Technik

Gute Hardware nicht günstig Das müssen VR-Spieler hinblättern

Bei der HTC Vive ist am meisten Bewegung im Spiel.

Bei der HTC Vive ist am meisten Bewegung im Spiel.

(Foto: jwa)

Virtual-Reality-Spiele liegen voll im Trend und viele Nutzer überlegen, sich eine entsprechende Ausrüstung zuzulegen. Knausern lohnt sich hier nicht - wer echten VR-Spaß haben möchte, muss tief in die Tasche greifen.

Eine Zukunftsvision aus Science-Fiction-Filmen ist Virtual Reality (VR) längst nicht mehr. Wer will, kann im eigenen Wohnzimmer in virtuelle Welten abtauchen - vorausgesetzt, das nötige Kleingeld ist vorhanden. Denn wer ernsthaft in VR spielen und Videos schauen möchte, sollte in eins der Profi-Geräte investieren. Und so unterschiedlich die sind, etwas haben alle gemeinsam: einen vergleichsweise hohen Preis.

Trotzdem ist das Interesse an den Geräten groß. Einer YouGov-Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) zufolge will ein Drittel der Internetnutzer in Deutschland (32 Prozent) künftig VR-Brillen für digitale Spiele nutzen. Zurzeit gibt es dabei im Wesentlichen vier Geräte: Samsungs Gear VR für passende Smartphones, HTC Vive und Oculus Rift als Zubehör für den PC sowie Sonys Playstation VR für die Playstation 4.

Das Google Cardboard ist okay, wenn man hin und wieder kurze 360-Grad-Videos oder -Fotos anschauen möchte.

Das Google Cardboard ist okay, wenn man hin und wieder kurze 360-Grad-Videos oder -Fotos anschauen möchte.

(Foto: dpa-tmn)

Dazu kommen einfache Halterungen für Smartphones, beispielsweise Google Cardboard, das es schon ab 15 Euro gibt. Klar, dass die Erwartungen bei solchen Preisen nicht zu hoch sein sollten. Zum Spielen sind solche Lösungen allerdings nicht geeignet, mit ihnen kann man vor allem 360-Grad-Videos und -Bilder betrachten.

Interessante Smartphone-Lösungen

Eine Mischform zwischen Hightech-Brille und Smartphone-Peripherie ist die Samsung Gear VR. Die gibt es schon für unter 100 Euro, nutzen lässt sie sich aber nur in Kombination mit einem aktuellen Galaxy-Smartphone wie dem Note 5, dem S6 oder neueren Modellen. Wer so ein Gerät nicht ohnehin besitzt, sollte für den Kauf mindestens 300 Euro einplanen. Dafür bekommen Käufer allerdings eine Kombi, die bereits ein gutes Gefühl der Möglichkeiten von VR vermittelt.

Sehr vielversprechend ist Googles kürzlich vorgestellte Smartphone-VR-Brille Daydream, die nicht nur ein außergewöhnliches Design hat, sondern mit einem Controller auch ein interessantes Bedienkonzept bietet. Wenn sie Mitte November in den Verkauf geht, funktioniert sie nur mit Googles neuen Pixel-Smartphones, weitere kompatible Geräte sollen aber folgen. Der Preis für die Google Daydream steht noch nicht fest.

Die Oculus Rift benötigt wie die HTC Vive einen leistungsfähigen PC.

Die Oculus Rift benötigt wie die HTC Vive einen leistungsfähigen PC.

(Foto: dpa-tmn)

In Sachen Auflösung, Blickfeld und Software-Bibliothek haben Oculus Rift und HTC Vive aber deutlich mehr zu bieten – was sich die Hersteller auch gut bezahlen lassen: Die Rift kostet um die 700 Euro, die Vive sogar 900 Euro, sie bietet aber auch etwas mehr. So liegen der HTC-Brille spezielle Controller bei, die Greif-Bewegungen simulieren. Ähnliche, etwas kompaktere Controller für die Oculus Rift sind in Arbeit, sollen aber erst Ende des Jahres erscheinen.

