Huaweis iPad-Konkurrent Mediapad M2 10 macht laute Ansage
10.02.2016, 08:17 Uhr
Die zweispaltige Darstellung macht Apps wie n-tv auf dem Mediapad angenehm lesbar.
(Foto: jwa)
Huawei bringt mit dem Mediapad M2 ein Tablet für die Oberklasse. Mit digitalem Stift, Finger-Scanner, Smart Cover und sattem Sound hat es Spitzenambitionen. Lauert hier der nächste iPad-Konkurrent?
Die Tablet-Alleinherrschaft machte Apple lange Zeit keiner wirklich streitig. Doch iPads sind nicht mehr das Maß der Dinge, Samsung und Sony zeigen, wie wertige Android-Tablets gehen und Microsoft bedient mit seinen Surface-Pro-Geräten Profi-Ansprüche trotz des flachen und kompakten Formats. Mitmischen will jetzt auch Huawei: Das Mediapad M2 ist ein Zehnzöller mit edlem Alukleid, guter Technik und Profizubehör. Reicht das für einen Platz in der Spitzenklasse?
Die Hände würden sagen: Ja. Das Mediapad wirkt hochwertig, liegt gewichtig in der Hand und schmeichelt dem Tastsinn. Huawei setzt bei seinen Spitzen-Smartphones auf Metall und tut gut daran, dieses auch bei seinem neuen Tablet einzusetzen. Kühles und solide verarbeitetes Aluminium vermittelt eben Wertigkeit - genau wie hohes Gewicht: Mit rund 500 Gramm ist das Mediapad schwerer als die Wettbewerber, das iPad Air 2 ist gut 50 Gramm leichter, das Galaxy Tab S2 sogar über 100 Gramm. Doch das stört nicht, sondern trägt zum guten Eindruck bei.
Klasse Display mit ausreichend Schärfe
Das Display ist zwar brillant und hell, die Darstellung ist aus jedem Blickwinkel gleich gut. An Schärfe kann es der Konkurrenz aber nicht ganz das Wasser reichen. Adleraugen erkennen bei genauem Hinsehen einzelne Bildpunkte, vor allem Schrift erscheint nicht gestochen scharf. Aus normalem Betrachtungsabstand genügen die Full-HD-Auflösung und die Pixeldichte von 218 ppi aber für ausreichend scharfe Bilder, Farbwiedergabe und Kontraste sind klasse.
Nützlich ist der Fingerabdruck-Scanner, der ähnlich wie bei Samsungs Tablets mittig unterhalb des Displays sitzt und bis zu fünf registrierte Fingerabdrücke schnell und zuverlässig erkennt. Der längliche Sensor ist keine physische Taste, funktioniert aber wie eine: Eine längere Berührung führt immer zurück zum Homescreen. Pluspunkt für bequeme Navigation: Wischen über den Home-Button führt entweder eine Ebene zurück oder zu den zuletzt geöffneten Apps.
EMUI fürs Tablet
Die Softwareoberfläche selbst ist nur wenig ans Tabletformat angepasst - bezeichnend, dass während der Einrichtung beständig vom "Telefon" statt vom "Tablet" die Rede ist. Das Einstellungsmenü ist zwar übersichtlich zweispaltig, ein Dual-Screen-Modus erlaubt die gleichzeitige Darstellung von zwei Fenstern. Ansonsten gibt es aber kaum Extras, Huawei hat seine Benutzeroberfläche EMUI aufs Tablet übertragen. Die App ClariFi, eine Zusammenarbeit mit den Audioprofis von Harman Kardon, soll stark komprimierten Audiodateien zu besserem Klang verhelfen, mit ClariVu soll sich die Darstellung des Bildschirms anpassen lassen - auf dem n-tv.de-Testgerät fehlte diese Funktion aber.
- System: Android 5.1
- Display: 10,1 Zoll, LCD, Full HD (1920 x 1080 Pixel), 218 ppi
- Prozessor: HiSilicon Kirin 930, Octa-Core, max. 2 GHz
- Arbeitsspeicher: 2 GB/3 GB (Premium Edition)
- Interner Speicher: 16 GB/64 GB (Premium Edition)
- Fingerabdruck-Scanner
- 4 Lautsprecher
- LTE, WLAN ac, Bluetooth 4.1
- Kamera: 13 MP
- Frontkamera: 5 MP
- Akku: 6600 mAh
- Maße: 239,8 x 172,75 x 7,35 mm
- Gewicht: ca. 500 g
- Zubehör: M Pen und Smart Cover (Premium Edition)
Das Mediapad kommt in zwei Varianten, die Standard-Ausführung mit 2 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 16 GB internem Speicher. Die Premium-Version hat mit 3 GB RAM und 64 GB Flash-Speicher mehr Reserven, für normalen Gebrauch reicht aber die Standard-Version. Entscheidender Unterschied: Der Premium-Variante des Mediapad liegt ein digitaler Stift bei - ein cleveres Extra gegen Aufpreis. Der M Pen wirkt hochwertig und robust, Eingaben gelingen flüssig und ohne nennenswerte Verzögerung. Eine Funktionstaste ist für Extras da, zum Beispiel für den Schnellzugriff auf Mails, Notizen, Rechner oder Hilfe. Das kreisrunde Menü kann von überall aus aufgerufen werden, anpassen lässt es sich aber nicht.
