US-Anwälte angeheuert Abramowitsch will um seine Luxusjets kämpfen
08.07.2022, 18:25 Uhr
Der russische Milliardär Roman Abramowitsch hat eine Anwaltskanzlei gefunden, die ihn vertreten will. Nicht selbstverständlich seit der Invasion Russlands in die Ukraine.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Der russische Oligarch Abramowitsch will in den USA die Beschlagnahmung zweier Jets abwenden. Wert der Maschinen: 400 Millionen Dollar. Die US-Behörden werfen dem Milliardär Sanktionsverstöße vor. Wo die Maschinen sind, ist unklar.
Der russische Milliardär Roman Abramowitsch will gegen eine von US-Behörden angeordnete Beschlagnahmung seiner Luxusjets juristisch vorgehen. Wie das "Wall Street Journal" (WSJ) meldet, beauftragte er hierzu die US-Anwaltskanzlei Kobre & Kim. Mitbegründer Michael Kim äußerte sich zum Mandaten mit den Worten: "Kobre & Kim freut sich, seine Unterstützung in Angelegenheiten von rechtlicher Bedeutung anzubieten, um sicherzustellen, dass das Gesetz fair angewendet wird."
Dass eine US-Kanzlei die Angelegenheiten eines Oligarchen übernimmt, ist seit der Invasion Russlands in die Ukraine im Februar eher zur Ausnahme geworden. Geschäftsverbindungen mit "Kreml-Kumpels" gelten als reputationsschädigend. Viele Kanzleien, und Beratungsunternehmen haben ihren russischen Mandanten gekündigt.
Abramowitsch ist langjähriger Mitarbeiter von Kreml-Chef Wladimir Putin und mit einem geschätzten Vermögen von 11,9 Milliarden US-Dollar auch einer der reichsten Menschen Russlands. Er selbst bestreitet, finanzielle Verbindungen zum Kreml zu haben.
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine von Großbritannien und der EU wurde Abramowitsch im März in Großbritannien in der EU - wie viele Oligarchen - sanktioniert, in den USA blieb der 55-Jährige allerdings verschont. Als Grund hierfür gilt, dass er - auf ausdrücklichen Wunsch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj - versucht, zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln.
"Da unser Mandant sowohl für seine Beteiligung an den Friedensverhandlungen als auch für seine humanitären Bemühungen anerkannt ist, ist ein ordnungsgemäßes und faires Verfahren in Bezug auf alle rechtlichen oder administrativen Angelegenheiten unerlässlich, um sicherzustellen, dass seine Bemühungen nicht behindert werden", erklärte die Kanzlei.
Luxus-Jets im Wert von 400 Millionen Dollar
Im Juni hatten die US-Behörden - ungeachtet seiner Friedensmission - angeordnet, zwei Luxusjets aus Abramowitschs Besitz zu beschlagnahmen. Als Handhabe dienten dabei nicht die Sanktionen gegen Oligarchen, sondern die ebenfalls wegen des Kriegs verhängten US-Exportkontrollen, die auch mehrheitlich in den USA hergestellte Flugzeuge betreffen. Zur Begründung hieß es: Abramowitsch habe gegen US-Sanktionen verstoßen, weil die Maschinen im Februar ohne die erforderliche US-Exportlizenz nach Russland geflogen seien.
Das Timing lässt aufmerken: Russland begann seinen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar diesen Jahres. Laut FBI-Informationen machte Abramowitsch zudem nur wenige Tage vor Putins Invasion einige oder alle seiner sieben Kinder zu Nutznießern des in Zypern ansässigen Europa Settlement Trusts. Auf dem Papier war der Trust Eigentümer seiner Jets, Yachten, einem Hubschrauber sowie anderer Vermögenswerte.
Der ehemalige Besitzer des britischen Fußball-Clubs Chelsea hat vier Töchter und drei Söhne im Alter zwischen 8 und 30 Jahren, alle besitzen eine doppelte Staatsbürgerschaft. Entweder sie haben einen russischen und britischen Pass oder sie haben die russische und amerikanische Staatsbürgerschaft.
Bei den Abramowitsch-Flugzeugen handelt es sich um eine maßgeschneiderte Gulfstream G650ERa im Wert von etwa 60 Millionen US-Dollar und eine maßgeschneiderte Boeing 787-8 Dreamliner im Wert von 350 Millionen US-Dollar - einer der teuersten Privatjets der Welt. Wo sich die Flugzeuge derzeit befinden, ist unklar - vermutlich aber nicht in den USA. Im Juni hatte das US-Justizministerium mitgeteilt, die Boeing befinde sich in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Gulfstream-Maschine sei in der russischen Hauptstadt Moskau.
Ob und wann die US-Behörden der Flugzeuge habhaft werden könnten, ist unklar. Für Abramowitsch ist es gleichzeitig schwer, diese Maschinen international zu nutzen. Offenbar baut er nun auf brillante Juristen. Nach Informationen des WSJ liegt der Stundenlohn der Top-Anwälte zwischen 875 und 1900 US-Dollar. Der Einsatz könnte sich lohnen.
Quelle: ntv.de, ddi