Rift und Vive benötigen starken PC

"Technisch nehmen sich die beiden Lösungen nicht viel", sagt Martin Fischer, Redakteur der Computerzeitschrift "c’t". "Der Unterschied ist eher das Software-Angebot und das Roomscale-Feature der Vive." Mitgelieferte Sensoren des HTC-Geräts erfassen, wo sich der Nutzer im Raum befindet. So können sich Spieler, die den nötigen Platz zu Hause haben, beim Zocken frei durch den Raum bewegen.

Doch Rift und Vive sind nicht alleinstehend. Sie brauchen auch einen leistungsfähigen, also teuren Rechner. "Der Hardwarehunger ist schon sehr groß", sagt Fischer. Schließlich muss der PC, der die virtuellen Welten generiert, nicht nur hochauflösende Bilder erstellen. Er muss das auch sehr schnell tun. "VR erfordert eine sehr hohe Bildwiederholrate von 90 Hertz", sagt Fischer. Niedrigere Frequenzen nimmt das menschliche Auge in VR als störend wahr, empfindlichen Spielern kann dabei sogar übel werden. Bei regulären Spielen auf PC oder Konsole gelten dagegen schon 60 Hertz als angemessen.

Sonys VR-Brille könnte ein Verkaufsschlager werden, weil schon viele Spieler eine Playstation 4 haben.

Sonys VR-Brille könnte ein Verkaufsschlager werden, weil schon viele Spieler eine Playstation 4 haben.

(Foto: dpa-tmn)

Damit VR auf einem PC flüssig läuft, braucht er vor allem eine schnelle und teure Grafikkarte, sagt Fischer. "Beim Prozessor reicht dagegen schon Mittelklasse." Hinzu kommen weitere Anforderungen wie 8 GB Arbeitsspeicher und mehrere freie USB-Ports für die VR-Brille und das Zubehör. Theoretisch lässt sich ein solcher Rechner schon für knapp unter 1000 Euro zusammenstellen. "Damit erfüllt man dann aber nur die Mindestanforderungen", so Fischer. "Die aktuelle, nicht besonders anspruchsvolle Software lässt sich damit gut spielen. Die Frage ist nur, wie zukunftsfähig das ist." Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte in seinen VR-PC also deutlich mehr investieren – oder darauf vorbereitet sein, demnächst nachzurüsten.

Sony massentauglich

Insgesamt günstiger ist Sonys Playstation VR, zumindest wenn man bereits eine Playstation 4 besitzt. Alleine in Deutschland sind das immerhin rund 3,5 Millionen Nutzer - ein Riesen-Vorteil für die Japaner. Ansonsten kostet die aktuelle Konsole um die 300, die VR-Brille selbst 400 Euro. Dazu kommen noch 50 Euro für die Playstation-Kamera, ohne die Sonys VR-Lösung nicht funktioniert. Die sogenannten Move-Controller, mit denen viele Spiele mehr Spaß machen sollen, kosten je 40 Euro. Allerdings bleibt noch abzuwarten, ob Playstation VR in Sachen Qualität und Spiele-Angebot tatsächlich mit den Konkurrenten mithalten kann.

Die für Oculus Rift und HTC Vive erhältliche Software hat den Branchenexperten Niklas Wilke allerdings auch noch nicht überzeugt. "Die existierenden VR-Spiele sind oft noch eher kleine Sachen", sagt er. "Umfangreiche Titel gibt es für VR einfach noch nicht." Er rät Verbrauchern daher, mit dem Einstieg in die VR-Welt noch zu warten. "Einerseits wird die Technologie noch deutlich besser werden, andererseits werden die Preise fallen - genau wie es jahrelang bei den Smartphones war."

Quelle: ntv.de, kwe/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen