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Action-Rollenspiel im Wüstenlook "Atlas Fallen" hat alles außer Sand im Getriebe

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Durch den Sand vor dem Riesenwurm wegsurfen - "Atlas Fallen" setzt auf dynamisches Gameplay.

Durch den Sand vor dem Riesenwurm wegsurfen - "Atlas Fallen" setzt auf dynamisches Gameplay.

(Foto: Deck13)

Sand kann an den unmöglichsten Stellen zum Ärgernis werden, im Videospiel "Atlas Fallen" ist er das tragende Element. Per magischem Handschuh lassen sich die Massen an Körnern beliebig verformen, ja selbst auf den Dünen surfen kann man im Action-Adventure, das tolle Ansätze liefert, aber auch kleinere Schwächen offenbart.

Die Wüste gibt ja eigentlich nicht viel her. Karge Landschaften, kaum Leben und eine endlose Ödnis. Das Action-Rollenspiel "Atlas Fallen" stellt diese Kriterien allerdings gehörig auf den Kopf. Die Entwickler von Focus Entertainment und dem deutschen Studio Deck13 Interactive schaffen eine Open-World in der Third-Person-Perspektive, die wie ein Sandkasten voller fantastischer Spielzeuge daherkommt. Ganz ohne Schwächen ist der Titel für PS5, Xbox und PC aber nicht.

Als "Namenloser" wird man in die mittelalterlich angehauchte Wüstenwelt namens Atlas geworfen und soll für den Gott Thelos zunächst die Essenz, eine mächtige sandkorngroße Ressource, abbauen. Das ändert sich, sobald man einen alten Panzerhandschuh findet, der mit einem mysteriösen Wesen namens Nyall verbunden ist. Durch den mächtigen Handschuh (im Spiel Gauntlet genannt) lässt sich der Sand manipulieren: Wie ein Surfer gleitet man fortan über die Dünen und kann aus den vielen kleinen Körnern in Windeseile mächtige Waffen formen. Als Held der Arbeiterklasse geht man nun der Geschichte auf den Grund, warum alle für Thelos schuften müssen. Dabei trifft man immer wieder auf Phantome, von der Essenz beeinflusste Wesen, die in verschiedenen Formen auftreten und aussehen wie riesige Skorpione, Sandwürmer oder Krabben.

Der Gauntlet ist das zentrale Element im Spiel. Er lässt sich in vielerlei Form modifizieren. Er kann zum axtförmigen Dünenspalter, zum Panzerhandschuh oder zur Schwertpeitsche werden. Über diverse Upgrades erlaubt er Ausweichmanöver in der Luft oder das Anheben von im Sand versunkenen Objekten - selbst ganze Brücken und Ruinen kann man so später aus dem Boden hieven. Für den Kampf wird der Handschuh mit unterschiedlichen Essenzsteinen bestückt. Die ermöglichen zum einen passive Fähigkeiten, wie Boosts auf Angriff und Verteidigung, zum anderen aber auch Spezialattacken, mit denen man beispielsweise einen Sandtornado auf die Gegner loslassen kann.

Die Formeln für die Essenzsteine findet man im Verlauf der Story, die dafür nötigen Ressourcen sind überall verteilt. Und hier präsentiert das Spiel sein erstes großes Plus. Die Bewegungs- und Erkundungsfreiheit ist in der Open-World gigantisch. Die schon riesigen Areale sind oft noch von pompösen Ruinen oder tiefen Höhlen durchzogen. Das Wüsten-Setting hat es den Entwicklern vielleicht etwas einfacher gemacht, was den Detailgrad angeht, aber Atlas als Spielwelt gibt optisch so einiges her. Focus und Deck13 ist es gelungen, eine gute Mischung bei der Gestaltung der Welt zu finden. Ja, es gibt wirklich fast überall Sand, der sich besonders cool durchsurfen lässt, aber teilweise auch Wald- oder Gebirgsgebiete, in denen es nur zu Fuß vorwärtsgeht.