Digitaler Stift mit Haken
Die App Bamboo Paper erstellt virtuelle Zeichen- und Notizbücher mit verschiedenen Papiersorten, Umschlägen und Stiftdicken - Kugelschreiber, Filzstift oder Pinsel gibt es gratis, Bleistift und andere Varianten müssen dazugekauft werden. Zum Anlegen von Skizzen oder kurzen Notizen ist Bamboo zwar geeignet, doch ist der Funktionsumfang zu begrenzt, um ambitionierten Zeichnern zu genügen. Großes Minus: Während der Stifteingabe kann die App zwar Berührungen einzelner Finger oder des Handballens ignorieren, berührt man aber die Navigationstasten oder den Fingerabdrucksensor mit der Hand, wird sofort eine Aktion ausgelöst - der Nutzer wird aus der App herausgeworfen und landet auf dem Homescreen oder in der App-Übersicht, gerade gemachte Eingaben müssen wiederholt werden.
Wer handschriftliche Notizen in Text umwandeln will, nutzt dafür besser die Notiz-App Memo. Bei halbwegs ordentlicher Schrift ist die Erkennungsrate hoch, die Fehlerquote gering, Latenz kaum vorhanden. Einen großen Nachteil gibt es aber auch hier: Auf dem Testgeräte waren nur Englisch oder Chinesisch als Eingabesprachen verfügbar. Wer deutsch schreibt, den schickt die automatische Worterkennung in sinnloses Sprachgewirr - das ist zwar amüsant zu lesen, aber wenig erbaulich und zudem frustrierend, weil es die nützlichen Aspekte der Handschrifteingabe radikal aufhebt. Update bitte!
Klasse Klangbild
Gelungen ist die Soundwiedergabe, bei der das Mediapad seinem Namen und dem 16:10-Format gerecht wird und sein Multimediatalent beweist. Je zwei Lautsprecher geben den Sound an beiden Längsseiten aus, der Klang ist laut und klar und erlaubt eine Ahnung von Bass, auch wenn von echten Tiefen natürlich nicht die Rede sein kann. Trotzdem, wenn's sein muss, kommt das Mediapad auch ohne externe Boxen oder Kopfhörer aus.
Das passende Zubehör für unterwegs gibt's bei der Premium-Variante gleich dazu: Im Smart Cover wird das Mediapad sicher verstaut, aufgeklappt bietet es drei verschiedene Winkel, um das Tablet aufzustellen. Eine Halteschlaufe für den M Pen ist auch mit dabei, sodass der Stift unterwegs nicht verloren geht. Und wer die internen Lautsprecher nutzt, bekommt beim Smartcover einen Soundbonus: Steht das Tablet schräg auf dem Tisch, reflektiert die Oberfläche die höheren Frequenzen und gibt den Sound noch klarer wieder.
Wer auf derlei Extras Wert legt, bekommt mit dem Mediapad M2 ein ordentliches Tablet, das den Vergleich mit den Großen nicht scheuen muss. Beide Kameras sind in Ordnung und liefern akzeptable Bildqualität - mehr braucht es für ein Tablet nicht und zum ernsthaften Fotografieren ist das Mediapad ohnehin etwas schwer. Der Akku hält mit 6600 Milliamperestunden angemessen lange durch, ein Dauerläufer ist er aber nicht. Die genannten Kritikpunkte trüben aber das Vergnügen - offen ist, inwiefern hier Software-Updates Abhilfe schaffen können. Wenn vor allem die Stifteingabe noch weiter verbessert wird, ist das Mediapad in der Premiumversion (rund 500 Euro) ein tolles Tablet, mit dem man auch produktiv arbeiten kann. Die Standard-Ausführung für rund 350 Euro ist immerhin noch ein gutes Tablet für den Hausgebrauch, das tadellos verarbeitet ist und mit gutem Display und gutem Sound punktet.
Quelle: ntv.de