Technik

Große Klappe, nichts dahinter? Samsung Galaxy View ist ein teurer Riese

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(Foto: jwa)

Das Galaxy View ist ein riesiges Android-Tablet mit 18,4-Zoll-Bildschirm. Es ist schwer und beschränkt in den Einsatzmöglichkeiten. Ein Traum für Entertainment-Fans oder ein nutzloser Technik-Klotz?

Das Riesen-Tablet von Samsung ist ein echter Brummer. Die erste Reaktion beim Auspacken des kiloschweren Trumms mit fast 50 Zentimeter Bildschirmdiagonale: Wer braucht so etwas? Samsungs Tablets zählen zu Recht zu den besten, die es für die Android-Plattform gibt. Und bei der Note-Reihe bietet Samsung schon länger, was Apple jetzt mit dem iPad Pro eingeführt hat - einen digitalen Stift, der Einsatz- und Bedienmöglichkeiten erweitert. Aber beim View? Da fehlen derlei Extras. Lediglich ein unpraktischer Standfuß ist dabei, für den mobilen Einsatz ist es nicht geeignet. Die Frage lautet also: Warum?

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Der Klappständer des Galaxy View kennt nur zwei Positionen.

(Foto: jwa)

Samsung hat darauf natürlich eine Antwort. Das Galaxy View ist größer als die meisten Notebook-Displays und dient damit hervorragend als Abspielgerät für Filme, Videos und Streams aus dem Netz - genau das richtige also für die Generation Youtube und Netflix. Während sich bei anderen Tablets langsam das lesefreundlichere 4:3-Format durchsetzt, das auch im Hochformat Sinn ergibt, lässt das breite 16:9-Display des View keinen Zweifel am Heimkino-Anspruch des XXL-Tablets. Das View ist ein geborener Entertainer und dient sich als smarter Fernseher-Ersatz an.

Unflexibler Klappständer

Solange man auf der Couch sitzt, Videos schaut und sich unterhalten lässt, ist das auch in Ordnung. Das Bild könnte aber schärfer sein - die Pixeldichte beträgt lediglich 120 ppi - und der Klang der nach hinten gerichteten Lautsprecher ist etwas blechern. Problematisch ist die begrenzte Flexibilität des Riesendings. Auf dem Schoß oder auf einer Tischplatte kann man es nur quer ablegen, dafür sorgt der fest angebrachte Klappständer, der nur zwei Positionen kennt. Zum Aufstellen auf dem Tisch wird die untere Hälfte vom Tablet weggeklappt - dann steht es sicher und dank des hohen Gewichts von 2,65 Kilogramm relativ rutschfest. Zum Transportieren klappt man den Ständer in die andere Position, dann wird ein Tragegriff frei, mit dem das View ein bisschen an eine Einkaufstasche erinnert. In dieser Position kann es auch auf dem Schoß platziert werden, es liegt dann leicht angewinkelt.

Die wichtigsten technischen Daten
  • System: Android 5.1.1
  • Display: 18,4 Zoll, Full HD (1920 x 1080 Pixel, 120 ppi)
  • Prozessor: 1,6 GHz, Octa-Core
  • Arbeitsspeicher: 2 GB
  • Interner Speicher: 32 GB, Micro-SD-Steckplatz
  • WLAN ac, Bluetooth 4.1, USB 2.0
  • Frontkamera: 2,1 MP
  • Akku: 5700 mAh
  • Abmessungen: 451,8 x 275,8 x 11,9 mm
  • Gewicht: 2,65 kg

Großer Nachteil: Der Klappständer ist fest angebracht, den relativ steilen Neigungswinkel des Displays kann man nicht verändern, es gibt nur eine Standposition. Um den Bildschirm bequem ablesen zu können, muss man immer mehr oder weniger auf Augenhöhe sein. Das gilt erst recht fürs Tippen auf der Bildschirmtastatur.

Das View ist ein Android-Tablet, es läuft aktuell mit Android 5.1.1. Wer das Tablet auch als Arbeitsgerät nutzen will, kann Maus und Tastatur per Bluetooth anbinden und zum Beispiel auf die Office-Apps von Microsoft zurückgreifen. Aufwänderige Aufgaben wie Videoschnitt oder Bildbearbeitung dienen sich beim View nicht unbedingt an - bei größeren Dateimengen und anspruchsvollen Aufgaben dürfte die Hardware-Ausstattung zu knapp sein. Der Octa-Core-Prozessor taktet mit 1,6 Gigahertz, der Arbeitsspeicher fasst 2 Gigabyte. Das reicht bei aktuellen Smartphones noch für die gehobene Mittelklasse und zum Videostreamen und für Office-Anwendungen allemal. Allzu anspruchsvoll sollten Käufer des View aber nicht sein. Zudem lassen die Anschlussmöglichkeiten zu wünschen übrig. Ein Micro-USB-Steckplatz, ein Kopfhörerausgang, das ist alles. Immerhin: Das Ladekabel hat einen eigenen Steckplatz.

Streaming ja - und sonst?

Der interne Speicher fasst 32 Gigabyte, ein SD-Kartensteckplatz ist ebenfalls verbaut. Doch das View ist vor allem aufs Streaming ausgelegt. Ein Extra-Homescreen präsentiert in einer Kachel-Anordnung Direktlinks zu den Apps von Anbietern wie Netflix, Maxdome, Youtube oder RTL Now. Bei der Ersteinrichtung müssen diese Apps noch installiert werden, austauschen oder verändern kann man die Anordnung nicht. Ein kleines Symbol unten links führt zur App "Family Square". Hier können Familienmitglieder oder enge Freunde Inhalte von ihren Smartphones aus teilen - Fotos, Videos oder handschriftliche Notizen. Teilnehmen können sie aber nur, wenn sie ein Samsung-Gerät haben, kompatibel sind S5, S6, S6 Edge und Edge Plus, Note Edge, Note 4 und Note 5.

Weiter bietet das View nicht viel - besondere Funktionen, die sich die Größe des Bildschirms zunutze machen oder speziell angepasste Apps sucht man vergebens. Der Vergleich mit Apples iPad Pro, der sich beim ersten Gedanken anbietet, ist daher auch völlig falsch. Gemeinsam haben die beiden nicht mehr als ihre ungewohnte Größe. Das iPad Pro wird als potentes Arbeitsgerät beworben, das Galaxy View ist nicht viel mehr als ein teurer Fernsehersatz mit Touch-Bildschirm und Android-System. Ob man dafür 650 Euro investieren möchte, muss jeder für sich entscheiden.

Quelle: ntv.de

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