dritten Versuch bereits voll aus. Nach der Siegerehrung für 100-Meter-Olympiasieger Noah Lyles war die gigantische Bühne frei für den anderen großen Star, den die Leichtathletik derzeit zu bieten hat. Duplantis stand beim letzten noch laufenden Wettbewerb im Mittelpunkt, er hatte das Stadion im Griff, die Fans trieben ihn mit "Mondo"-Sprechchören an. Und der schmächtige, eher zurückhaltende Athlet lieferte ab, wie schon der extrovertierte Sprinter Lyles im denkwürdigen 100-Meter-Finale.

Nach dem spektakulären Flug über die Latte brach es aus dem 24-Jährigen heraus. Insgesamt trat er im olympischen Finale nur viermal an. Das reichte zu Gold. Wie ein Derwisch sprang er nach der Landung von der Matte, hüpfte wie ein Flummi über die Laufbahn und sprang in die Arme seiner Liebsten. Er gewann damit bereits seine siebte Goldmedaille bei ganz großen Meisterschaften. Dabei ist der Ausnahmekönner erst 24 Jahre alt. Sein Weg zur Stabhochsprung-Legende war seit frühester Kindheit vorgezeichnet. Als Dreijähriger soll er schon im Wohnzimmer geübt haben, das Sofa war die Landematte. Später bauten ihm Vater Greg, ein US-Amerikaner und früherer Stabhochspringer, und seine schwedische Mama eine richtige Anlage in den Garten. Seitdem steigt Duplantis hoch, höher und immer höher.

Kindheitstraum erfüllt

Während es im Sprint so knapp zuging wie nie, springt Duplantis wie einst Sergej Bubka seit Jahren in seiner eigenen Liga. Seinen Kindheitstraum, einen Weltrekord auf der größten Bühne des Sports - bei den Olympischen Spielen - zu springen, hat er sich nun erfüllt. "Und ich habe es vor dem unfassbarsten Publikum gemacht, vor denen ich je gesprungen bin", sagte er. "Es war so laut, es war wie bei einem American-Football-Spiel." Mit Arenen für 100.000 Leute kenne er sich zwar schon ein wenig aus, erklärte der in den USA aufgewachsene Duplantis. "Aber ich war nie der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit." Er habe versucht, die Energie umzulenken, das habe geklappt. Sein Selbstvertrauen und die gewachsene Erfahrung, mit solchem Druck umzugehen, sind neben seinen einmaligen sportlichen Fähigkeiten das Rezept zum Erfolg.

Bei allem Talent bringt er auch einen eisernen Willen mit. Vor der Olympia-Saison stellte er seine Ernährung um, Duplantis ist mittlerweile zwei Kilo leichter als früher - so kann er sich noch höher katapultieren, jeden Zentimeter herausquetschen. Alles für den ganz großen Traum. Die "letzten drei Monate" habe er wie "in einer Höhle eingesperrt" gelebt, sagte Duplantis, eine super strenge und "langweilige" Diät gehalten. "Aber es hat sich alles gelohnt", sagte er. Nachdem es vollbracht war, futterte Duplantis erst einmal gebackenes Hähnchen von einer Fast-Food-Kette und feierte wild mit seiner Freundin, den Eltern und seinen drei Geschwistern: "Wenn ich in meiner Karriere keinen besseren Moment mehr erlebe, ist das in Ordnung."

"Ausgiebig gefeiert, vielleicht etwas zu ausgiebig"

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Die hart um die weiteren Medaillen kämpfende Konkurrenz degradierte Duplantis wieder einmal zu Statisten. Versuche über Höhen, mit denen sich viele quälen, wirken bei ihm fast so, als springe er über den heimischen Gartenzaun. Der Amerikaner Sam Kendricks, der mit 5,95 Metern Silber holte, hat sich daher bereits vor einigen Jahren eine kleine Strafe für Duplantis ausgedacht. "Der Gewinner kauft das Dinner. Mondo hat heute sehr klar gewonnen, also wird er uns das Dinner kaufen", erklärte Kendricks schelmisch. Er war 2017 und 2019 Weltmeister, doch inzwischen scheinen große Titel nur für Duplantis reserviert.

Bei der rauschenden Goldparty ließ Duplantis es übrigens tatsächlich richtig krachen, spritzte in Formel-1-Manier mit Champagner um sich, gönnte sich ein paar Schlücke aus der Magnumflasche und küsste immer wieder seine Freundin Desire. Duplantis genoss den Triumph in vollen Zügen. "Ich habe ausgiebig gefeiert, vielleicht etwas zu ausgiebig", sagte er mit müden Augen und heiserer Stimme, als er am Morgen im schwedischen Fernsehen auftrat. Und in Richtung des Königs meinte der Superstar: "Ich hoffe, ihm hat die Show gefallen." Von Carl Gustaf und Königin Silvia hatte er sich zuvor eine Umarmung abgeholt.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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