Eine weitere große Stärke in "Atlas Fallen" ist das Kampfsystem. Gameplay-Mechaniken, Dynamik und Effekte passen hier so gut zusammen, dass selbst Kämpfe mit normalen Phantomen richtig episch wirken. Im Grunde basiert das Kampfsystem zwar auf einer Mischung aus Angriff, Blocken und Ausweichen. Mit recht simplen Tastenkombinationen kann man die Attacken variieren - das sind die Basics für ein Action-Rollenspiel. Allerdings kann man zwischen Boden- und Luftkampf sehr dynamisch hin- und herwechseln. Per Luftsprint kann man Attacken ausweichen. Bis zu dreimal geht das, streut man jedoch einen eigenen Angriff mit ein, wird der Zähler sozusagen zurückgesetzt. Mit dem richtigen Timing kann man förmlich in der Luft stehen und die Gegner auseinandernehmen.

Momentum-Element sorgt für krachende Action

Phantome in "Atlas Fallen" können zur großen Herausforderung werden.

Phantome in "Atlas Fallen" können zur großen Herausforderung werden.

(Foto: Deck13)

Dazu haben die Entwickler mit dem Momentum-System noch eine Möglichkeit eingebaut, mit der sich sowohl die Basisattacken, also auch Spezialattacken beeinflussen lassen. Je mehr Treffer man austeilt, desto schneller baut sich die Momentum-Anzeige auf. Und steigt das Momentum, verändern sich auch die Waffen und deren Angriffe. Der Dünenspalter wird so irgendwann zur überdimensionalen Riesenaxt, die Angriffe nochmal eine Spur wuchtiger. Aber Vorsicht: Je mehr Momentum man angesammelt hat, desto mehr Schaden verursachen auch die gegnerischen Angriffe. Mit der Zeit baut sich das Momentum selbst ab, in Gefechten kann man es per Spezialattacke aber auch entladen. Das mündet dann in grandios inszenierten Zwischensequenzen. Es ist schon ein Kunststück, dass die Kämpfe nie langweilig werden. Durch drei verschiedene Sets an Essenzsteinen kann man seinen eigenen Kampfstil schnell wechseln und den Gegnern anpassen.

Typisch für eine Open-World gibt es natürlich abseits der Hauptstory jede Menge Nebenquests. Beschaffe Ressource X, befreie Gebiet Y von Monstern oder eskortiere Person Z zum Zielpunkt - hier geht "Atlas Fallen" keine neuen Wege. Es kann aber auch ein Vorteil sein, dass die Welt nicht mit endlosen Nebentätigkeiten zugepflastert ist, in denen man sich verlieren kann. Zwar gibt es viele NPCs, die man ansprechen kann, am Ende gibt es aber in vielen Fällen nur Hintergrundinfos zum laufenden Storypfad. Bleibt mehr Fokus für die Hauptstory, möchte man meinen.

Optisch viel mehr als nur Sand ...

Optisch viel mehr als nur Sand ...

(Foto: Deck13)

Leider hat das Spiel hier eine seiner Schwächen. Der Einstieg in die Welt von Atlas ist fast schon kryptisch, die genauen Beweggründe vieler Charaktere im Spiel sind nicht wirklich nachvollziehbar. Dazu kann man zwar seinen eigenen spielbaren Charakter selbst zusammenstellen, so wirklich viel individualisieren kann man aber nicht. Es gibt eine Handvoll Rüstungen, die aber fast alle das Gesicht unserer Figur verdecken. Das wirkt dann sehr ritterlich, aber eine fixe zentrale Figur hätte dem Spiel deutlich besser getan.

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Allen voran, weil die Entwickler viel Wert auf die Vertonung gelegt haben. Alle Dialoge sind gesprochen, dazu ist die deutsche Synchronisation wirklich gut. Das Handschuhwesen Nyall hat die deutsche Synchronstimme von Edward Norton, das vermittelt sogar einen Hauch von Hollywood.

Blockbuster-Elemente liefert am Ende vor allem die Action im Spiel. Die Abstriche im Bereich der Story und bei den Rollenspielelementen lassen sich da verschmerzen. "Atlas Fallen" gelingt es trotz weiter Wüstenlandschaften, dass kein Sand ins Getriebe kommt und Dynamik verloren geht.

Quelle: ntv.de

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